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Schonungen
125 Jahre: SPD–"Kraftzelle" Schonungen
SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert konnte nicht persönlich zum Gratulieren nach Schonungen kommen, wandte sich aber mit einer Videobotschaft den Ortsverband.
Foto: Steffen Krapf | SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert konnte nicht persönlich zum Gratulieren nach Schonungen kommen, wandte sich aber mit einer Videobotschaft den Ortsverband.
Steffen Krapf
 |  aktualisiert: 05.10.2024 02:38 Uhr

Im Jahr 1899 patentierte die Bayer AG Aspirin, der spätere US-Gangster Al Capone wurde geboren, Jugendliche gründeten den Sportverein Werder Bremen und in Schonungen gründeten Sozialdemokraten einen SPD-Ortsverband. 125 Jahre später ist die Partei in der 8000-Einwohner-Gemeinde noch immer da. In der Alten Kirche feierte der Ortsverband in einem Festakt sein Jubiläum.

Wäre heute die Bundestagswahl, im Willy-Brandt-Haus, der Parteizentrale der SPD in Berlin, würden wohl kaum Freudentänze stattfinden. Nur 15 Prozent der Stimmen würden aktuell auf die 162 Jahre alte Partei entfallen. An der Basis, zumindest am Beispiel von Schonungen, liegt das Umfragetief sicher nicht. "Schonungen ist seit Beginn eine der Kraftzellen der SPD im Landkreis", sagte Landrat Florian Töpper in seiner Festrede. Auch in der jüngeren Vergangenheit strotzt die SPD in der Gemeinde – für hiesige Verhältnisse – nur so vor Selbstvertrauen. "Die SPD Schonungen ist etwas ganz Besonderes", erklärt Gemeindebürgermeister und SPD-Mitglied Stefan Rottmann: "Wahrscheinlich sind wir die einzigen in ganz Bayern, die im Gemeinderat eine absolute Mehrheit haben." 44 Mitglieder zählt der Ortsverband aktuell. Eines davon ist der Bürgermeister und eines sitzt im deutschen Bundestag.

Was denn mehr Spaß mache: "Gemeinderat oder Bundestag?", fragte der erste Vorsitzende des Ortsverbandes, Jürgen Geist, den Bundestagsabgeordneten Markus Hümpfer auf der "roten Couch" im Rahmen des kurzweiligen offiziellen Teils ganz unverblümt. Ein klein bisschen mehr mache der Gemeinderat Spaß, antwortete der aus dem Gemeindeteil Forst stammende Hümpfer. Man könne die Veränderungen, die man dort mit anstößt, am Ende auch sehen und anfassen, erklärte er den Unterschied zur "großen Politik".

Eigentlich gibt es wenig zu feiern

Zum Greifen war in der Alten Kirche allerdings auch die angespannte politische Lage – bundesweit und weltweit. "Auf komplexe Fragen gibt es niemals einfachen Antworten – nicht in Schonungen, nicht hier in der Region, schon gar nicht in Bayern und auch nicht in Europa und der Welt", sagte dazu Hümpfer, der auch Schirmherr der Veranstaltung war. Auch Landrat Florian Töpper zeigte sich besorgt, auch wegen der jüngsten Wahlergebnisse in den ostdeutschen Bundesländern und der aktuellen Umfrageergebnissen. Gerne würde er den Kampfgeist eines Willy Brandt, der übrigens 1978 Schonungen einen Besuch abstattete, in der SPD-Bundesspitze sehen. "Es braucht jetzt mehr Herzblut und Kampfgeist", fordert SPD-Mitglied Töpper, der mit Kritik an der SPD in Berlin nicht sparte. Mit einem Appell richtete er sich am Abend direkt an die anwesenden Genossen: "Sorgt dafür, dass die Leute den Weg in die Parteien, in unsere Partei, wieder finden."

Einige Mitglieder wurden für ihr langjähriges Engagement geehrt (von links): Inge Schuhmann (35 Jahre), Landrat Florian Töpper, Kreisvorsitzende Martina Braum, Kassier Alexander Linke, Schriftführerin Anne-Katrin Linke, Dietmar Güthlein (Ehrenbrief der SPD Schonungen), Stellvertretender Vorsitzender Alexander Geyer, Hanne Güthlein (50 Jahre), Bundestagsabgeordneter Markus Hümpfer, Bürgermeister Stefan Rottmann, Inge Brüggemann (35 Jahre) und Vorsitzender Jürgen Geist.
Foto: Philipp Hartmann | Einige Mitglieder wurden für ihr langjähriges Engagement geehrt (von links): Inge Schuhmann (35 Jahre), Landrat Florian Töpper, Kreisvorsitzende Martina Braum, Kassier Alexander Linke, Schriftführerin Anne-Katrin ...

Direkt aus der SPD-Machzentrale in Berlin gab es am Ende des Abends auch noch eine Videobotschaft von Generalsekretär Kevin Kühnert. "125 Jahre ist schon eine Nummer", sagte der Ex-Jusos-Chef. Man könne stolz darauf sein, welchen Widrigkeiten und Umbrüchen man über die Generationen hinweg immer wieder getrotzt hat. Aber auch Kühnert räumte ein: "Der Sozialdemokratie ist es schonmal besser gegangen." Das stete Auf und Ab kenne man jedoch aus der eigenen Historie bestens. "Die Geschichte lehrt uns, dass die Sozialdemokratie immer wieder aufgestanden ist. Und, dass sie gebraucht wird", so Kühnert.

Besondere Ehre wurde beim 125-jährigen Jubiläum verdienten Mitgliedern der Schonunger SPD zuteil. Für 35 Jahre Mitgliedschaft in der Partei wurden Inge Schuhmann und Inge Brüggemann geehrt, für 45 Jahre Karl Schmitt und für 50 Jahre Hanne Güthlein. Den Ehrenbrief des SPD Ortsvereins Schonungen bekamen Dietmar Gühtlein und postum der im August verstorbene Roland Spörlein verliehen.

 
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