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Obereuerheim
450 Jahre Schloss Euerburg in Obereuerheim: Ein Schloss voller Geheimnisse
Die idyllisch gelegene Schlossanlage und Pfarrkirche St. Laurentius in Obereuerheim.
Foto: Ruth Volz | Die idyllisch gelegene Schlossanlage und Pfarrkirche St. Laurentius in Obereuerheim.
Ruth Volz
 |  aktualisiert: 13.01.2022 02:19 Uhr

Ein stolzes Bauwerk ist das mächtige Renaissanceschloss in Obereuerheim, das auf eine 450-jährige Geschichte zurückblicken kann. Auf einer Anhöhe überragen das von den Freiherren von Bibra errichtete Schloss und die Kirche St. Laurentius den gesamten Ort.

Georg Christoph von Bibra, dessen Grabmal noch heute im Chor der Pfarrkirche zu finden ist, beginnt 1571 mit dem Bau. Ein burgähnlicher Vorgängerbau war rund 50 Jahre vorher, im Jahr 1525 im Bauernkrieg, niedergebrannt worden. Von diesem sind heute noch ein Keller und ein paar Mauerreste erhalten.

Die Geschichte der Familie von Bibra auf Schloss Euerburg war bis dato wenig bekannt. Für das Jubiläumsjahr sollte Licht ins Dunkel gebracht werden, sagt Ruth Volz vom Historischen Arbeitskreis der Gemeinde Grettstadt. Unterstützung fand sie bei Günther Birkle, dem Ehrenvorsitzenden des ortsgeschichtlichen Arbeitskreises Schwebheim und einem Kenner der Familiengeschichte der Freiherren von Bibra.

Wie im Dornröschenschlaf wirkt das Obereuerheimer Renaissanceschloss im winterlichen Schnee.
Foto: Ruth Volz | Wie im Dornröschenschlaf wirkt das Obereuerheimer Renaissanceschloss im winterlichen Schnee.

"Eine verzwickte Angelegenheit. Die Erbverhältnisse waren schwierig zu recherchieren", sagt Birkle. Georg Christophs Opa war Wolf von Bibra, der zusammen mit seinem Bruder Wilhelm Schlossherr von Euerbach war. Wolf hatte zehn Söhne und fünf Töchter, darunter Georg Christophs Vater Stefan und der Schwebheimer Heinrich von Bibra.

Stammbaum der Familie Bibra

Im 16. Jahrhundert bestand die Familie Bibra aus fünf Linien: der Adolf’schen, Berthold’schen, Friedrich’schen, Anton’schen und Konrad‘schen. Bis 1602 sind diese bis auf eine ausgestorben. Die Berthold’sche Linie lebt fort und teilt sich nach dem Tod von Hans von Bibra durch dessen Söhne Valentin und Bernhard in die nach diesen beiden Personen benannten Stämme, aus denen alle Linien der Folgezeit entspringen.

Schloss Euerburg Obereuerheim und Kirche St. Laurentius um 1960.
Foto: Fotosammlung Robert Orth | Schloss Euerburg Obereuerheim und Kirche St. Laurentius um 1960.

Bereits seit 1492 ist die Euerburg im Besitz der Familie Bibra – Darius von Heßberg verkaufte die Burg an seinen 9-jährigen Urenkel Wilhelm von Bibra, der später 1513 auch Schlossherr in Schwebheim wird.

Bau der Euerburg in Obereuerheim

Georg Christoph von Bibra erhält 1571 Ober- und Untereuerheim und Kleinbardorf zum Lehen und beginnt noch im selben Jahr mit dem Obereuerheimer Schlossbau. Es entstehen der Vorderbau, Mitteltrakt und drei Rundtürme. Den baugleichen Treppenturm des Schlosses findet man als Bibraturm auch in der Würzburger Festung, die am Eingang des Treppenturms befindlichen Delphine auch in Gerolzhofen.

Idyllischer Blick von hinten auf das Schlossgebäude im Schnee.
Foto: Ruth Volz | Idyllischer Blick von hinten auf das Schlossgebäude im Schnee.

1584 stirbt Georg Christoph ohne männliche Erben in Obereuerheim und wird dort begraben. Schloss Euerburg fällt 1585 an den Schwebheimer Schlossherren Heinrich von Bibra. Heinrich war verheiratet mit Veronika, einer geborenen von Erthal. 1590 restauriert er das Schloss. 1595/96 erweitert er die Schlossanlage durch den Anbau des Ostflügels und lässt das große Einfahrtstor bauen. Auf der Hofseite führt ein Rundbogenportal in das Erdgeschoss des Südflügels. Darüber befindet sich eine von einem Engel gehaltene Inschriftentafel mit dem Ehewappen Bibra-Erthal.

Prozess vor dem Reichskammergericht Speyer

Der Schlosshof.
Foto: Ruth Volz | Der Schlosshof.

1602 starb Heinrich ohne männlichen Erben im Schloss Schwebheim. Begraben wurde er im Kloster Heidenfeld. Zuvor hatte er Bernhard von der Berthold’schen Linie derer von Bibra als Erben eingesetzt. Aber nach dem Aussterben der Anton’schen Linie kam es zu einem erbitterten Rechtsstreit zwischen Bernhard und dem Würzburger Fürstbischof Julius Echter und dessen sechs Nachfolgern um das Lehenserbe der Linie. Der Prozess wurde ab 1602 vor dem Reichskammergericht in Speyer ausgetragen und erst 1681, also nach rund 80 Jahren zugunsten der Bibras entschieden.

Nach Beendigung des Lehensstreites erhielt Georg Christoph Junior aus der Valentin‘schen Linie als ältester Sohn von Georg Christoph Senior Ober- und Untereuerheim sowie Kleinbardorf zurück. Bis zu seinem Tod im April 1687 auf der Euerburg war er Ritterrat im Kanton Steigerwald. Begraben wurde er in Schwebheim. Sein jüngster Sohn Heinrich Karl von Bibra erbte 1687 das Schloss Euerburg.

Wechselnde Besitzverhältnisse der Euerburg

1695 überließ er die Euerburg seinem Bruder Johann-Hans Heinrich von Bibra, welcher es vor seinem Tod 1696 an den Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn, in dessen Mainzer Hofdienst er stand, verkaufte. Lothar Franz war gleichzeitig Erzbischof von Bamberg und Kurfürst von Mainz. Bis 1875 blieb das Schloss Euerburg im Besitz der Familie Schönborn.

Klemens von Schönborn tauschte 1875 den Landbesitz und das Schloss Euerburg mit Karl Ernst von Heßberg gegen das Gut Tugendorf ein. Karl Ernst von Heßberg hatte bereits 1860 den Familien-Stammsitz im thüringischen Heßberg verkauft. Seitdem bewirtschaftete er den Gutshof Tugendorf, ab 1875 die Euerburg. Dort folgten als Schlosseigentümer Philipp von Heßberg und Hanns von Heßberg, beide in Obereuerheim begraben, und Otto von Heßberg, 1945 im Krieg gefallen.

Otto war verheiratet mit Katharina von Heßberg. Deren Tochter Dr. Luise Wilfried von Heßberg bewohnt noch heute Schlossräume in Obereuerheim. Sohn Wilfried bewohnt den ehemaligen Schafhof, der einst zum Gutshof gehörte. Zwei Drittel des Schlosses sind heute nicht mehr bewohnbar.

Ausführlich dargestellt ist die Geschichte von Schloss und Gutshof im neu erschienenen Buch des historischen Arbeitskreises der Gemeinde "Grettstadt – Landwirtschaft im Wandel der Zeit". Erhältlich unter Telefon (09729) 1422.

Das Epitaph des Georg Christoph von Bibra (gest. 19.7.1584) ist in die Kirchenwand in der Pfarrkirche St. Laurentius Obereuerheim eingelassen. Im Renaissancegehäuse mit wappengeschmückter Einrahmung kniet der Ritter vor dem Kruzifix. Im Rundgiebel über dem ornamentierten Architrav die Darstellung der heiligen Dreifaltigkeit.
Foto: Ruth Volz | Das Epitaph des Georg Christoph von Bibra (gest. 19.7.1584) ist in die Kirchenwand in der Pfarrkirche St. Laurentius Obereuerheim eingelassen.
Heinrich von Bibra heiratet 1584  Veronika von Erthal. Eine Inschriftentafel mit dem Ehewappen der Familien Bibra und Erthal, sowie acht seitlichen Ahnenwappen, ist über dem rundbogigen Portal des Südflügels von Schloss Obereuerheim auf der Hofseite zu finden. Es erinnert an eine  Restaurierung des Schlosses im Jahr 1590.
Foto: Ruth Volz | Heinrich von Bibra heiratet 1584 Veronika von Erthal. Eine Inschriftentafel mit dem Ehewappen der Familien Bibra und Erthal, sowie acht seitlichen Ahnenwappen, ist über dem rundbogigen Portal des Südflügels von ...
Steintafel, die 1591 durch Heinrich von Bibra aufgerichtet wurde, zum Gedächtnis an den Schlossbau im Jahr 1571 durch Georg Christoph von Bibra.
Foto: Ruth Volz | Steintafel, die 1591 durch Heinrich von Bibra aufgerichtet wurde, zum Gedächtnis an den Schlossbau im Jahr 1571 durch Georg Christoph von Bibra.
 
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Kommentare
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  • petervolz
    Das Schloss ist in Privatbesitz und deshalb nicht frei zugänglich. Außenaufnahmen sind kein Problem.
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  • matert09011811
    Ist das Schloss frei zugänglich und von Außen zu besichtigen für Foto Aufnahmen zum Beispiel?
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