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SCHWEINFURT
25 Jahre Gemeinschaftskraftwerk
Von unserem Redaktionsmitglied Gerd Landgraf
 |  aktualisiert: 11.12.2019 20:16 Uhr

25 Jahre nach der Firmengründung zählt das Gemeinschaftskraftwerk am Schweinfurter Hafenbecken zu den technisch am besten ausgerüsteten Müllverbrennungsanlagen unter den 16 Standorten in Bayern. Der Kohle- und auch der Müllteil sind als hoch energieeffizient anerkannt. Die Gesellschafter feiern das Jubiläum am Dienstag, 17. Juli, in der Hafenstraße 30.

Das Kohleheizkraftwerk mit integrierter thermischer Müllverwertung ist mit zwei Kohle-Dampfkesselanlagen mit einer Brennstoffwärmeleistung von je 63 Megawatt (MW) ausgerüstet. Der Jahresbedarf an Steinkohle von rund 40 000 Tonnen wird per Schiff und Bahn angeliefert. Die Müllverbrennung ist mit drei Kesselanlagen bestückt. Auf die Roste wandern jährlich um die 180 000 Tonnen Müll, die ausschließlich per Lkw in die Hafenstraße 30 kommen.

Vor 25 Jahren, am 14. Juli 1987, wurde der Gesellschaftsvertrag unterzeichnet. Auslöser für das gemeinsame Projekt der Großbetriebe mit der Stadt und den Landkreisen waren verschärfte Grenzwerte für Großfeuerungsanlagen. Die überarbeitete Technische Anleitung (TA) Luft hätte nach einer Übergangsfrist die Firmen zu einer Nachrüstung ihrer Anlagen samt Einbau einer Entschwefelung oder zu einem Neubau gezwungen. Auch die Berechnungen der Umweltbelastungen sprachen für eine großtechnische Lösung.

Ein Handeln hatte zudem die Politik eingefordert. Für das Land Bayern galt, dass in jeder Region eine thermische Müllverwertung vorgehalten werden muss. Die Stadt Schweinfurt, die keine Deponiekapazitäten hatte, war an einer solchen Lösung höchst interessiert. Schnell im Boot waren auch die Landkreise Haßberge und Röhn-Grabfeld.

Sieben Kreise Gesellschafter

Der Landkreis Bad Kissingen setzte dagegen auf seine damals noch wenig gefüllte Deponie Wirmsthal, der Landkreis Schweinfurt auf die Deponie Rothmühle. Gesellschafter sind heute sieben Landkreise: Röhn-Grabfeld, Haßberge, Schweinfurt, Miltenberg, Main-Tauber, Main-Spessart und Aschaffenburg. Dazu kommen die Städte Aschaffenburg und Schweinfurt, die Firmen ZF Sachs, Schaeffler und SKF und die Stadtwerke Schweinfurt.

Das GKS löste in Schweinfurt die Heizwerke der Stadtwerke am Bergl, in der Bodelschwingstraße und am Sachs-Bad (letzteres blieb Spitzenheizkraftwerk), sowie die fünf Heizwerke der Industrie und das am meisten in die Jahre gekommene Heizwerk der Amerikaner am John-F.-Kennedy-Ring ab. Als zweites Spitzenheizkraftwerk wurde eine der Heizzentralen bei Kugelfischer ausgebaut und auf Gas umgestellt.

Bis es so weit war, galt es viele Hürden zu nehmen, wobei die Genehmigungen für den Kohle- und für den Müllteil zu unterschiedlichen Zeiten erteilt wurden. Das Planfeststellungsverfahren für die gesamte Anlage wurde direkt nach Vertragsunterzeichnung eingeleitet. Der Genehmigungsbescheid für den Kohleteil lag im Februar 1990 vor. Beim Müllteil sorgte die damals aktuelle Diskussion um Dioxine und Furane für Verzögerungen und für den Einbau eines speziellen Gewebefilters. Erst 1993 war dann auch diese Genehmigung in trockenen Tüchern.

Der vorgezogene Baubeginn am Kohleteil war 1988. Im Juni 1990 konnte das Wärmekraftwerk seinen Betrieb aufnehmen, konnte Wohnungen und Fabrikhallen per Fernwärme versorgen und Strom, der in das Netz der Stadtwerke eingespeist wird, erzeugen. Energieträger war ausschließlich die Kohle, die bis heute und bis auf wenige Ausnahmen aus dem deutschen Steinkohlebergbau kam und kommt. Wenn 2016 die deutschen Zechen schließen, wird in der Hafenstraße Importkohle angeliefert.

Der erste Spatenstich für den Müllteil war 1990, Baubeginn allerdings dann erst 1991, Inbetriebnahme 1994. Entsorgt wird der Müll der Gesellschafter und aus den Landkreis Bad Kissingen und Ansbach (jeweils etwa 10 000 Tonnen im Jahr).

Im Notfall zwischenlagern

In 25 Jahren wurde bei Unfällen im GKS niemand schwer verletzt, Hautverbrennungen gab es. Auch Betriebsausfälle waren zu notieren, allerdings kaum nennenswerte. Einmal (Mai 2011) konnte ein Müllbunker wegen eines Schwelbrandes drei Stunden lang nicht bestückt werden. In einem Notfall kann das GKS auf der Rothmühle 12 000 Tonnen Müll ein Jahr lang zwischenlagern. Auch arbeiten die vier nordbayerischen Verbrennungsanlagen (Bamberg, Coburg, Würzburg und Schweinfurt) eng zusammen.

Unter den bayerischen Anlagen hat das GKS (knapp 100 Mitarbeiter) die günstigsten Müllanlieferungsgebühren. Dabei soll es bleiben, sagen Geschäftsführer Ragnar Warnecke und Prokurist Otmar Walter. Sicher ist aber auch, dass die Preise steigen, etwa durch die Umsetzung neuer EU-Richtlinien im Sinne des Umweltschutzes. Falls Nachrüstungen notwendig werden sollten, sehen beide keine größeren Probleme. Das GKS sei nach wie vor eine der modernsten Anlagen, auch weil man permanent nachrüste und auf dem Stand der Technik bleibe. Nutznießer der umweltgerechten Technik können alsbald auch Firmenansiedelungen in den Bereichen des Maintals werden, die zur Netzerweiterung anstehen, darunter die Straßburg-, die Madrid- und die Lissabonstraße.

Optimistisch: Das GKS, hier ein Blick ins Innenleben, ist gerüstet für die Zukunft.
Foto: Waltraud Fuchs-Mauder | Optimistisch: Das GKS, hier ein Blick ins Innenleben, ist gerüstet für die Zukunft.
 
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  • W. S.
    Kaum ein Wort davon, daß die Müllverbrennung auch, und zwar in großem Umfang Strom erzeugt und das rund um die Uhr seit mehr als 20 Jahren. Kein Wort über die Turbinenleistung, über die bisher erzeugte Menge an elektrischem Strom.Hier wird doch das verwirklicht was so oft als nützlich propagiert wird, nämlich die Kraft- Wärmekopplung. Von jeder Kaffeemühle, die im Landkreis aufgestellt wird liest man, wieviele Haushalte sie angeblich versorgen kann. Wenn der Wind weht, aber das hält man ja für selbstverständlich.
    Fällt es dem Tagblatt wirklich so schwer mal über den ideologischen Schatten zu springen und mal etwas Positives zu schreiben?
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