Was macht die DJK Schweinfurt aus? Der Sportverein ist vielschichtig und wandlungsfähig, war in seiner 100-jährigen Geschichte immer in der Lage, auch auf schwierige Situationen zu reagieren, sich weiterzuentwickeln, sich zu modernisieren. So beschreibt es Stefanie Stockinger-von Lackum. Sie ist die erste Frau an der Spitze des Vereins, 2017 übernahm sie den Vorsitz. Zwei Jahre später stecken sie und etliche Vereinsmitglieder mitten in den finalen Vorbereitungen für den großen Festakt zum 100-jährigen Bestehen: Am kommenden Wochenende (7. und 8. September) wird auf dem DJK-Gelände gefeiert, am Sonntag kommt Staatsminister Joachim Herrmann vorbei, der die Schirmherrschaft für das Jubiläumsfest übernommen hat.
DJK richtet Bezirksturnfest aus
Die Geschichte des Schweinfurter Traditionsvereins, der heute rund 1600 Mitglieder zählt, beginnt im Jahr 1919, als Kaplan Josef Stöger die DJK aus der Taufe hob. Es war "deutschlandweit einer der ersten DJK-Verbände, die gegründet wurden", erklärt Stockinger-von Lackum. Schon im Folgejahr wurde ein Bezirksturnfest in Schweinfurt ausgerichtet, ein publikumswirksames Ereignis. Der Verein bekam in den Anfangsjahren viel Zulauf. 1926 waren es bereits um die 400 Mitglieder. Die positive Entwicklung ging weiter, endete aber 1934: In diesem Jahr wurden alle DJK-Verbände vom Naziregime, das 1933 in Deutschland die Macht ergriffen hatte, aufgelöst. Die noch junge DJK Schweinfurt war damit schon wieder Geschichte.
Enteignung durch die Nazis
Viele Dokumente aus dieser Zeit seien damals verloren gegangen, wie Stockinger-von Lackum erklärt. Aus Erzählungen von älteren Vereinsmitgliedern ist überliefert, dass die Nazis "Vorstände teilweise in Gewahrsam" genommen haben, der Verein wurde enteignet. Die DJK ist der katholische Sportverband in Deutschland, die Abkürzung steht für "Deutsche Jugendkraft". Die kirchliche Nähe war laut Stockinger-von Lackum vermutlich auch der Grund, warum die Nazis die DJK-Verbände auflösten.
Aber weil die Mitglieder der ersten Jahre in Kontakt geblieben sind und mit dem Ende des zweiten Weltkriegs und der Naziherrschaft der Weg frei war für einen Neuanfang, wurde die DJK Schweinfurt 1947 wiederbelebt.
Zusammenhalt und Gestaltungswille
Nach der Neugründung ging es mit der DJK wieder schnell bergauf. Zum einen lag das an dem Zusammenhalt und Gestaltungswillen der Mitglieder, wie Stockinger-von Lackum erklärt. Zum anderen hatte die DJK "ein Alleinstellungsmerkmal": Auf Bestreben des geistlichen Beirats Oskar Berthold wurden damals regelmäßig Reisen ins europäische Ausland organisiert. Mit Bussen fuhren die Sportler zum Beispiel nach Italien, Frankreich oder in die Schweiz und knüpften Kontakte zu anderen Sportvereinen. "Für diese Zeit war das außergewöhnlich", sagt Stockinger-von Lackum, wer hatte damals schon die Möglichkeit, ins Ausland zu reisen, unmittelbar nach den Kriegsjahren? Durch die Reisen seien Freundschaften entstanden, die bis heute anhielten. "Davon erzählen ältere Vereinsmitglieder heute noch, das war sehr prägend."
Zudem wurden zahlreiche sportliche Erfolge gefeiert, 1953 war Bundessportfest in Schweinfurt, viele Vereine der Stadt arbeiteten hier erfolgreich zusammen. Als herausragend in der DJK-Historie gilt bis heute auch der Gewinn der Deutschen Meisterschaft 1957 im Dreisprung durch den DJK-Athleten Robert Wiener. "Ein absolutes Ausnahmetalent", sagt Stockinger-von Lackum.
Sportlich: Es gibt 16 Abteilungen
Die sportliche Vielfalt nahm in der 100-jährigen Geschichte stets zu: Waren es 1919 die Turner, die den Anfang machten, kamen in den 1920er-Jahren Faustball und Schlagball dazu (beide Abteilungen gibt es heute nicht mehr) sowie die Sparten Schwimmen, Fußball (1927) und Kanu (1930). Nach dem Krieg wurde die zerstörte Sportanlage an der Bellevue in Eigenleistung durch die Mitglieder wieder aufgebaut. Neue Abteilungen kamen hinzu: Leichtathletik, Korbball, Tischtennis, Basketball, Volleyball, Kegeln, Tennis und Badminton. Seit 2013 wird Baseball angeboten, seit 2015 Karate. Im Jahr darauf folgte Football und im Jubiläumsjahr wurde schließlich die Cheerleaderabteilung gegründet. Insgesamt gibt es heute 16 Abteilungen in der DJK.
In all den Jahren hat der Verein Höhen und Tiefen durchlaufen, wie Stockinger-von Lackum erzählt. In den 1970er-Jahren war die DJK mit fast 3400 Mitgliedern zeitweise der größte Sportverein Schweinfurts. In den 1980er-Jahren folgte eine Krise, der Verein hatte sich finanziell übernommen. Der Vorsitzende Josef Reus verordnete damals einen radikalen Sparkurs, den Hans Gerhard Stockinger (der Vater der heutigen Vorsitzenden) schließlich fortsetzte. So gelang es, den Verein wieder auf Kurs zu bringen.
Der Aufwärtstrend hält bis heute an, für die Zukunft fühlt sich die DJK gerüstet, die Herausforderungen der kommenden Jahren sind laut Stockinger-von Lackum "das Wir-Gefühl weiterhin zu stärken", die Liegenschaften Instand zu halten und genügend Übungsleiter und ehrenamtliche Mitarbeiter zu bekommen. Sport sei zudem eine "große Integrationsmöglichkeit", jeder sei bei der DJK willkommen "egal wo er herkommt oder welche Sprache er spricht".