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Dittelbrunn
3000 Besucher bei lokaler Energiemesse:  Batteriewechsel für Energiewende-Muffel
Es ging vor allem um mehr Stolz und Motivation, in Sachen Klimaschutz und Energiewende: Bei der Fachmesse KEM war die Stimmung trotz Heizungsgesetz und Teuerung gut.
Ein Trend geht zum Solarziegel: Matthias Windsauer (rechts) von der Holzhäuser WBK-Energy mit dem Stuttgarter Anbieter Axel Jetter, Firma SunStyle.
Foto: Uwe Eichler | Ein Trend geht zum Solarziegel: Matthias Windsauer (rechts) von der Holzhäuser WBK-Energy mit dem Stuttgarter Anbieter Axel Jetter, Firma SunStyle.
Uwe Eichler
 |  aktualisiert: 09.03.2024 02:42 Uhr

Die 7. Kommunale Energie und Klima-Messe KEM begann im Marienbachzentrum mit Querverweisen auf Tom Hanks und das Faktenwissen der CIA. Willi Warmuth, Bürgermeister der Gastgebergemeinde, erinnerte bei der Eröffnung daran, dass sich selbst "energieautarke" Gemeinden nicht auf einer einsamen Insel befänden, wie in der Hollywood-Robinsonade "Cast Away".

Im Jahr 2022 habe, so der Rathauschef, der globale Verbrauch an Primärenergie 604 Exajoule betragen: "Eine Zahl mit 18 Nullen". Laut "CIA World Factbook" liege der weltweite Jahresstromverbrauch bei 21 Billionen Kilowattstunden, wovon 25 Prozent auf Privathaushalte entfielen. Strom mache nur einen winzigen Anteil am jeweiligen Gesamtenergiebedarf aus, so auch der selbst erzeugte Grünstrom in Dittelbrunn. Trotz Bürgerenergie-Genossenschaft, "Marienbachtal Erneuerbare Energien GmbH" (gemeinsam mit den Stadtwerken), Öko-Neubauten und Wärmenetz-Anbieter REnergie Marienbachtal, dessen lokale Heizzentrale derzeit errichtet wird, sieht auch Dittelbrunn noch Zukunftsprojekte und Vernetzungsbedarf.

Zu den zahlreichen Ehrengästen zählten außer Bürgermeisterkollegen und Markus Hümpfer, MdB der SPD, auch die stellvertretende Landrätin Bettina Bärmann: Deren Gemeinde Niederwerrn teilt sich mit Dittelbrunn ein gemeinsames Klimaschutzmanagement. Die Gastrednerin warb trotz "herausfordernder Zeiten" für Mut zur Energiewende, inklusive Wertschöpfung vor Ort und kommunaler Nahwärmenetze. Bärmann mahnte zugleich Flexibilität an: "Es gibt keine maßgeschneiderte Lösung, die man im Internet findet."

Bei mehr als 30 regionalen Ausstellern war das nötige Spezialwissen vertreten, vom Wärmedämmer bis zur Schreinerei. Rund 3000 Besucher bekamen an zwei Tagen ihre Fragen beantwortet.

Ist der Umstieg auf alternative Energien teuer?

Die Photovoltaik-Branche, die auf der Messe dominierte, setzt verstärkt auf Speicher und günstige Anlagen für jedermann. KEM-Gründer Peter Härterich betreibt mittlerweile seine eigene Schweinfurter Solarfirma: Der frühere Dittelbrunner Energiebeauftragte und Pädagoge bewarb unter anderem kleine Balkonkraftwerke, ab 99 Euro aufwärts. Auch andere Anbieter wollen psychologische Hemmnisse in Sachen Solaranlagen abbauen.

Wie ist die Stimmung bei der regionalen Energiewende, nach der Aufregung um das Heizungsgesetz?

Gut, findet Matthias Windsauer, als heutiger Energiebeauftragter der Gemeinde und Geschäftsführer der neuen "WBK-Energy" in Holzhausen: "Ich habe an die 50 Kundenanfragen." Bei den Wärmepumpen wäre der "Drive" letztes Jahr höher gewesen, er vermutet einen Rückgang der Verkäufe um die Hälfte. Wer sie einbaue, tue das aus Vernunftgründen. Die Energieagentur Oberfranken stellte in einem der Fachvorträge das neue Gesetz, mit schrittweiser Umstellung auf erneuerbare Heizmittel und mögliche Förderungen, vor. Auf der Messe hatte Windsauer Solarziegel und integrierbare Dachpaneele dabei, die alternative Stromerzeugung optisch aufwerten sollen. Vieles hänge derzeit an der Motivation, sagt der Fachmann, der auf heimische Produktion setzt, etwa einen Dresdner Zulieferer: "Der Stolz muss wieder her". Niederwerrn und Dittelbrunn würden als Gemeinden bewusst Umwelttechnik "Made in Germany" einsetzen, um unabhängiger vom launischen Weltmarkt zu werden. Viele politische Fehler seien schon früher gemacht worden, findet Windsauer, etwa die Kürzung der Solarförderung 2012.

An zwei Ausstellungstagen kamen rund 3000 Besucherinnen und Besucher ins Marienbachzentrum.
Foto: Uwe Eichler | An zwei Ausstellungstagen kamen rund 3000 Besucherinnen und Besucher ins Marienbachzentrum.

Ist es für den Wald schädlich, wenn auch in den Städten immer öfter mit Holz geheizt wird?

Revierförster Bernd Müller sagt am Stand von Forstamt und Forstbetriebsgemeinschaft "Nein". Der Trend zum Kamin reduziere Treibhausgase, während der Wald gleichzeitig an den Klimawandel angepasst wird und Biotope entstehen. Das freigesetzte CO₂ bleibe in einem natürlichen System gebunden, so Müller, da die Bäume das Treibhausgas wiederum zum Wachstum verwenden. Im Wirtschaftswald müsse ohnehin sehr viel Schadholz entnommen werden. Momentan breitet sich vor allem der Prachtkäfer aus, ein Eichenschädling.

Sind Elektroautos teure Kurzstreckenwägen?

Sergej Schön vom Wernecker Autohaus Schuler & Eisner hat einen vollelektrifizierten "Cupra Born" dabei. Der Stolz der Seatflotte, der in Zwickau gebaut wird, bringt es mit einer Ladung auf bis zu 550 Kilometer Reichweite. Viele neue Trends kommen derweil aus Asien: etwa chinesische Wechselbatterien für E-Autos, die in einer Art Drive-In-Station getauscht werden. Deutsche Hersteller sind da skeptischer, hier wird eher auf Schnellladesysteme gesetzt.

Warum bietet die Gemeinde überhaupt (noch) eine regionale Messe an?

"Das Thema Energie und Klima passt zur Dittelbrunn", findet Bürgermeister Willi Warmuth, auch wenn man ein paar tausend Euro zuschießen müsse. Für die Gemeindemitarbeiter und Organisatoren Michaela Reichert, Andreas Rößner und Marco Stock bedeutet die KEM mehrere Wochen Vorbereitung. Die Netzwerkarbeit zahle sich in der Energiewende vor Ort aus, ist Warmuth überzeugt. Bei der nächsten Messe solle es vor allem um das KI-gesteuerte Smarthouse gehen.

 
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