Mit der dritten Veranstaltung der Arbeiterwohlfahrt endete der Veranstaltungsreigen zum Jubiläum "100 Jahre AWO". Die Rede ist von der besonderen Themenführung, von der Spurensuche, die Stadt- und Museumsführerin Evamaria Bräuer speziell für das Ereignis konzipiert hatte unter dem Motto: „Von der Wohltätigkeit zur Wohlfahrt“. So der Wortlaut einer Pressemitteilung.
Weiter heißt es in der Mitteilung: Die Anfänge der Wohltätigkeit reichen weit zurück und sind in vielen Religionen verankert. Mit passenden Bibelstellen begann die Spurensuche im Museum Johanniskapelle. Äußerst kompetent und fundiert erläuterte Evamaria Bräuer das Leben in der Gotik. Vor dem Simultanbild zum Leben und Leiden des Lazarus bekam man ein Gefühl für die Situation Armer und Kranker früherer Zeiten und die Schutzlosigkeit der in Notgeratenen. Es zeigt die Gleichnis-Darstellung von Arm und Reich, von Hunger und Überfluss, und es zeigt die Folgen für das Seelenheil. Trost in ihrer elenden Lage erfuhren Notleidende meist nur durch Heilsversprechungen im Jenseits.
Ein Beispiel tätiger Hilfe und Nächstenliebe leistete die thüringische Landgräfin Elisabeth. Die damalige Landesherrin taugt bis heute als Vorbild für viele „Charity Ladies.“ Auch viele Hilfseinrichtungen tragen ihren Namen zum Gedächtnis.
Die zweite Station führte zum Echterhof, heute im Besitz der Familie Mößlein. Hier wird bis zur Vertreibung während des Bauernkrieges ein Kloster genannt. In einem freiwilligen Zusammenschluss lebten hier noble Frauen, Beguinen genannt, in einer klösterlichen Gemeinschaft. Durch Einbringung von persönlicher Habe und von persönlichem Vermögen kümmerten sie sich auch um arme, sieche und sterbende Menschen, ebenso um die Erziehung der Kinder.
Die Spitalkirche, die ursprünglich als Stifterkirche errichtet worden war, war die nächste Station. Das Spital wurde als sogenannte Seelhaus-Stiftung begründet. Entsprechend hatten die hier lebenden Pfründner vorgegebene Regeln zu beachten.
Besondere Aufmerksamkeit lenkte die Kirchenführerin auf das Deckengemälde. Hier hat der fränkische Maler Eulogius Böhler die sieben leiblichen Werke der Barmherzigkeit szenisch dargestellt. Nach dem Glaubenssatz der Bergpredigt („Selig sind die Barmherzigen“) sind hier Werke der Solidarität für Schwache, Fremde, Kranke und Arme in Gerolzhofen zu sehen.
Mit einem Gebetswunsch des Pfarrers Hermann Kappen von 1883, die Gründerin der Arbeiterwohlfahrt, Marie Juchacz, war damals gerade vier Jahre alt, endete der Rundgang: „Bessere solche, die im öffentlichen Leben wohl tätig, / aber nicht wohltätig sind“ „Lehre uns die Einsicht, wer reich im Portemonnaie ist, / ist nicht immer reich auch im Herzen“.
Den Ausklang beging man im „AWOhnzimmer“ bei Kaffee und selbst gebackenem Kuchen.
Unter der Woche betreibt die Arbeiterwohlfahrt in den Räumlichkeiten eine Tagespflege für Senioren, die gerne den Tag in Gesellschaft verbringen. Allerdings erfuhren die Gäste dabei, dass es schon mal vorkommt, dass sich Passanten dorthin „verirren“, weil sie das AWOhnzimmer mit seinem Ambiente für ein öffentliches Café halten. „Dann haben wir unser Ziel doch erreicht“, scherzte Ulrike Hahn, AWO-Ortsvorsitzende und Initiatorin der Tagespflege. „Genau diese Atmosphäre wollten wir für unsere Tagesgäste schaffen.“