Das Herz muss mit aufs Bild - erst kürzlich haben es die Gießübels beim traditionellen bischöflichen Segen in Würzburg anlässlich ihrer Goldenen Hochzeit erhalten. 50 Jahre verheiratet - eine "erfüllte, glückliche" Zeit, wie sie beide zufrieden feststellen. Am 5. September 1969 gaben sich die Hesselbacherin und der Grafenrheinfelder das standesamtliche, am Tag darauf kirchliche Ja-Wort in Grafenrheinfeld.
Viel ist seitdem passiert: Die Gießübels sind über die vielen Ehejahre verlässliche Stützen im Dorfleben geworden, beruflich, ehrenamtlich und privat. 1978 wird Robert Gießübel mit 31 Jahren zum Bürgermeister gewählt; vier Amtsperioden gestaltet er maßgeblich die Geschicke Grafenrheinfelds, das er vom bäuerlichen Dorf zu einer modernen Gemeinde mit hoher Lebensqualität führt. Ehefrau Rita stärkt ihm derweil den Rücken, versorgt die drei Kinder, Haus, Hof und Garten; gleichzeitig bewirtschaften die Gießübels noch im Nebenerwerb Äcker. Geändert hätten sie rein gar nichts, sagen sie heute, auch wenn die lange Bürgermeisterzeit zwar schön war, stellte sie aber die junge Familie auch immer wieder vor große Herausforderungen: Ein Rund-um-die-Uhr-Job im öffentlichen Leben, Ansprechpartner für alles, sogar für Eheprobleme mitten in der Nacht, wie Robert Gießübel schmunzelnd erzählt.
Das ist übrigens bis heute so, dass viele Grafenrheinfelder sich mit ihren Sorgen an Rita und Robert wenden. Auch das Vereinsleben haben die Gießübels mit geprägt, so ist die 72jährige seit über 30 Jahren in der Seniorenarbeit aktiv und auch im Frauenbund war sie Jahrzehnte in der Vorstandschaft. Aktuell zahlen die beiden in 17 Vereinen Mitgliedsbeitrag, viele davon hat Robert Gießübel mitbegründet, wie die Malteser, bei denen er im Hesselbacher Ortsverein bei einem ersten Hilfekurs seine Zukünftige 1967 kennenlernte.
Eine Herzenssache ist beiden die fränkische Kultur mit ihren Sitten und Bräuche; immer wieder beharrte Robert Gießübel teils ziemlich hartnäckig auf Trachten und Traditionen. Mit Erfolg, tragen doch viele der Vereine vom Musikverein bis zum SFZ bis heute bei Auftritten Tracht. Darauf ist der 73-Jährige, der 2003 zum Altbürgermeister, 2009 dann für seine Verdienste zum Ehrenbürger ernannt wurde, sehr stolz. Immer wieder sorgt Gießübel dazu mit seinen humorigen fränkischen Auftritten und seinem berühmten hochprozentigen "Schöpfergeist" aus der Suppenkelle für fröhliche Stimmung, ob als Wallfahrtsleiter mit seiner Rita im Team, Gästeführer oder Museumsverantwortlicher, dazu unterhält er mit Mundart-Vorträgen bei Seniorenveranstaltungen im ganzen Landkreis.
Ein weiteres Steckenpferd ist die Musik, bis heute spielt der Altbürgermeister bei der Kirchenmusik das Tenorhorn und hat sich in der ARGE Volksmusik für Volkstanz und Volksmusik stark gemacht, seit einiger Zeit spielt Rita Gießübel die Veehharfe und tritt regelmäßig auf. Die Gießübels wirken höchst zufrieden; "schön" sagt der Altbürgermeister ist es, nicht mehr für alles hauptverantwortlich zu sein, "schön ist es aber auch, im Dorf so gerne gesehen zu sein", auch weil sich die Gießübels bis heute mit unzähligen Helferstunden für das Dorfwohl engagieren. Zum Jubiläum ist nichts Großes geplant. Wir sind da, grinsen beide und am Wochenende geht es dann mit den drei Kindern, vier Enkeln und Anhang auf einen Ausflug; "Hauptsache" sagt Rita, "die Familie ist gemütlich beisammen".