
Dort, wo sonst die Fußballer des FC05 Schweinfurt in der Regionalliga Bayern um Punkte kämpfen, stand am zweiten Adventssonntag eine Bühne auf dem Rasen des Schweinfurter Sachs-Stadions. Die Sitze auf der Haupttribüne waren bis auf den letzten Platz besetzt. Rund 1000 Menschen kamen zum traditionellen "Schnüdelsingen", organisiert vom Verein "Gemeinsam für Schweinfurt", um gemeinsam Weihnachtslieder zu singen.
Der Weihnachtsflair begann schon kurz nach dem Eingangstor auf dem Vorplatz des Sachs-Stadions. Kerzenlichter wiesen den Weg und das freundliche Ordnerpersonal begrüßte jeden Gast einzeln mit einem "guten Abend". Auf der Bühne brachte sich bereits der Evangelische Posaunenchor in Stellung. Für einen kleinen Obulus konnten am Tribünenaufgang Kerzen und Liedhefter erworben werden. Die Jugend des FC05 übernahm den Verkauf von Getränken. Für das leibliche Wohl war auf dem Vorplatz gesorgt.
2016 feierte das "Schnüdelsingen" seine Premiere, mittlerweile fand die siebte Auflage statt. Die Blaupause für das Format – Weihnachtslieder in einem Fußballstadion zu singen – boten einst die Fans von Union Berlin. Mittlerweile haben viele Städte Deutschlands nachgezogen. Während man sich in Schweinfurt über die knapp vierstellige Besucherzahl am Sonntag freute, stellte zur gleichen Zeit Dortmund im Signal-Iduna-Park mit 73.500 Menschen beim Weihnachtssingen einen neuen Weltrekord auf.

Während die Dortmunder für das gemeinsame Singen zwölf Euro für einen Sitzplatz zahlen mussten, war der besinnliche Abend für die Schweinfurter kostenfrei. "Das würde nicht zur Region passen, wenn wir dafür Eintritt verlangen", erklärte Organisator Markus Bloch am Rande des "Schnüdelsingens". Dank der Sponsoren ist es möglich, die Veranstaltung im Sachs-Stadion ohne Ticketeinnahmen durchzuführen. "Wir machen das für die Region und wir versuchen das Programm immer weiterzuentwickeln. Unser Ziel ist es, dass wir einmal 2000 Zuschauer haben", sagt Bloch.
Warme und etwas nachdenkliche Worte gab Schweinfurts Zweite Bürgermeisterin Sorya Lippert den Besuchern in ihrem Grußwort mit auf den Weg. Weihnachten stehe auch für den kindlichen Glauben, dass Beten und Singen hilft, meint sie. "Glauben wir zusammen an das Gute im Menschen und beten für Frieden in der Welt." Dafür war das Sachs-Stadion am zweiten Advent dann auch genau der richtige Ort, auch wenn hier die Weltrekorde in ganz weiter Ferne sind.