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Schweinfurt
25 Jahre Gesprächsladen Schweinfurt: Ein Ort des Zuhörens und der Hilfe
Seit einem Vierteljahrhundert gibt es den Gesprächsladen in Schweinfurt.
Foto: Josef Lamber | Seit einem Vierteljahrhundert gibt es den Gesprächsladen in Schweinfurt.
Bearbeitet von Irene Spiegel
 |  aktualisiert: 27.05.2024 02:51 Uhr

Ob beruflicher Stress oder Trauer, Probleme in der Familie, Schwierigkeiten mit der Arbeit oder Geldsorgen: Wer einfach einmal jemanden braucht, der ihm zuhört, ist im Gesprächsladen in Schweinfurt willkommen. Am Montag, 10. Juni, jährt sich die Eröffnung der vom Bistum Würzburg getragenen Einrichtung zum 25. Mal. Das Jubiläum wird mit einem Festabend bereits am Mittwoch, 5. Juni, um 18.30 Uhr in der Casa Vielfalt gefeiert. Der kanadische Autor Ulrich Schaffer gibt eine Lesung zum Thema "Sehnsucht nach Nähe. Der Wunsch, angenommen, geschätzt und geliebt zu werden".

Die nachfolgenden Informationen sind einer Presseinformation des Bistums Würzburg entnommen.

Mehr als 41.500 Besucher haben die Einrichtung seit der Eröffnung im Jahr 1999 genutzt, fast 26.000 intensivere Beratungsgespräche wurden seither geführt. Bis 2020 war der Gesprächsladen am Schweinfurter Roßmarkt zu finden, jetzt ist er am Schweinfurter Marktplatz zu Hause. Über 50 Frauen und Männer haben im Laufe der Zeit im Gesprächsladen ehrenamtlich mitgearbeitet. Aktuell sind davon noch zwölf im Dienst.

Einziger Hauptamtlicher ist Pastoralreferent Lorenz Hummel. Er übernahm im September 2020 die Leitung von Pastoralreferent Robert Bundschuh, erster Leiter des Schweinfurter Gesprächsladen, als dieser in den Ruhestand ging. "Wir bieten personenzentriertes Zuhören. Einen therapeutischen Ansatz haben wir nicht", betont Hummel. Wenn sich im Gespräch aber zeige, dass weiter Hilfe notwendig sei, gebe es eine gute Vernetzung mit entsprechenden Fachstellen in Schweinfurt und Umgebung.

Ehrenamtliche unterstützen Pastoralreferent Lorenz Hummel

Die Ehrenamtlichen, acht Frauen und vier Männer, haben oftmals Vorerfahrungen im Zuhören aus ihrem beruflichen Umfeld und haben sich zusätzlich in seinem Gesprächsführungskurs für ihre Tätigkeit qualifiziert. Angelika Schwaab ist eine von ihnen. Die dreifache Mutter qualifiziert sich aktuell psychotherapeutisch weiter. "Es macht mir Spaß, dass ich hier anderen etwas zurückgeben kann", erklärt sie ihre Motivation.

Vier neue Mitarbeiter kommen laut Hummel im Sommer in den Gesprächsladen. Die Zahl der Teilnehmenden am aktuellen Gesprächsführungskurs sei größer, er schaue aber, wer zur Aufgabe und ins Team passe. Wer nicht genommen werde, sei aber für andere Tätigkeiten wie Krankenhaus oder Besuchsdienste gut gerüstet.

Zu Hummels Aufgaben zählen unter anderem das Betreuen der Homepage, das Erstellen der Dienstpläne und die Vernetzung in die Stadt und den Pastoralen Raum hinein. Ein- bis zweimal pro Monat haben die Ehrenamtlichen in den Räumen am Marktplatz Dienst. "Es gibt gelegentlich auch einmal Leerlauf. Damit muss man genauso umgehen können wie mit den Themen, die mitunter durchaus belastend sein können", sagt Hummel. Zum Teil mehr als 20 Jahre sind einige Frauen und Männer schon dabei. 

Ladengespräch und Kraftschöpfabende

Neben dem Eingangsbereich mit dem großen Schaufenster gibt es zwei Räume für Einzelgespräche und einen Gruppenraum im Gesprächsladen. Dort finden neben den regelmäßigen Treffen und Supervisionssitzungen des Teams auch Gruppengespräche für Interessierte statt. Beispielsweise treffen sich Trauergruppen. Außerdem gibt es das sogenannte Ladengespräch, bei dem jeweils ein wechselndes Thema in der Gruppe besprochen wird. Sogenannte Kraftschöpfabende laden ein, sich etwas von "Geschichten und Märchen, die guttun" oder beim "Singen für die Seele" bestärken zu lassen.

Seit Beginn gibt es regelmäßig mindestens zwei Kunstausstellungen pro Jahr in den Räumen des Gesprächsladens. Was ursprünglich eine Notlösung war, um trotz fehlenden Etats eine künstlerische Ausstattung zu bekommen, ist jetzt integraler Bestandteil. Viele Menschen interessierten sich für die Werke, kämen deswegen erstmals in den Laden und wagten es dort schließlich, über etwas zu reden, was sie beschäftige, erklärt Hummel.

Wie die Statistik zeigt, sind mit mehr als 45 Prozent Menschen im Alter von 60 bis 69 Jahren die Mehrheit der Besucher im Gesprächsladen, gefolgt von der Gruppe von 50 bis 59 (24,4 Prozent) und der Altersklasse 40 bis 49 (11 Prozent). "Die wenigen jungen Leute, die zu uns kommen, werden meist zu uns geschickt, zum Beispiel von Bestattungsinstituten oder Hausärzten", sagt Hummel. Der Gesprächsladen sei im besten Sinne diakonisch tätig: "Wenn jemand eine (seelische) Not hat, bekommt er bei uns sofort Hilfe. Nur zehn Prozent der Leute, die zu uns kommen, machen zuvor einen Termin aus. Es gilt, was auf der Visitenkarte steht: vertraulich, unbürokratisch, kostenfrei."

Auch seelsorgerliche Themen seien gefragt. Hummel und zwei Frauen sind in geistlicher Begleitung qualifiziert. Relativ neu ist das Friedhofscafé, bei dem von März bis November am Hauptfriedhof einmal im Monat Trauernde untereinander und mit einem Trauerbegleiter ins Gespräch kommen können.

Information: Der Gesprächsladen am Schweinfurter Marktplatz hat montags bis mittwochs von 10 bis 14 Uhr sowie donnerstags und freitags von 14 bis 18 Uhr sowie nach Vereinbarung geöffnet. Erreichbar ist er telefonisch unter (09721) 207955, per E-Mail unter info@gespraechsladen-schweinfurt.de sowie im Internet unter www.gespraechsladen-schweinfurt.de. Anmeldungen für die Jubiläumsfeier am 5. Juni können bis Mittwoch, 29. Mai, im Gesprächsladen erfolgen.

 
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