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MÜHLBACH
Zwei Mühlbacher forschen in London
Zwei Mühlbacher in London: Professor Dirk Werling und Praktikant Christoph Leber.
Foto: Leber | Zwei Mühlbacher in London: Professor Dirk Werling und Praktikant Christoph Leber.
Ines Renninger
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:41 Uhr

Wie klein die Welt mitunter doch ist! Zwar war der Weg für den 23-jährigen Mühlbacher Christoph Leber durchaus weit: Ein achtwöchiges Praktikum führte den Studenten der Tiermedizin im Februar und März an die University of London. Dort allerdings nahm ihn – die Welt ist eben manchmal ein Dorf – tatsächlich ein Mühlbacher unter seine Fittiche: Der Veterinärmediziner Dirk Werling, seit 2007 Professor am Royal Veterinary College in Hatfield.

Ein Zufall war dieses Zusammentreffen freilich nicht. Kennen gelernt hatten sich Leber und Werling zwar nicht in der Nachbarschaft, aber an der gemeinsamen Heimatschule. Leber, der 2011 in Bad Neustadt sein Abitur ablegte, war 2015 zur Zeugnisübergabe seiner jüngeren Schwester ans Rhön-Gymnasium zurückgekehrt.

Werling, der sich seinem Heimatgymnasium seit seinem Abitur im Jahr 1986 verbunden fühlt und dort vor einigen Jahren eigens eine Stiftung speziell für die Fachgebiete Biologie und Chemie einrichtete, verlieh an jenem Abend einen Wissenschaftspreis. Spontan sprach der Tiermedizin-Student den Tiermedizin-Professor an und der Weg für ein Praktikum war geebnet.

Warum Tiermedizin?

Zur Tiermedizin war Christoph Leber über seinen „sehr guten Bezug zu Tieren“ und ein einwöchiges Schülerpraktikum bei Tierärztin Renate Diestel in Unsleben gekommen. Beides war ausschlaggebend dafür, dass der junge Bad Neustädter 2012 ein Studium der Tiermedizin an der Freien Universität Berlin aufnahm.

Ähnlich war es 25 Jahre zuvor Dirk Werling ergangen. „Vorbild und Urheber seines Wunsches“, Tiermedizin zu studieren, war Wolfram Reiss, Tierarzt in Hohenroth, berichtet Werling auf eine schriftliche Anfrage hin. Der habe ihn als Schüler immer wieder einmal „auf Praxis“ in den Ferien mitgenommen. Auch Anton Hartmann vom Rhön-Gymnasium nennt er als „Förderer“, der ihm in den Weihnachtsferien im Schullabor bei „Jugend forscht“-Analysen half. „Für das, was ich erleben durfte, bin ich sehr dankbar“, schreibt Werling. Letztlich hatte er sich auch deshalb vor einigen Jahren entschieden, das Rhön-Gymnasium künftig mit einer jährlichen Spende zu unterstützen.

Von Bad Neustadt in die Welt

Letztlich studierte Werling nach seinem Abitur Veterinärmedzin in Hannover, behandelte anschließend tatsächlich ein halbes Jahr lang im Landkreis Rhön-Grabfeld die Großtiere der Bauern. Ihm gefiel allerdings weder die Routine, die sich nach kurzer Zeit einstellte noch die Tatsache, dass die Landwirte eine effektivere Behandlung nicht finanzieren konnten.

Werling entschied sich die Welt zu bereisen, arbeitete an einem Projekt, das europäische Rinder in Uganda einführen wollte, machte Station unter anderem in Äthiopien, Amerika, der Karibik und Indien. Was ihn letztlich an die Uni nach London führte? „Der ausschlaggebende Punkt war, dass ich mit 35 Jahren genug von Zweijahresverträgen und dort die Möglichkeit auf eine Dauerstelle hatte.“ Mittlerweile ist der gebürtige Bad Neustädter in England längst etabliert, eine Professur hat er seit 2007 inne.

Bad Neustadt verbunden

Den Bezug zu Bad Neustadt hat er nie ganz verloren. Seine regelmäßigen Besuche in der alten Heimat sind meist familiärer Natur, wenn ihm nicht zufällig künftige Praktikanten begegnen – und die Welt für einen Moment klein und miteinander verwoben scheint.

Das Immunsystem

Um Verbindungen kleiner Teile geht es übrigens auch in Professor Werlings Arbeit: Leber erhielt bei ihm Einblicke in das Fachgebiet der Molekularimmunologie. Forschungsgegenstand ist das Immunsystem und dessen Abwehr von Krankheitserregern. Werling beschäftigt sich dabei schwerpunktmäßig mit der Verbesserung und Neu-Entwicklung von Impfstoffen. Unter dem Begriff „One Health“ arbeitete er in den letzten Jahren nicht nur mit Tiermedizinern, sondern vermehrt mit Humanmedizinern zusammen.

Wie Leber beschreibt, ging es in seinem konkreten Praktikumsprojekt darum, mit einem „bestimmten Gen-Werkzeug einen Teil der DNA zu verändern“. Noch sei die Technik sehr neu, aber in einigen Jahren sei es „durchaus denkbar diese Methode zu nutzen, um Erbkrankheiten zu heilen“.

In der Forschung arbeiten

Mit seinem Praktikum wollte Leber über das konkrete Projekt hinaus aber einen größeren Bogen spannen: „Mein Ziel war es kennenzulernen, was es bedeutet, in der Forschung zu arbeiten.“ Diesen Einblick, begonnen beim Kampf um Forschungsgelder über die praktische Arbeit bis hin zur Ergebnisüberprüfung und dem Auswerten und Niederschreiben der Informationen habe er bei Professor Werling erhalten, wofür er sehr dankbar ist.

Neben seiner Arbeit bei Werling rotierte Leber im Rahmen seines Praktikums durch verschiedene Bereiche der Londoner Uniklinik wie Innere, Neurologie, Pathologie und Bildgebende Diagnostik. Auch von diesem Teil des Praktikums zeigt er sich beeindruckt: „Die Möglichkeiten der Diagnostik und Therapie und die Menge an Fachpersonal hat man nur in den seltensten Fällen.“ In einer solchen Hightech-Klinik, die zu den besten der Welt gehöre, mitgearbeitet zu haben sei ein Highlight seines praktischen Jahres.

Eine Zukunft in der Forschung?

Ist für den 23-Jährigen nach London also eine Zukunft in der Immunologieforschung denkbar? „Die Überlegung, durch Forschung nicht nur einzelnen Tieren zu helfen, sondern mit den Neuerkenntnissen einer viel größeren Anzahl an Tieren und auch Menschen zu helfen ist schon sehr reizvoll“, erklärt der Student im Praxisjahr vor dem dritten Staatsexamen.

Forschungsarbeit im Bereich Tiermedizin: Professor Dirk Werling und Praktikant Christoph Leber bei der Arbeit am Royal Veterinary College.
Foto: Leber | Forschungsarbeit im Bereich Tiermedizin: Professor Dirk Werling und Praktikant Christoph Leber bei der Arbeit am Royal Veterinary College.
 
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