Fränkischer Dreispitz und orientalischer Bauchtanz - wie geht denn das zusammen? Sehr gut, wie man am Samstag rund um das Zeughaus erleben konnte. Dort fand die 22. Auflage der "Nacht der Kultur" statt, die diesmal einen deutlichen Schwerpunkt auf das Tanzen legte. Und das war eine gute Idee. Schon zu Beginn war der bis zur Leblosigkeit sanierte Platz rund um das Renaissancegebäude gut gefüllt, und als die Kolitzheimer und Gerolzhöfer Volkstänzer ihre Runden drehten, reihten sich schon bald auch einige Besucher ein und gingen einige Plantouren mit.
Musik und Tanz verbinden
Eröffnet wurde die Nacht bei ausgesprochen angenehmen Temperaturen von Ingo Schäfer, dem Vorsitzenden des Kulturpackts und Bürgermeisterin Sorya Lippert. Diese verwies auf das Verbindende von Musik und Tanz, was sie auch in ihrer Flüchtlingsarbeit immer wieder erlebe. Dem Programm des Kulturpacktes wünschte sie, dass es noch lange fortgeführt werde.
Und das dürfte außer Frage stehen. In einem ersten Fazit war Kulturpackt-Geschäftsführer Gerald Günther sehr zufrieden. Es wurden, wie im Vorjahr, rund 1000 Eintrittsbändchen verkauft. Die einzelnen Veranstaltungsräume waren durchwegs gut gefüllt, oft war kaum ein Durchkommen möglich und Schwitzen angesagt. Dass diesmal ein etwas älteres Publikum erreicht wurde, will Günther nicht ausschließen.
Geboten wurden an 13 Orten 40 Programmpunkte mit über 30 Künstlern und Gruppen. Unmöglich, alles zu bewältigen. Und so haben sich die Besucher entweder einfach treiben lassen oder sich ihr persönliches Programm zusammengestellt.
Gut aufgehoben war man den gesamten Abend über an und auf der Tanzfläche, wo die Tanzschule Fiedler Gesellschaftstänze zeigte und Trainer Günther Ullrich ein bisschen Unterricht anbot. Da hat dann der ein oder andere bei Walzer, Fox und Rumba ungeahnte Talente in sich entdeckt.
Es wurde heftig geswingt, die Gruppe "Hula Hui O Na Pua" zeigte Tänze aus Hawaii und "Monas Traumtanz" eine orientalische Show mit einem beeindruckenden, verträumten Flügeltanz. Dazwischen bewies die Popgesangklasse der Musikschule unter der Leitung von Canan Semel mit Songs von Amy Winehouse oder Lady Gaga ihr hohes Niveau.
Standortwechsel. Im Rückerbau hatten die "Ladies of Swing" mit der Schweinfurter Finanzreferentin Anna B. Keck an Piano und Akkordeon, Gerlinde Keck am Bass, der wunderbar wandelbaren Sängerin Anja Gutgesell und Uwe Engelbrecht an den Drums ihren gelungenen Premierenauftritt mit "Ich hab noch einen Koffer in Berlin" "Padam" oder "Fly Me To The Moon". Gleich im Anschluss bot die spielfreudige und schon vor zwei Jahren gefeierte Schweinfurter Gruppe "pure music & dance" eine beeindruckende Zeitreise mit bisweilen leicht parodistischen Zügen.
Auf den eigenen Arm nahm sich auch Barbara Duss mit ihrem barocken "Einfrau-Orchester" bei Elektro Wilhelm. Ein Mann der leisen Töne ist der Berliner HP Daniels, der in der Event Galerie aus seinem Buch zu den späten 60-er Jahren las. Aus der Perspektive zweier 16-Jähriger wird der Aufbruch aus einiger fürchterlich muffigen Zeit berichtet. Anschließend war dort das ausgezeichnete Jan-Peter Itze Duo mit eigenen musikalischen Geschichten zu Klavier und Gitarre zu Gast.
Ein Highlight auch Hakan Arisoy in der Chocolateria Molina mit seinen Holzpuppen, Marionetten, die nicht nur einen Ballon aufblasen, sondern auch wie Michael Jackson tanzen können.
Im nostalgieträchtigen Ambiente des für diese Nacht wiederbelebten Roxy-Kinos wurden in vielen Besuchern Erinnerungen wach. Voll wurde es vor allem nach dem Film bei den Auftritten des Evangelischen Posaunenchors und "Sojus 1", mit einer eigenwilligen Musikmischung, von Video-Einspielungen unterlegt.
Der weitere Rundweg hat den Reporter ins DGB-Haus geführt, wo ihm die "Black Velvet Band" irisch kam. Bei Möbel Mager war es prallvoll bei den mit viel Humor gezeigten Zauberkünsten Bernd Zehnters. Welch großartiger Songwriter, Gitarrist und Sänger Markus Rill ist, war im Fotostudio Bräutigam zu erleben. Zusammen mit Philipp Kalabis spielte er überwiegend eigene Balladen.
Dann der Schlusspunkt. Statt des üblichen Feuerwerks gab es mit Blick auf den Klimawandel eine Feuershow von "Show und Spektakel" aus Leipzig. Eine etwas langgeratene Alternative, über die die Meinungen jedoch auseinandergingen.