Wenn das kein Fest wert ist: 400 Jahre Brautradition, gepflegt in Werneck, davon 156 Jahre lang von einer Familie, heute in der fünften Generation betrieben.
Familie Lang, Betreiber der Wernecker Bierbrauerei, hatte zu einem Festakt auf das Brauereigelände eingeladen. Nicht in einen der neueren, modernen Gebäudebereiche, sondern auf den traditionsträchtigen Gerstenboden im zweiten Stockwerk.
Inhaber Jörg Lang begrüßte über 60 Gäste, darunter Landtagspräsidentin Barbara Stamm, Staatssekretär Gerhard Eck und Landrat Florian Töpper. Bürgermeisterin Edeltraud Baumgartl gab Einblick in die Historie der Brauerei, da ihr Vater zeit seines Arbeitslebens dort Mitarbeiter war. Sie erinnerte sich an sonntäglichen Lieferfahrten nach Würzburg und an Betriebsausflüge mit bis zu 28 Mitarbeitern. Baumgartl unterstrich die lokale Verortung der Brauerei und würdigte die Leistung, gegen schier übermächtige überregionale Konkurrenz über so einen langen Zeitraum Qualität, einen guten Ruf und viele Arbeitsplätze gesichert zu haben.
Landtagspräsidentin Barbara Stamm strich die besondere Wertigkeit familiengeführter Betriebe heraus. Sie seien es, die Bayern so stark machten. Sie seien ein Juwel für die Allgemeinheit, daher seitens der Politik des Unterstützens wert.
Regional gut aufgehoben
Gerhard Eck appellierte an die Verbraucher, nicht den Billigprodukten der Massenhersteller nachzujagen. Bei den regionalen Brauereien sei man sehr gut aufgehoben. Er lobte das Engagement von Christine Lang, die beim Wettbewerb zur Bayerischen Bierkönigin im Jahr 2014 eine „ganz prima Rolle“ gespielt habe.
Oliver David, Geschäftsführer des Verbandes Privater Brauereien, sprach sich gegen eine Aufweichung des Reinheitsgebotes aus. An dieser Stelle lag das Lob für den Braumeister der Wernecker Bierbrauerei förmlich in der Luft: Stefan Reusch, seit 25 Jahren verantwortlich, habe ein gerüttelt Maß Anteil am breit gefächerten Sortiment und der gleichbleibend hohen Qualität des Wernecker Bieres.
Hubert Röder, Vertreter des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes skizzierte die Entwicklung in der Produktpalette der Brauerei. Braumeister Reusch gab einen Abriss über die Veränderung bei der Bierproduktion, wie sie sich durch technische Errungenschaften im maschinellen Bereich und durch Forschung und Entwicklungen im mikroorganischem Bereich ergeben haben.
Er verglich die Biereigenschaften von damals und heute. Damals: leichter verderblich, nicht ganzjährig herstellbar, säuerlich, Rauch- und Röstaromen, rötlich bis braun durch Malztrocknung über offenem Feuer, wilde Hefen (obergärig), nicht steuerbare Gärung, trüb, kohlesäurearm. Positiv schon damals: Keimfreiheit.
An dem eigens für das Jubiläumsjahr und nur für die Gastronomie gebrauten neuen Bier „1617“ konnten die Gäste dann das Bier von heute erfahren: Klar, süffig, malzbetont, mit dezenter Hefenote, in der Blume an Beerenfrüchte erinnernd, mikrobiologisch einwandfrei.
Neues Bier entwickelt
Über das neue Bier freuten sich besonders die Vertreter der Kulmbacher Mälzerei Ireks und der Hopfenverwertungsgesellschaft in Spalt. Sie haben die Produkte geliefert, mit denen Reusch dieses Bier entwickeln konnte. Neukreationen wie diese sind auch die Basis für einen Gesamtbierausstoß, der sich von einst 10 000 Hektoliter auf heute 20 000 Hektoliter erhöht hat.
Die Betriebshistorie zeigten die beiden „Lang-Juniors“, Christine und Andreas in einer Bildpräsentation auf. Sie vergaßen dabei die Seniorin der Familie nicht: Charlotte Lang. Altersbedingt konnte sie nicht an der Feier teilnehmen. 1948 hatte sie als 24-Jährige von heute auf morgen den kaufmännischen Bereich des Unternehmens meistern müssen.
Erwähnt wurde auch das regionale Brauereisterben der vergangenen Jahre. Von vormals 28 Brauereien in Stadt- und Landkreis Schweinfurt sind heute gerade einmal drei noch übrig.
Doch in Werneck stehen die Zeichen auf Fortbestand gut: Ein bewährtes Mitarbeiterteam, ein agiles Chefehepaar und zwei Junioren mit Ideenreichtum, Engagement, Liebe zum Beruf, einschlägiger Berufsbildung, gutem privaten und geschäftlichen Netzwerk, mit Bodenhaftung und Tatendrang.
Im Jubiläumsjahr wartet die Wernecker Bierbrauerei mit Veranstaltungen auf: Am 19. und 20. Mai: „Mord in der Brauerei“, ein theaterbegleitetes, kulinarisches Event. Vom 14. bis 18. Juni findet in Schraudenbach die „Wernecker Bierwoche“ statt. Eine „Summer-Party“ gibt?s vom 27. bis 30. Juli auf dem Festplatz in Werneck. Eine „Reise durch das Sortiment“ findet am 29. September im Hotel Krone-Post statt. Bockbieranstich ist am 7. Oktober im Brauereihof. „Kampf der Giganten“, so nennt sich am 21. Oktober das Neben- und Miteinander von Bier und Wein. Ähnlich interessant dürfte am 10. November „Bier und Schokolade“ sein.