Mit einem Dreistufenplan will der Landkreis Schweinfurt die meisten seiner Schulen mit Luftreinigungsgeräten ausstatten: Die jüngsten Schülerinnen und Schüler kommen als Erste zum Zug. Der Kreisausschuss des Kreistags genehmigte dafür einen Etat von zunächst 500 000 Euro. Insgesamt könnte die Investition für maximal 209 Geräte 731 000 Euro ausmachen plus Ausgaben für die jährliche Wartung von 125 000 Euro. Hintergrund ist der Vorstoß der Staatsregierung vor wenigen Wochen, die mit diesen Luftreinigern im neuen Schuljahr den Präsenzunterricht absichern und die Hälfte der Kosten bezahlen will.
Start bei den Kleinsten
In einem ersten Schritt sollen die Klassenzimmer für Schülerinnen und Schüler unter zwölf Jahren ausgestattet werden, sagte Ronald Baria aus dem Hochbauamt dem Ausschuss. Grund: Für diese Altersgruppe sind keine Impfungen vorgesehen. Betroffen sind hauptsächlich Kinder in der Heide-Schule in Schwebheim. Für diese Phase mit 32 Geräten sollen in Kürze 128 000 Euro bereitstehen. In etwa zwei Wochen, so Baria, könnte der Auftrag vergeben werden. Werden größere Chargen bestellt, brauche man eine EU-weite Ausschreibung, die länger dauere. Was er aber auch deutlich machte: Wie lange man auf die Lieferung warten muss, könne man derzeit nicht absehen. Denn sehr viele Kommunen bestellen jetzt.
Zweite Phase für jugendliche Schüler
In der zweiten Phase sollen Klassenzimmer für Schülerinnen und Schüler zwischen zwölf und 16 Jahren bestückt werden, also hauptsächlich die Realschule Schonungen und das Celtis-Gymnasium in Schweinfurt, das unter der Trägerschaft des Landkreises steht. Ob danach auch für die älteren Jahrgänge Geräte gekauft werden, soll im Zusammenhang mit dem Impfverlauf neu bewertet werden. Die Reiniger werden zu prozentualen Anteilen an die Schulen verteilt, die den Einsatz selbst koordinieren.
Kaum bedacht wird das Goppel-Berufsschulzentrum, das bereits sieben Luftreiniger im Einsatz hat und in dessen Neubau, der derzeit entsteht, eine zentrale Lüftungsanlage eingebaut wird.
Es wird wieder kalt: Lüften weiterhin nötig
Und einen weiteren Punkt betonte Baria: Der Einsatz der Luftreiniger biete nur Unterstützung und ersetze nicht das regelmäßige Lüften. "Wir werden trotz der Maßnahme kalte Unterrichtsräume haben." Insofern stieß bei manchem Kreisratsmitglied die Anschaffung auf eine gewisse Skepsis. "Wir wissen nicht, was es wirklich bringt", sagte Oliver Brust (Freie Wähler), dennoch sei eine andere Entscheidung, als die Geräte zu beschaffen, der Bevölkerung nicht zu vermitteln. Brigitte Lenhard-Scheithauer (Grüne) fragte an, ob es angesichts des Betriebslärms nicht besser sei, mehrere Geräte in niedriger Stufe laufen zu lassen. Wie Baria sagte, sei die maximal zulässige Geräuschbelastung 40 Dezibel, wo die "Belästigungsgrenze" für den Menschen beginne.
SPD: Initiative der Regierung viel zu spät
Kritik an der Staatsregierung äußerte Stefan Rottmann (SPD): Die Initiative komme viel zu spät und habe "handwerkliche Fehler". Der Schonunger Bürgermeister störte sich daran, dass die Kommunen mindestens 50 Prozent der Mittel selbst tragen müssten, obwohl dies in seinen Augen eine staatliche Aufgabe sei. Lenhard-Scheithauer regte an, sich der Kritik des Städtetags anzuschließen, weil im Vorfeld der Entscheidung die Kommunen nicht eingebunden worden seien. Dies sei bereits via Landkreis- und Gemeindetag geschehen, sagte Landrat Florian Töpper (SPD).
Als "unverhältnismäßige Ausgabe" lehnte AfD-Kreisrat Bernhard Heß den Gerätekauf ab. Damit sollten "geschürte Ängste" beschwichtigt werden, zumal die Ansteckungsgefahr auf dem Schulweg größer sei als in den Klassenzimmern. Heß monierte einen fehlenden Kosten-Nutzen-Vergleich.