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SCHWEINFURT
10 000 Beschäftigte in 100 Firmen im Stadtteil Hafen
Im Hafen kann man fast alles kaufen und auch fast alles wieder loswerden – im Wertstoffhof der Stadt an der August-Borsig-Straße.
Foto: Anand Anders | Im Hafen kann man fast alles kaufen und auch fast alles wieder loswerden – im Wertstoffhof der Stadt an der August-Borsig-Straße.
Gerd Landgraf
Gerd Landgraf
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:08 Uhr

Mit dem „Sprung über den Main“ begann im Jahr 1963 die Geschichte des Stadtteils „Hafen“ – und damit die Entwicklung eines der größten und zusammenhängenden Industrie- und Gewerbegebiete Bayerns.

Mit dem Sennfelder Hafen (0,3 Quadratkilometer), der Industrie nördlich des Mains (1 qkm) und dem Industrie- und Gewerbepark Maintal (1,5 qkm) summieren sich heute stolze 5,9 Quadratkilometer für Industrie, Gewerbe und Handel, davon 3,1 Quadratkilometer im „Hafen“.

Auf der Gemarkung von Oberndorf

Wie die Industrie nördlich des Mains steht auch der „Hafen“ (begrenzt durch den Fluss, die A 70 und Sennfeld) auf der Gemarkung von Oberndorf, das am 1. Dezember 1919 Schweinfurt zugeschlagen wurde. Bis in die 1960er-Jahre war die landwirtschaftlich genutzte Fläche unbewohnt und unbebaut.

Aktuell haben sich im Hafen über 100 Betriebe mit mehr als 10 000 Beschäftigten angesiedelt. Der Stadt kostete die Erschließung des Stadtteils einst 100 Millionen Deutsche Mark. Ein großer Pluspunkt des Gewerbegebietes ist die Anbindung an das Fernstreckennetz der Bahn, an die Bundesstraße 286 und die A 70 sowie an den Main-Donau-Kanal und damit an die 3500 Kilometer lange Wasserstraße von der Nordsee bis zum Schwarzen Meer.

Bedeutung des Hafens

Die B 286 trennt den Stadtteil in den Hafen-West mit dem Schiffshafen und den Industrieansiedlungen (darunter: Bosch Rexroth, SKF, ZF Friedrichshafen, das Großlager für Gase und Öle der Firma Erik Walther und das Gemeinschaftskraftwerk) und dem Hafen-Ost, in dem Einkaufsmärkte wie Marktkauf, Media-Markt, Dehner Gartencenter und die Baumärkte Globus sowie Bauhaus dominieren und auch der Einzelhandel floriert.

Der Schiffshafen mit Kailängen von 480 und 375 Metern hat heute nicht die Bedeutung, die man sich durch die Deutsche Einheit erhoffte, als sich Schweinfurt als Zielhafen mit Gleis- und Autobahnanschluss auch für das benachbarte Bundesland Thüringen präsentierte. Mit etwa 350 000 Tonnen im Jahr wird allerdings der zweithöchste Umschlag (nach dem Betriebsfrachthafen von HeidelbergCement in Lengfurt) aller Häfen am mittleren und oberen Main erzielt.

Die Schifffahrt

Der Main wird seit der Zeit der Kelten als Wasserstraße genutzt. Es wurde getreidelt und gestakt, geflößt, gerudert und gesegelt. Motoren treiben heute die Personen- und die Güterschifffahrt an. 6000 Fracht- und 1000 Hotelschiffe passieren jährlich Schweinfurt – und ungezählte Sportboote und Ausflugsdampfer.

Im Mittelalter hatte die Stadt zwei Häfen. Der am Anton-Niedermeier-Platz (Heilig-Geist-Kirche) ist längst zugeschüttet. Der auch militärisch genutzte zweite Hafen lag im Bereich der aktuellen Schleusenanlagen.

Nach Fertigstellung des Ludwig-Donau-Main-Kanals im Jahr 1846 boomte der Schweinfurter Hafen mit einem Jahresumschlag von bis zu 200 000 Tonnen. Ab 1880 war dann die Eisenbahn eine ernst zu nehmende Konkurrenz. 1905 stieg das Frachtaufkommen auf dem Fluss durch die Einführung der Kettenschifffahrt. Die „Meekuh“ war eine spezielle Art des Schiffstransports von 1886 bis 1936 auf dem Main. Entlang einer im Fluss verlegten Kette zogen sich Kettenschleppschiffe mit mehreren angehängten Schleppkähnen stromaufwärts. Durch größere und leistungsstärkere Schiffsschrauben hatte die Kettenschifffahrt dann in der Mitte des 20. Jahrhunderts ausgedient.

Von Bomben zerstört

Die Luftangriffe des Jahres 1943 hinterließen von den Hafenanlagen nur eine Schlammwüste. Ende der 1950er-Jahre erfolgte der Neubau mit den zwei Doppelwippkränen. Alsbald stieg der Umschlag im Hafen auf bis zu drei Millionen Jahrestonnen in den 1960er-und 1970er-Jahren, ehe immer mehr Fracht auf die Straße abwanderte.

Im Osten den Stadtteils dominieren Einkaufsmärkte wie der Marktkauf – Teil der Edeka-Gruppe.
Foto: Anand Anders | Im Osten den Stadtteils dominieren Einkaufsmärkte wie der Marktkauf – Teil der Edeka-Gruppe.
Ein Wahrzeichen des Hafens ist der 97,5 Meter hohe Schornstein des Gemeinschaftskraftwerkes, das mit Abfall und Kohle Wärme und Strom erzeugt.
Foto: Anand Anders | Ein Wahrzeichen des Hafens ist der 97,5 Meter hohe Schornstein des Gemeinschaftskraftwerkes, das mit Abfall und Kohle Wärme und Strom erzeugt.
Groß wie deren Werbetafeln ist der Einzugsbereich der vielen Fachmärkte, die Kundschaft aus der ganzen Region anziehen.
Foto: Anand Anders | Groß wie deren Werbetafeln ist der Einzugsbereich der vielen Fachmärkte, die Kundschaft aus der ganzen Region anziehen.
Allenthalben sind die Parkplätze rar geworden. ZF hat deshalb ein Parkhaus auf dem Parkplatzgelände gebaut.
Foto: Anand Anders | Allenthalben sind die Parkplätze rar geworden. ZF hat deshalb ein Parkhaus auf dem Parkplatzgelände gebaut.
Blick von der A 70 auf den Hafen-West und die Hafenstraße.
Foto: Anand Anders | Blick von der A 70 auf den Hafen-West und die Hafenstraße.
Die Kohle für das Gemeinschaftskraftwerk am Hafenbecken kommt per Schiff und per Schiene, der Abfall mit den Mülllastern.
Foto: Anan Anders | Die Kohle für das Gemeinschaftskraftwerk am Hafenbecken kommt per Schiff und per Schiene, der Abfall mit den Mülllastern.
Die Silos der BayWa am Hafenbecken, die als Vollsortimenter Landwirte mit sämtlichen Betriebsmitteln und Produkten versorgt.
Foto: Anand Anders | Die Silos der BayWa am Hafenbecken, die als Vollsortimenter Landwirte mit sämtlichen Betriebsmitteln und Produkten versorgt.
Jede Menge Kohle für das Gemeinschaftskraftwerk, von der jährlich um die 30 000 Tonnen verbrannt werden.
Foto: Anand Anders | Jede Menge Kohle für das Gemeinschaftskraftwerk, von der jährlich um die 30 000 Tonnen verbrannt werden.
Die Einfahrt zum Hafenbecken. Die Anlagen für den Warenumschlag stammen vielfach noch aus der Bauzeit in den 1950er Jahren.
Foto: Anand Anders | Die Einfahrt zum Hafenbecken. Die Anlagen für den Warenumschlag stammen vielfach noch aus der Bauzeit in den 1950er Jahren.
 
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