Ein stolzes Bauwerk ist das mächtige Renaissanceschloss in Obereuerheim, das auf eine 450-jährige Geschichte zurückblicken kann. Auf einer Anhöhe überragen das von den Freiherren von Bibra errichtete Schloss und die Kirche St. Laurentius den gesamten Ort.
Georg Christoph von Bibra, dessen Grabmal noch heute im Chor der Pfarrkirche zu finden ist, beginnt 1571 mit dem Bau. Ein burgähnlicher Vorgängerbau war rund 50 Jahre vorher, im Jahr 1525 im Bauernkrieg, niedergebrannt worden. Von diesem sind heute noch ein Keller und ein paar Mauerreste erhalten.
Die Geschichte der Familie von Bibra auf Schloss Euerburg war bis dato wenig bekannt. Für das Jubiläumsjahr sollte Licht ins Dunkel gebracht werden, sagt Ruth Volz vom Historischen Arbeitskreis der Gemeinde Grettstadt. Unterstützung fand sie bei Günther Birkle, dem Ehrenvorsitzenden des ortsgeschichtlichen Arbeitskreises Schwebheim und einem Kenner der Familiengeschichte der Freiherren von Bibra.
"Eine verzwickte Angelegenheit. Die Erbverhältnisse waren schwierig zu recherchieren", sagt Birkle. Georg Christophs Opa war Wolf von Bibra, der zusammen mit seinem Bruder Wilhelm Schlossherr von Euerbach war. Wolf hatte zehn Söhne und fünf Töchter, darunter Georg Christophs Vater Stefan und der Schwebheimer Heinrich von Bibra.
Stammbaum der Familie Bibra
Im 16. Jahrhundert bestand die Familie Bibra aus fünf Linien: der Adolf’schen, Berthold’schen, Friedrich’schen, Anton’schen und Konrad‘schen. Bis 1602 sind diese bis auf eine ausgestorben. Die Berthold’sche Linie lebt fort und teilt sich nach dem Tod von Hans von Bibra durch dessen Söhne Valentin und Bernhard in die nach diesen beiden Personen benannten Stämme, aus denen alle Linien der Folgezeit entspringen.
Bereits seit 1492 ist die Euerburg im Besitz der Familie Bibra – Darius von Heßberg verkaufte die Burg an seinen 9-jährigen Urenkel Wilhelm von Bibra, der später 1513 auch Schlossherr in Schwebheim wird.
Bau der Euerburg in Obereuerheim
Georg Christoph von Bibra erhält 1571 Ober- und Untereuerheim und Kleinbardorf zum Lehen und beginnt noch im selben Jahr mit dem Obereuerheimer Schlossbau. Es entstehen der Vorderbau, Mitteltrakt und drei Rundtürme. Den baugleichen Treppenturm des Schlosses findet man als Bibraturm auch in der Würzburger Festung, die am Eingang des Treppenturms befindlichen Delphine auch in Gerolzhofen.
1584 stirbt Georg Christoph ohne männliche Erben in Obereuerheim und wird dort begraben. Schloss Euerburg fällt 1585 an den Schwebheimer Schlossherren Heinrich von Bibra. Heinrich war verheiratet mit Veronika, einer geborenen von Erthal. 1590 restauriert er das Schloss. 1595/96 erweitert er die Schlossanlage durch den Anbau des Ostflügels und lässt das große Einfahrtstor bauen. Auf der Hofseite führt ein Rundbogenportal in das Erdgeschoss des Südflügels. Darüber befindet sich eine von einem Engel gehaltene Inschriftentafel mit dem Ehewappen Bibra-Erthal.
Prozess vor dem Reichskammergericht Speyer
1602 starb Heinrich ohne männlichen Erben im Schloss Schwebheim. Begraben wurde er im Kloster Heidenfeld. Zuvor hatte er Bernhard von der Berthold’schen Linie derer von Bibra als Erben eingesetzt. Aber nach dem Aussterben der Anton’schen Linie kam es zu einem erbitterten Rechtsstreit zwischen Bernhard und dem Würzburger Fürstbischof Julius Echter und dessen sechs Nachfolgern um das Lehenserbe der Linie. Der Prozess wurde ab 1602 vor dem Reichskammergericht in Speyer ausgetragen und erst 1681, also nach rund 80 Jahren zugunsten der Bibras entschieden.
Nach Beendigung des Lehensstreites erhielt Georg Christoph Junior aus der Valentin‘schen Linie als ältester Sohn von Georg Christoph Senior Ober- und Untereuerheim sowie Kleinbardorf zurück. Bis zu seinem Tod im April 1687 auf der Euerburg war er Ritterrat im Kanton Steigerwald. Begraben wurde er in Schwebheim. Sein jüngster Sohn Heinrich Karl von Bibra erbte 1687 das Schloss Euerburg.
Wechselnde Besitzverhältnisse der Euerburg
1695 überließ er die Euerburg seinem Bruder Johann-Hans Heinrich von Bibra, welcher es vor seinem Tod 1696 an den Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn, in dessen Mainzer Hofdienst er stand, verkaufte. Lothar Franz war gleichzeitig Erzbischof von Bamberg und Kurfürst von Mainz. Bis 1875 blieb das Schloss Euerburg im Besitz der Familie Schönborn.
Klemens von Schönborn tauschte 1875 den Landbesitz und das Schloss Euerburg mit Karl Ernst von Heßberg gegen das Gut Tugendorf ein. Karl Ernst von Heßberg hatte bereits 1860 den Familien-Stammsitz im thüringischen Heßberg verkauft. Seitdem bewirtschaftete er den Gutshof Tugendorf, ab 1875 die Euerburg. Dort folgten als Schlosseigentümer Philipp von Heßberg und Hanns von Heßberg, beide in Obereuerheim begraben, und Otto von Heßberg, 1945 im Krieg gefallen.
Otto war verheiratet mit Katharina von Heßberg. Deren Tochter Dr. Luise Wilfried von Heßberg bewohnt noch heute Schlossräume in Obereuerheim. Sohn Wilfried bewohnt den ehemaligen Schafhof, der einst zum Gutshof gehörte. Zwei Drittel des Schlosses sind heute nicht mehr bewohnbar.
Ausführlich dargestellt ist die Geschichte von Schloss und Gutshof im neu erschienenen Buch des historischen Arbeitskreises der Gemeinde "Grettstadt – Landwirtschaft im Wandel der Zeit". Erhältlich unter Telefon (09729) 1422.