Wenn der überdimensionierte pinke Stoff-Flamingo zu sehen ist, ist die Feier meist schon im vollen Gange. Das Maskottchen des Party-Kollektivs "Mystery Forest" markierte am Freitagabend im Eingangsbereich des Spitalhofs in Gerolzhofen den Eintritt in eine etwas andere Welt, erschaffen von jungen Menschen aus der Umgebung.
Angefangen hat das Kollektiv vor elf Jahren mit Raves im Wald. Die Besuche beim "Sonne Mond Sterne" im thüringischen Saalburg-Ebersdorf, einem der größten Open-Air-Festivals für elektronische Tanzmusik in Europa, die Jahre zuvor, eröffneten auch für Pascal Mischler eine neue Welt, verrät er. "Und irgendwann haben wir uns gefragt, warum machen wir nicht unsere eigenen Events."
Die mehrköpfige Gruppe aus der Umgebung von Gerolzhofen sammelte untereinander Geld, um nach und nach Equipment zu kaufen – eine DJ-Anlage, Boxen, was es eben so braucht, um eine Feier zu veranstalten, bei der ein lauter Bass wummern soll. 2013 veranstaltete die Gruppe auf einer Wiese in Neuhausen das erste eigene Festival – klein, aber fein, mit 150 Gästen. Im Jahr darauf kamen bereits doppelt so viele Leute in den "Mystery Forest". Im dritten Jahr tanzten und feierten 800 Menschen gemeinsam im "Zauberwald". Weiter ging es dort nicht.
"Wir durften es dort nicht mehr machen", berichtet Mischler. Das Kollektiv zog weiter in die Klubs des Würzburger Nachtlebens, um dort eigene Veranstaltungen auszurichten. In der Szene sind die Raves von "Mystery Forest" beliebt. "Von uns will keiner damit Geld verdienen", erklärt Mischler. Alles ist Handarbeit. Die liebevolle Deko, die eigenen DJs. Vieles schaut man sich noch heute ab von Festivals, wie der "Fusion", zu der jährlich über 80.000 Feierwütige nach Lärz in Mecklenburg-Vorpommern pilgern.
Wer würde sich also besser dafür eignen, zumindest einmal im Jahr, die Partyszene in Gerolzhofen für einen Abend wiederzubeleben, als die Jungs und Mädels vom "Mystery Forest"? Am Freitagabend eröffnete das Kollektiv mit einem Open-Air-Fest im Spitalhof das diesjährige Stadtfest. "Es gibt für die jüngere Generation in Gerolzhofen ja nichts mehr", sagt ein Partygast. Die Großraumdiskothek Geodrom ist längst Geschichte.
"Wir waren letztes Jahr, als wir gefragt wurden, ob wir das hier machen wollen, erst etwas skeptisch", so Mischler. Vom wilden Rave im Wald hin zum Open-Air mit bürgerlichem Anstrich auf dem Stadtfest. Eigentlich wollte man sich nur noch in Richtung Würzburg orientieren. Dort existiert, auch dank der vielen Studierenden, eine lebendige Elektro-Szene mit Klubs wie dem Dornheim. "Aber wir freuen uns immer auf eine coole Party", sagt Mischler mit Blick auf das gelungene Heimspiel in Gerolzhofen.
Rund 250 Menschen tanzten im Spitalhof. Die Zusammenarbeit mit der Stadt verläuft gut. Beschwerden von Anwohnern soll es auch keine geben. Am Nachmittag wurden im Rahmen des Ferienspaß-Programms auch Kinder und Jugendliche einbezogen. Dort wurden unter Anleitung von den Leuten vom "Mystery Forest" Klamotten "gebatikt" (also gefärbt), Dekoration gebastelt und Bilder gemalt, die später auf der Feier im Spitalhof ausgestellt wurden. Der angedachte DJ-Workshop entfiel allerdings, weil sich zu wenige Kinder angemeldet hatten.
Die Message des Kollektivs ging wie eigentlich immer auf. "Einfach eine geile Zeit haben", sagt Mischler. Ärger gab es noch auf keiner ihrer Veranstaltungen, versichert er. "Hauptsache gute Laune – das ist unser Motto. Wir hatten noch nie eine schlechte Feier." Wer darauf Lust hat, sollte einfach nach dem pinken Flamingo Ausschau halten.