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CHÂTEAUDUN/SCHWEINFURT
50 Jahre deutsch-französische Stätdtepartnerschaft
50 Jahrfeier in Châteaudun: Die Bürgermeister Alain Venot und Sebastian Remelé erneuern mit einer neuen Urkunde das 50 Jahre altes Freundschaftsversprechen unter den Augen der Kollegen Mana del Mar Romero aus Spanien und Daniela Hebnarova aus Tschechien.
Foto: Hannes Helferich | 50 Jahrfeier in Châteaudun: Die Bürgermeister Alain Venot und Sebastian Remelé erneuern mit einer neuen Urkunde das 50 Jahre altes Freundschaftsversprechen unter den Augen der Kollegen Mana del Mar Romero aus Spanien ...
Hannes Helferich
Hannes Helferich
 |  aktualisiert: 11.12.2019 15:08 Uhr

Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Frieden und Fortschritt sind die Kernworte einer Urkunde, die OB Sebastian Remelé und Châteauduns Bürgermeister Alain Venot bei der Jubiläumsfeier am Wochenende in der französischen Stadt unterzeichnet haben. Das Zeremoniell am Samstag auf dem Rathausplatz war Symbol für eine Erneuerung des vor 50 Jahren gegebenen Partnerschaftsversprechens. Ziel ist ein intensiverer Austausch gerade junger Menschen.

Venots Rede endete mit dem Satz „Es lebe unsere Freundschaft“; „auf eine lange Freundschaft“, rief Remelé unter dem Beifall der 400 Menschen auf dem Platz des 18. Oktober. Darunter rund 70 Schweinfurter, die allesamt drei von großer Herzlichkeit geprägte Tage erlebten. Dazu trugen – quasi länderübergreifend – auch die Delegationen der weiteren Partnerstädte Châteauduns bei.

Im Vordergrund stand die Jubelfeier mit Schweinfurt. Eingebunden war der 20. Geburtstag mit der spanischen 30 000-Einwohnerstadt Marchena (bei Sevilla), als Gäste wirkte eine Delegation von Kromeriz mit. Die Tschechen sind seit fast 25 Jahren mit den Franzosen befreundet. Arklow als vierter Partner musste absagen. Linda McEvoy vom irischen Partnerschaftsverein schickte aber die Botschaft, dass das „Europäische Haus vieler solcher kleinen Steine“ weiterhin bedürfe.

Auftakt war Freitag (13. Juni) mit einem Empfang im „Salle Panoramic“ der Veranstaltungshalle Espace Malraux. „Je t'aime“ intonierte die Band „Musik Suivre“. Es folgten freundliche Begrüßungsworte Venots, was OB Remelé fast euphorisch erwidern ließ, dass Paris eine Weltstadt sei, „aber das wahre Herz von Frankreich in Chateaudun schlägt“.

Die Bedeutung einer so langen Freundschaft drückte auch die Bundesrepublik aus, als die Pariser Botschaft ihren Gesandten Max Maldacker nach Châteaudun schickte.

Am Abend überreichte OB Remelé bei einem Gala-Diner ein „ganz besonderes“, erstes Geschenk: Die Big Band der Musikschule. Die 21 jungen Musiker unter der Leitung von Klaus Hammer opferten ihre Pfingstferien, hinterließen bei diesem und weiteren viel beachteten Auftritten – auf dem Platz des 18. Oktober, beim Bayerischen Abend in der Markthalle und beim öffentlichen Picknick im Leo-Lagrange-Park am Sonntag – einen hervorragenden Eindruck. Sie heimsten zu Recht viel Beifall ein.

Hauptakt am Samstag: Die 50-Jahrfeier. Die Bürger in der 13 000-Einwohner-Stadt waren übers Ereignis bestens informiert. An jeder Ausfallstraße erinnerten große Werbetafeln an den Geburtstag, in jedem Geschäft hingen Plakate, die an die „50 ans d'amitie“, an die 50 Jahre Freundschaft der Franzosen mit Schweinfurt erinnerten. Überall sah man Fahnen und Fahnenbänder, abwechselnd Tricolore und Schwarz-Rot-Gold.

Vom Rathausplatz ging es unter den Klängen der Stadtkapelle zum Denkmal, das an die Toten aller Kriege erinnert. Die Veteranen Gilbert Ferrand und Gilbert Berlant legten einen Kranz nieder, die beiden Bürgermeister taten es ihnen gleich. Der 82-jährige Ferrand war im Algerienkrieg (1956-1962) Soldat, sein Vater kämpfte im Zweiten Weltkrieg gegen die Deutschen. Ferrand ist froh, dass Frieden herrscht und berichtete dem Reporter von der Freundschaft mit Alt-OB Kurt Petzold, bei dem er schon übernachtet habe.

Rückkehr vor das Rathaus. Venot erinnerte an die Väter der deutsch-französischen Freundschaft, Charles de Gaulle und Konrad Adenauer. Er schilderte, wie später Remelé, die Entstehung der „Jumelage“ von Schweinfurt und Châteaudun. „Freundschaft ist die beste Waffe für den Frieden“, sagte er. Viel Beifall.

Schweinfurts OB hielt seine Rede auf Französisch, eine Geste, die gut ankam. Er erinnerte an das „unendliche Leid“ vor allem in den zwei Weltkriegen, drückte sein Bedauern darüber aus, dass Europa zu sehr allein unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachtet werde. „So unbedeutend unsere beiden Städte auch mit Blick auf die Landkarte Europas sein mögen, so sehr ist eine solche Partnerschaft Grundlage des europäischen Einigungs- und Friedensgedankens“. Auch er erntete Applaus.

Es folgte die Unterzeichnung der Urkunde, dann das Bürgerfest, an dessen Beginn der etwas verunglückte Bieranstich durch Venot stand. Meta Vogel-Jehli, die als Vorsitzende des Schweinfurter Freundeskreises eine bis 20. Juni andauernde Bürgereise für 40 Schweinfurter organisiert hat, hatte vom Brauhaus einige Fässer mitbekommen. Die Franzosen schienen nicht immer nur auf Cidre oder Vin rouge zu stehen: Sie rissen sich förmlich ums Volksfestbier.

Am Abend das gleiche Bild, in der Markthalle war der Bayern-Bierabend für die Schweinfurter – darunter fünf aktuelle und zwei Ex-Stadträte, zehn Spanier, fünf Tschechen und 300 Franzosen. Höhepunkte waren Auftritte von Feuerschluckern, ein Feuerwerk.

Am Sonntag die etwas kleiner gehaltene 20-Jahrfeier mit Marchena im Rathaus. Dort trugen sich der spanische Bürgermeister Mana del Mar Romero, die tschechische Kollegin Daniela Hebnarova, Venot und Remelé ins Goldene Buch ein, dessen erster Eintrag von Charles de Gaulle ist. Am Nachmittag war Bürgerfest im Lagrange-Park, den die Big Band gestaltete. Letzter Höhepunkt: Die Bürgermeister und Stadträte aller Delegationen pflanzten einen Europa-Freundschaftsbaum, eine deutsche Eiche. Am Abend verhalft auch Schweinfurt Frankreich zum Sieg bei der Fußball-WM gegen Honduras.

 
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