Mit klarer Stimme erzählt Hermann Scheuplein von seinem Leben, das in 100 Jahren viel Schönes, aber auch manch Beschwerliches für ihn bereithielt. "Jedes Alter hat seinen besonderen Charme, und das Älterwerden hat etliche Vorteile gegenüber dem Jungsein", meint der Jubilar. So sei man geduldiger, bringe mehr Verständnis auf und nehme Vieles leichter als in jungen Jahren. Seine Lebensweisheiten hat der Senior in seinen mit 87 Jahren herausgegebenen Memoiren festgehalten.
Geboren wurde Hermann Scheuplein am 17. Mai 1919 in den Wirren der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg in Schonungen. Die Mutter verstarb, als er fünf Jahre alt war. "Als Kind habe ich schon ein kleines Geschäft aufgemacht", berichtet er. So lud er Nachbarskinder zu Aufführungen eines Kasperl-Theaters ein, das er zusammen mit seinem Bruder und einer Cousine in der Holzlege des elterlichen Anwesens veranstaltete. "Der Eintritt pro Kind kostete einen Pfennig. Wenn ich 25 Pfennige zusammen hatte, konnte ich mir im Dorfladen wieder eine neue Spielfigur kaufen", erinnert er sich.
In der Volksschule fand Scheuplein mit zehn Jahren durch einen Lehrer zur Fotografie, "einem der schönsten Hobbys, das ich mein ganzes Leben behalten habe". Damals noch mit Lochkamera erwarb Hermann Scheuplein im Laufe seines langen Lebens mehrere Ausrüstungen, darunter auch einen Robott, der in den 1940er-Jahren schon mit einem Fingerdruck 25 Aufnahmen machte, dazu noch eine hochwertige Hasselblad. In seinem 1951 in Schonungen erbauten Haus, das er fast ausschließlich in Eigenleistung errichtet hat, war sogar eine Dunkelkammer eingerichtet. Die Liebe zur Fotografie teilte er mit seiner Tochter und seinem Sohn, der jedoch mit 64 Jahren schon verstarb.
Musisch sehr begabt erlernte Hermann Scheuplein mit zehn Jahren Geige, konnte aber auf mehreren Instrumenten spielen. "Wenn eine Gitarre an der Wand hing, nahm ich sie und spielte ein Lied", erzählt der Jubilar. Die von ihm gegründete Hauskapelle war beliebt im Ort. Nach dem Besuch der Handelsschule in Schweinfurt machte er eine Banklehre. 1939 musste er zum Reichsarbeitsdienst und kurz darauf folgte der Militärdienst.
"Ich hab viel Glück gehabt", meint der Jubilar rückblickend auf die Kriegsjahre. 1944 war er schwer verwundet worden, musste sieben Monate im Bett im Lazarett verbringen. Aus Abfallstücken von abgeschossenen Flugzeugen fertigte Hermann Scheuplein damals Gebrauchsgegenstände wie Gürtel oder Taschen. "Die Kenntnisse dazu hatte ich vom Vater, der Sattler und Tapezierer war."
Wieder zuhause in Schonungen bei seiner Frau Christel, die er 1942 geheiratet hatte, sah Hermann Scheuplein erstmals seine eineinhalbjährige Tochter. Bei der Hypo-Vereinsbank Schweinfurt fing er damals wieder zu arbeiten an und übernahm 1954 die Zweigstelle in Haßfurt. 1980 schied er aus dem Berufsleben aus.
Der Jubilar ist Mitglied im Verein für Gartenbau und Landespflege, beim VdK, im Siedlerbund sowiue im Turn- und Gesangverein. Von seinem handwerklichen Geschick zeugen viele Schreiner- und Schmiedearbeiten in seinem Anwesen. Solange es die Gesundheit zuließ, unternahm das Ehepaar viele Reisen.
Hermann Scheupleins Lebensweisheit zum Älterwerden hat er in seinem Buch festgehalten: "Vom Vergangenen nur das Leuchtende und Schöne aufzunehmen und in Erinnerung zu behalten."
Zu seinem Festtag gratulieren seine Frau, seine Tochter mit Ehemann, drei Enkel und drei Urenkel.