Zwischen 7.30 Uhr und 16 Uhr herrscht Hochbetrieb in den elf Operationssälen des Leopoldina Krankenhauses. Ob Blinddarm, neues Hüftgelenk oder Knochenbruch – die Schweinfurter Ärzte operieren sieben Tage die Woche, bis zu 50 Patienten pro Tag. Was die Patienten dabei freilich nicht mitbekommen: wie viele Ärzte dafür überhaupt nötig sind und der Aufwand, der hinter einer Operation steckt. Denn für das medizinische Personal fängt die Arbeit schon an, lange bevor der Patient auf dem OP-Tisch liegt.
Bevor es für den Patienten überhaupt in Richtung der OP-Säle geht, findet ein Sicherheitscheck statt, sagt Alexander Ertl, OP-Manager des Leopoldina. Der Patient werde nach seinem Namen und seinem Geburtsdatum gefragt. Zudem versichern sich die Mitarbeiter an der OP-Schleuse, in welchem Saal und welches Körperteil des Patienten operiert werden soll, berichtet er. Auch das Identifikationsarmband des Patienten werde gescannt und kontrolliert. Ertl erzählt, dass sich manche Patienten wundern, wenn sie mehrmals ihren Namen und ihr Geburtsdatum nennen müssten. Die häufige Kontrolle dient jedoch der Sicherheit, damit der richtige Patient operiert wird, erklärt er.
Sobald alle Daten abgeglichen wurden, wird die Narkose eingeleitet. Dafür werden die Patienten auf mobilen OP-Tischen in einen der elf Einleitungsräume gefahren, die parallel zu den Operationssälen liegen. "Man denkt, das mit der Narkose geht schnell, aber wir haben lange Vorlaufzeiten", sagt Matthias Schöpf, Bereichsleiter der Anästhesiepflege. Vor allem bei Risikopatienten sei die Narkose aufwendig. Oftmals hätten die Anästhesisten mit schwer kranken Patienten zu tun, die schwierig zu betreuen seien. Deshalb bekämen Risikopatienten beispielsweise Sonden gelegt. "Damit können wir permanent den Blutdruck messen", erklärt Schöpf.
Nachdem der Patient narkotisiert ist, wird er in einen der OP-Säle gefahren. Sowohl der OP-Termin als auch in welchem Saal die Operation stattfinden soll, wird von den jeweiligen Fachabteilungen des Krankenhauses festgelegt. Während der Operation kümmern sich Operateur, Assistenzarzt, Anästhesist sowie mehrere OP- und Anästhesiepflegekräfte um den Patienten, erklärt Ertl. "Bei einem Standardeingriff sind normalerweise sechs Personen anwesend." So auch in einem der Säle, in dem gerade mehrere Ärzte arbeiten.
Ein narkotisierter Patient wird am Darm operiert und liegt zugedeckt mit blauen Tüchern auf dem OP-Tisch. Die einzige unbedeckte Körperstelle ist die Stelle, an der die Ärzte operieren müssen. Oberhalb des OP-Tisches hängen mehrere starke Leuchten, auch ein Display ist oberhalb der Kopfseite des Patienten angebracht. Mit einer Kamera wird die Stelle, an der die Ärzte gerade operieren, live auf den Displaymonitor übertragen.
Gegenüber der OP-Säle befindet sich ein Lieferraum. Darin lagern, in etlichen großen Metallschränken, sterile Sets. Diese wurden bereits vorab für die jeweiligen Operationen zusammengestellt. Egal ob Hüft- oder Schulter-OP, die Mitarbeiter des Leopoldina finden in den Schränken direkt das benötigte Set. Beim Vorbereiten und auch während der OP wird vom OP-Pflegepersonal penibel auf steriles und hygienisch einwandfreies Arbeiten geachtet, erklärt Ertl.
Direkt neben dem Materiallager befindet sich die Abteilung für Medizinprodukteaufbereitung. Dort wird das Instrumentenbesteck aufbereitet, das mehrmals verwendet werden kann. Der Sterilisationsbereich ist unglaublich wichtig, erklärt Ertl. "Kein Instrument, welches nicht fachgerecht gereinigt, desinfiziert und anschließend sterilisiert wurde, verlässt diese Abteilung. Dabei werden alle Aufbereitungsschritte lückenlos dokumentiert."
Für die Mitarbeiter des OP-Bereich gleicht kein Tag dem anderen. Häufig fallen die Arbeitszeiten anders aus, als sie im Dienstplan vorgesehen sind. Denn dauere eine Operation länger, oder kommt es zu Komplikationen, stünden die Operateure viel länger am OP-Tisch als eigentlich geplant. Wie lange die Mitarbeiter für eine Operation benötigen, lässt sich pauschal nicht sagen, sagt Ertl. Aufwändige Operationen, beispielsweise die Entfernung eines Hirntumors, könnten bis zu sechs Stunden dauern.
Notfälle haben Vorrang
Im Normalfall bekommen Patienten, die operiert werden müssen, einen festen Termin, erklärt Ertl. Doch der könne nicht immer wie geplant stattfinden. "Notfälle werden in das Tagesprogramm integriert", sagt der OP-Manager. Die Oberärzte legen dafür die Dringlichkeit fest, wie schnell ein Patient in den OP muss, berichtet er. Gelegentlich müsse es auch mal sehr schnell gehen. Damit sowohl geplante OPs als auch Notfälle behandelt werden können, stellen rund 100 Mitarbeiter rund um die Uhr den Betrieb sicher, sagt Ertl.
Vitalfunktion wird permanent überwacht
Nach der OP kommen die Patienten in den Aufwachraum, in dem Platz für circa zehn Betten ist. Anders als auf den Gängen zwischen den OP-Sälen, in denen permanent Ärzte und OP-Pfleger unterwegs sind, geht es hier viel ruhiger zu. Die meisten der Patienten schlafen, andere wachen gerade aus der Narkose auf. Sie alle sind an mehreren Geräten angeschlossen, ihre Vitalfunktionen werden ununterbrochen vom Krankenhauspersonal überwacht. Die Apparate kontrollieren Blutdruck, Puls und die Atmung der Patienten, erklärt Ertl, die Pflegekräfte sehen nach Drainagen und Verbänden.
"Gelegentlich frieren Patienten nach der Operation", erklärt Ertl. Deshalb werde auch auf die Körpertemperatur der Patienten geachtet. Damit die Patienten nicht auskühlen, bekommen sie Wärmedecken, so der OP-Manager. In der Regel bleiben operierte Personen rund eine Stunde im Aufwachraum bevor sie wieder zurück auf ihre Station verlegt werden. "Das hängt aber natürlich immer davon ab, wie es dem Patienten geht."
24 Stunden im Leopoldina-Krankenhaus: Im Rahmen einer Serie stellen wir das Krankenhaus vor, in dem 24 Stunden an den unterschiedlichsten Orten und Bereichen Betrieb ist. Von A wie Apotheke bis Z wie Zentrale Notaufnahme. Dabei geht es auch an Orte, die Patienten und Besucher nicht sehen.