"Glaube keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast" – das beliebte, aber unbelegte Churchill-Zitat durfte nicht fehlen beim Festakt "30 Jahre Bayerisches Landesamt für Statistik in Schweinfurt", das mit einem Tag der offenen Tür begangenen wurde.
Innenstaatssekretär Sandro Kirchner zitierte den Premierminister im Kontrast zur Realität. Aktuelle und verlässliche Zahlen, Daten, Fakten seien in einer oft emotionalen Zeit wichtig, um politische Entscheidungen treffen zu können, so der gelernte Diplomingenieur. Das Amt sei ein "hidden champion", ein verkannter Meister in Sachen Datenerhebung, das allein 130 Einzelstatistiken betreue, mit Zahlen und Diagrammen etwa im Bereich Tourismus, Krankenhäuser, Gastgewerbe, Kinder und Jugendhilfe oder Sozialwesen.
Als das Landesamt 1993 mit 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nach Schweinfurt gezogen ist, zunächst in den Hafen, sprach die Statistik eine eindeutige Sprache: In der Krise der Wälzlagerindustrie lag die Arbeitslosenquote bei 14 Prozent oder mehr. Behördenansiedlungen sollten die Stimmung aufhellen. Ab 1996 folgte das siebengeschossige Niedrigenergiehaus der Architekten Martin Kuntz und Ulrich Manz, das mit Hausbaum oder Erdwärme und -kühlung der Zeit voraus war, mit hohen ökologischen Standards in der Gunnar-Wester-Straße.
Schon das Design lässt sich sehen, neben Finanz- oder Landratsamt. "Wenn ich durch die Schrammstraße gehe, wachse ich über mich hinaus", meinte OB Sebastian Remelé augenzwinkernd. Gerade erst sei er beim Spatenstich für die Außenstelle des Finanzamts München dabei gewesen. Das Jubiläum versteht er als weiteres gutes Omen, angesichts deutschlandweiten Krisengefühls.
Über 200 Mitarbeitende in Schweinfurt
"Es weht ein frischer Wind durch Schweinfurt", lobte Thomas Gößl, als Präsident des Bayerischen Landesamts für Statistik. Von 800 Landesamtsmitarbeitern seien mehr als 200 in Schweinfurt in Einsatz, neben dem Standort Fürth - bei hoher Frauenquote. Schweinfurt steuere dabei gut die Hälfte der Mitteilungen bei. Passend zum Lob rief sich die Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung in Erinnerung.
Regierungspräsident Eugen Ehmann unterstrich die Bedeutung unspektakulär wirkender Daten. Auch Datenschutz oder Digitalisierung blieben hochrelevante Themen, Stichwort KI. Für die zahlreichen Besucher gab es Vorträge rund um "Data Science", Wirtshausterben, Pflegestrukturplanung oder Lohnsteuerzerlegung.
"Bayern in Zahlen" nennt sich die Jubiläums-Veröffentlichung (https://www.statistik.bayern.de/produkte/biz ). In der Pressemitteilung gab es einige Datenschmankerl zur Region: mit der höchsten Einpendlerquote bayerischer Städte, von 72,7 Prozent, einem Sechstel des Baugewerbeumsatzes in Unterfranken und 39 Einkommensmillionären.