
Ein Blick über die Hecke war nicht nötig. Einen Sonntag lang boten im Rahmen des "Tag der offenen Gartentür 2023" des Kreisverband für Gartenbau und Landespflege Schweinfurt Grafenrheinfelder Einblick in ihre Privatgärten. Die zahlreichen Besucherinnen und Besucher konnten die zehn über den gesamten Ort verteilten Gärten über den Tag hinweg besichtigen. Dort entdeckten sie spannende Gärten – und ihre Geschichten dahinter.
Um kurz vor 17 Uhr steht Thomas Weigand noch zufrieden grinsend vor seinem Gartenteich. Die Goldfische schwimmen ihre Runden, die Vögel, die sich sonst so zahlreich am Teich versammeln, lassen sich heute nicht blicken, erklärt der Gartenbesitzer. Mit gutem Grund. Der gemütliche Hausgarten Weigands im Kapellenweg ist an diesem Sonntag hoch frequentiert von Menschen aus Nah und Fern.
"20 Sekunden war mal keiner da", sagt Weigand gut aufgelegt, bevor er noch einige Fragen zu seinem Gartenteich, an dem ein Bachlauf anschließt, beantwortet. Frösche gibt es aktuell keine im Teich. Die Goldfische sind neben einigen Insektenarten die Einzigen, die den toll gepflegten Teich besiedeln.
"Sechs Wochen lang hatten wir mal eine Ringelnatter hier. Da haben die Kinder Augen gemacht", berichtet er. Der Tag der Weigands, die offenherzig die vielen Besucher empfingen, war ein gelungener. "Andere haben hier im Ort bestimmt einen schöneren Garten, aber die wollen keinen hereinlassen", bemerkt er nebenbei.
Aus dem gesamten Landkreis und teils darüber hinaus kamen Interessierte nach Grafenrheinfeld, um sich im Rückzugsort der Grafenrheinfelder umzusehen. "Einen Garten betritt man nicht mit den Füßen sondern mit dem Herzen", steht auf einem dekorierten Spiegel im Hofgarten von Fridolin und Luise Weth in der Schmiedgasse.
Kleine Paradiese, lauschige Ecken und Tango im Garten
Vor 20 Jahren hat das Ehepaar den Garten angelegt. Dort, wo einst ein Bauernhof war. Der Sohn hat auf dem Grundstück gebaut. Der Garten ist das Reich von Fridolin und Luise. "Wir sind hier die Macher", sagt Fridolin Weth stolz. Im Innenhof bei den Weths lebt die Vielfalt: vom Apfelbaum bis zu Ziersträuchern. Gemütliche Sitzgelegenheiten im Schatten dürfen nicht fehlen. Auch für die Enkelkinder ist es ein kleines Paradies. Um das Anwesen herum legten die beiden einen Gemüse- und Naschgarten an. Die vielen Stunden, die das Ehepaar in den Garten investiert, lassen sich kaum zählen. Braucht es auch nicht, findet Luise Weth: "Was man gerne macht, ist keine Arbeit."

Eine Familienangelegenheit ist auch der Garten von Irma Mauder Am Heubühl. Am Eingang geht es gleich kulinarisch los. Ursula Weidinger bietet selbstgemachte Limonade aus Obst und Kräutern aus dem eigenen Anbau an. Gegenüber verkauft der Nachwuchs selbst hergestellte Gelees und Kirschen aus dem Garten. Einige Schritte weiter ist der lange Gartenbereich von der großzügigen Terrassenfläche aus zu überblicken. Die zwei Schwestern gestalten den Garten mit Unterstützung ihrer Familien, seit dem Tod ihres Vaters vor drei Jahren, nach ihren Vorstellungen um – unterstützt von drei Familien. Am Nachmittag kommt noch eine Musikgruppe in den Garten. Es wird Tango getanzt.

Zufrieden am Ende des langen Nachmittags steht auch Thomas Eusemann im Schatten der imposanten Trauerweide in seinem Garten in der Herrngasse. Bürgermeister Christian Keller samt Gattin Kerstin schauen eben noch für einen Besuch vorbei. Nur ein paar Meter von ihm entfernt kramen die vielleicht auffälligsten Gartenbewohner des Nachmittags, zwei Zwergziegen, am Boden ihres liebevoll hergerichteten Geheges am Boden herum. "Nein, die würden alles abfressen", antwortet Eusemann lachend auf die Frage, ob die Ziegen auch mal frei im Garten laufen dürfen. Für die Eusemanns, die Zwergziegen und alle anderen Teilnehmenden, endete ein aufregender Tag in der heimischen Idylle, die eindrucksvoll zeigte: eine offene Gartentür verbindet.