Wüsste man es nicht besser, das im Musikgenre Punkrock und Hardcore geübte Ohr würde denken, die vierköpfige Kombo "Deathjocks" ist der heißeste Schrei von der US-Westküste. Hinter den schnellen, knüppelharten aber dennoch melodischen Songs steckt allerdings eine waschechte Schweinfurter Gruppe. Die Brüder Eric (Gesang) und Sven (Gitarre) sowie Fuzzy (Bass) und Andi Schindler (Schlagzeug) machen seit 20 Jahren gemeinsam Musik.
In ihrem Schweinfurter Proberaum sind Ohrenstöpsel eine dringende Empfehlung. Das Quartett kennt nur Vollgas. Ihre Songs gehen selten über die zwei Minuten hinaus, verströmen aber eine unglaubliche Energie. "Unser Sound ist am ehesten zu vergleichen mit frühen 80er-Punk- und Hardcore-Sachen", erklärt Gitarrist Sven. Sein Bruder Eric, für dessen Live-Performance das Wort "Rampensau" hätte erfunden werden müssen, würde es das nicht schon geben, zählt ansatzlos ein paar alten "Helden" ihrer Jugend, die sie von Anfang an inspirierten, auf: "Black Flag", "Circle Jerks", "Bad Religion". Die Leidenschaft zum Ami-Punk und -Hardcore rührt bestimmt auch daher, dass früher viele US-Amerikaner in der Stadt waren, die "ihre" Musik in die Szene brachten, sagen die "Deathjocks", die eine klassische Do-it-yourself-Band sind, beim Gespräch in ihrem Proberaum.
"Und Punk war sowieso immer bei uns da", sagt Eric und blickt rüber zu seinem Bruder. Vor 20 Jahren fragten die beiden ihre Freunde Fuzzy und Andi, ob sie nicht Lust hätten, mit ihnen Musik zu machen. Seither spielten die "Deathjocks" - eine Wortkreation der Schweinfurter, die es so im Englischen eigentlich nicht gibt – auf den Bühnen im ganzen Land mit Szenegrößen wie "Slime", "Jello Biafra" oder "Leatherface". "Außer in Berlin", wirft Drummer Andi ein. Im deutschen Szene-Mekka ergab sich noch kein Auftritt, zumindest keiner im klassischen Sinne. Bei der TV-Sendung "Neo Paradise" mit den 2011 noch nicht ganz so bekannten Moderatoren Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf traten die "Deathjocks" nämlich als "Schrankband" auf. "Witzig", war die Erfahrung, erinnert sich Eric. Aber auch "zerstörerisch", wirft Andi ein. Mit den Nachwirkungen der feuchtfröhlichen Feier am Vorabend, legten die Schweinfurter einen wilden Auftritt im TV-Studio in Berlin hin. Die Vier lachen herzlich, als sich erinnern, dass ihr Sänger bei ihrem Auftritt den Show-Sidekick, die ältere Dame "Violetta", küsste und "Scooter" ebenfalls als Gäste mit im Studio waren.
Kurzum: Wo die "Deathjocks" auftauchen, riecht es nach Spaß und etwas Chaos. Aber inhaltlich hat die Band mit ihrer klaren antifaschistischen Haltung auch durchaus einiges zu sagen. "Wir schimpfen in unseren Liedern viel. Es ist mehr Mittelfinger statt Zeigefinger", erklärt Andi. "Und Machoscheisse finden wir uncool", wirft Eric ein – auch mit Blick auf die neuere Generation an Hardcore-Bands. "Wir sind auch nicht verbohrt-ernst, oft sind wir zynisch." Trotzdem werden auch politische und sozialkritische Themen immer wieder aufgegriffen.
Auf zwei Alben ist dies bereits zu hören, das dritte Album wird nicht mehr lange auf sich warten lassen, so die Ankündigung der "Deathjock", die am Freitag, 10. März, (Einlass: 20.30 Uhr) erstmal ihr 20-Jähriges-Bestehen mit einer Punk- und Hardcore-Show im großen Saal des Schweinfurter Stattbahnhofs, also in ihrem Wohnzimmer, gebührend feiern werden. "Uns geht es darum, Spaß zu haben und unsere Kunst zu präsentieren", kündigen die Vier an.