Er ist in diesem Haus geboren, aufgewachsen bis zu seinem 16. Lebensjahr. Ganze acht Jahre lang bewohnte er als Erstgeborener eine eigene Kammer im Zwischengeschoss - das sei echter Luxus gewesen in der damaligen Zeit. Stolz führt Günther Werberich die Gäste der Ausstellungseröffnung durch sein Geburtshaus. An vielen Einrichtungsstücken hängen Erinnerungen. „Die Wanne hier hat mein Vater selbst gefliest und auch der Waschkessel ist noch original“, erzählt er seinen neugierigen Zuhörern im Badezimmer.
Baulich habe sich hier nichts verändert, erinnert sich der ehemalige Hausbewohner. Gemeinsam mit Großeltern, Eltern und vier jüngeren Geschwistern verbrachte er seine gesamte Kindheit und Jugend in dem Reihenhaus in der Georg-Groha-Straße 25.
Heute, 61 Jahre nach seinem Auszug, hat sich das Einfamilienhaus in ein begehbares Museum verwandelt. Einen Spaziergang durch 70 Jahre Wohngeschichte bietet hier die Ausstellung „Wohnen im Wandel“. Vom 5. Mai bis zum 30. September 2017 kann die Ausstellung kostenlos besucht werden.
100 Jahre Bauverein
Anlässlich seines 100. Jubiläums hat der Bauverein Schweinfurt in Zusammenarbeit mit Daniela Kühnel, Kunsthistorikerin und Kuratorin der Ausstellung „Made in Schweinfurt“, das Haus mit Möbelstücken und Gegenständen aus 70 Jahren Wohngeschichte ausgestattet. Auf insgesamt 130 Quadratmetern Wohn- und Gartenfläche schufen sie gemeinsam einen authentischen Ort, der das Arbeiterleben des 20. Jahrhunderts widerspiegelt.
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Für die Ausstellungseröffnung am 4. Mai öffneten sich zum ersten Mal die Türen des Reihenhauses für die Augen der Öffentlichkeit. In seiner Begrüßungsrede bedankte sich Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Thomas End für die ausgesprochen angenehme Zusammenarbeit und hieß alle Vorstände, Aufsichtsräte und Gäste herzlich willkommen. „Das Haus präsentiert die Geschichte des Bauvereins, von der Gründerversammlung im Juli 1917 bis zu den Zukunftsplänen der Genossenschaft,“ schloss End stolz.
Bürgermeisterin Sorya Lippert gratulierte im Namen des Oberbürgermeisters und der gesamten Stadtverwaltung zum 100. Jubiläum. Anschließend dankte sie dem Bauverein, der nach dem ersten Weltkrieg in Zeiten der Industrialisierung und der Wohnungsnot das Leben der Arbeiter aufgebrochen und neue Perspektiven für die Stadt Schweinfurt geschaffen habe.
Liebevoll eingerichtet
Die anschließende Führung mit Daniela Kühnel zeigt ein liebevoll und authentisch eingerichtetes Haus. Der Wohnraum des kleinen Reihenhauses erstreckt sich über zwei Etagen. Im Obergeschoss bieten drei Kammern einen Einblick in die Vergangenheit. Neben dem massiven Holzbett erinnert der klassische Nachttopf an ein Leben ohne Wasseranschluss.
Die große Wohnküche im Erdgeschoss zeigt, was es heißt, sich selbst zu versorgen, denn das Buffet ist nicht nur mit Geschirr ausgestattet - zahlreiche Einmachgläser stehen auf den Regalbrettern.
Herzstück des Einfamilienhauses ist der Garten. Mit seinen Obstbäumen, Beeten und dem Kleintierstall versorgte er die Bewohner ganzjährig mit Obst, Gemüse und Fleisch. „Früher hatten wir sogar Hühner“, erinnert sich Günther Werberich, als er in den wiederbelebten Kaninchenstall blickt. Auch heute sind alle Beete mit Gemüse und Kräutern bepflanzt und an der Wäscheleine weht frische Wäsche im Wind.
Öffnungszeiten:
Di-So 14-17 Uhr, Do 14-21 Uhr und nach Vereinbarung. Montag geschlossen.
Anmeldung unter: Tel. 09721/3705662,
E-Mail: ausstellung@bauverein-sw.de