Es gibt wenig Berufe, die so positiv bewertet werden wie der des Schornsteinfegers. Als personifizierter Glücksbringer erfreut er ebenso wie als qualifizierter Handwerker. In Unterfranken sind 158 der 162 Kehrbezirke in der Kaminkehrerinnung organisiert, die zu ihrer Jahresversammlung heuer nach Grafenrheinfeld eingeladen hatte.
Der Ansturm war mit 146 Kaminkehrern groß, dazu kamen noch viele Pensionäre und Ehrengäste. Der Saal in der Kulturhalle war voller Schornsteinfeger, augenscheinlich ist das Kaminkehren noch eine Männerdomäne.
Als Hausherr begrüßte dritter Bürgermeister Ludwig Weth die vielen glücksbringenden Gäste. Stellvertretender Landrat Peter Seifert betonte den Stellenwert der Schornsteinfeger, die nicht als „strenge Kontroller“, sondern als Energieberater einen unverzichtbaren Dienst fürs Gemeinwohl leisteten. Nach den Umstrukturierungen und Neuverteilung der Kaminkehrbezirke im letzten Jahr ist wieder Ruhe in der Innung eingekehrt. Die von vielen Kaminkehrern befürchteten Umwälzungen sind nicht eingetroffen, wie Regierungsdirektor Heiko Brückner zufrieden attestierte.
Als Umwelt-, Sicherheits- und Energieberater verrichtet der Kaminkehrer nach Meinung von Kreishandwerksmeisterin Margit Rosentritt nicht nur einen Job, sondern steht für eine Lebenseinstellung. Handwerkskammerpräsident Hugo Neugebauer lobte Gemeinschaftsgeist und Mut zur Innovation.
41 Lehrlinge sind momentan in der Ausbildung. Laut Statistik sind 20 Bezirkskaminkehrer über 60 Jahre alt und werden in den kommenden Jahren ihre Bezirke abgeben, der Nachwuchs ist also gefordert.
Obermeister Reinhold Noe berichtete von der Vorstandsarbeit der unterfränkischen Innung, die immer ein „offenes Ohr für alle Sorgen hat“. Lehrlingswart Harald Schuldes informierte über die eher durchwachsenen Ergebnisse der aktuellen Eignungstests und die Neugewichtung der Gesellenprüfung, hier zählt nun die schriftliche Prüfung weniger, die praktische Prüfung dagegen mehr.
Qualitäts- und Umweltmanagementbeauftragter (QUB) Heinz Rock informierte über die aktuellen Zertifizierungsmaßnahmen: Um Qualität und Kundenzufriedenheit stets auf dem neuesten Stand zu halten, beteiligen sich weit über 90 Prozent aller Innungsbetriebe am QM/UM-System, 2015 werden in Unterfranken 69 Betriebe auditiert.
Landesinnungsmeister Oswald Wilhelm, auch heißer Favorit für die anstehende Wahl zum Bundesinnungsmeister, informierte über die geplante Einführung eines Energiekennzeichnungslabels. Ähnlich wie im Elektrogerätebereich wird bei Heizungsanlagen ab 2016 ein Energielabel eingeführt. Zuerst auf freiwilliger Basis, ab 2017 dann rechtsverbindlich. Der Bezirksschornsteinfeger bewertet dann bei jeder Feuerstättenschau nach festgelegten Kriterien die vorhandene Heizanlage. Neue Heizungen werden bereits ab Werk mit dem Label versehen. Traditionell wurden im Rahmen der Jahresversammlung auch die neuen Innungsmitglieder Jens Pickel, Christian Zebisch, Andreas Rock, Markus Belz, Benjamin Schultheiß und Stefan Aufmuth offiziell begrüßt und Mitglieder mit dem Ehrenbrief der Kaminkehrerinnung Unterfranken verabschiedet: Reinhold Ankenbrand, Wilhelm Faulhaber, Hubert Friedrich, Jürgen Seidel, Helmut Schuldes, Gregor Thim, Peter Volkamer sowie Paul Schmitt, der – anders als mancher Kollege – den Ruhestand noch bis über das 66. Lebensjahr hinausgezögert hat.
Mit einer besonderen Würdigung überraschte der Vorstand Paul Schmitt. Er hat sich in über 30 Jahren als Mitglied der Kaminkehrerinnung in einer Vielzahl von Ehrenämtern verdient gemacht, engagierte sich jahrzehntelang als Ausbilder und Lehrlingswart und arbeitete maßgeblich an der neuen Ausbildungsverordnung mit. Schmitt wurde zum neuen Ehrenmitglied ernannt.