Dumpfe Trommelschläge – Schweigemarsch – Kranzniederlegung – Nationalhymne. All das prägt den jährlichen Volkstrauertag. So auch in Bad Neustadt. Dort fand in diesem Jahr in der städtischen Karmelitenkirche zunächst ein Gottesdienst mit dem evangelischen Dekan Uwe Rasp statt.
Dieser stand unter dem Thema der Ökumenischen Friedensdekade "Erzähl mit vom Frieden." Bereits im Alten Testament werde das Thema "Unfrieden und Frieden" angesprochen. Die Geschehnisse von damals seien aber ein großer Kontrast zu den Kriegen in der Ukraine oder im Nahen Osten. "Da rücken Bilder vom Frieden in weiter Ferne", sagte der Dekan.
Er erinnert an die biblische Geschichte der verfeindeten Brüder Jakob und Esau, die sich nach vielen Jahren wieder versöhnten. Das zeige, dass Versöhnung gelingen kann, auch wenn es oftmals Jahre dauert. Im Neuen Testament werde deutlich, dass "Christus unser Friede ist." Wichtig seien Verständigung, Versöhnung und die Suche nach Frieden. Das sei oftmals eine harte Arbeit und bedürfe beiderseitiges Entgegenkommens.
Als Beispiel nannte der Dekan den 30-jährigen Krieg. Vier Jahre habe man verhandelt, bis 1648 der "westfälische Frieden" verkündet wurde. Rasp: "Frieden versteht sich nicht von selbst." Er fordere Verantwortlichkeit und Mühe, nach tragfähigen Lösungen zu suchen. Die Bibel mache dies anhand vieler Beispiele deutlich.
In diesem Zusammenhang ging er auf das Bild der "Ökumenischen Friedensdekade" ein. Sie zeigt Menschen verschiedener Nationen, die um einen Tisch versammelt sind. Ein gemeinsamer Gesprächskreis, so wie man es sich bei Friedensgespräche wünsche. Das gemeinsame Glaubensbekenntnis, das bei der Ökumenischen Weltversammlung 1990 in Seoul erarbeitet wurde, war ein Bekenntnis zu Frieden und Gerechtigkeit.
Was jeder für den Erhalt des Friedens tun kann
Bürgermeister Michael Werner erinnerte in seiner Ansprache an eine Fahrt in die französische Partnerstadt Falaise. Da habe man sich nach einer Gedenkfeier Gedanken gemacht, was jeder einzelne für den Erhalt des Friedens tun könne. Jedem sei das Leid, der Tod von Menschen durch die beiden Weltkriege bekannt. Das wisse man aus Erzählungen von denjenigen, die diese schreckliche Zeit miterlebten. Er selbst könne jedoch nur vom Frieden erzählen. Alles andere sei für ihn Geschichte.
Der Bad Neustädter Bürgermeister hatte sich in Vorbereitung auf den Volkstrauertag auf eine Schrift des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge berufen. Darin wird auch von den Kämpfen in der Normandie berichtet. Dort sei die Partnerstadt Falaise und so kam ihm wieder die Gedenkfeier in Falaise in den Sinn, als von Menschen, Soldaten und Kämpfer berichtet wurde, die für den Frieden kämpften. Michael Werner: "Für den Frieden, den wir alle heute genießen können."
Was Hetze, Hass und Krieg mit sich bringt
Am Volkstrauertag lege man Blumen und Kränze an den Mahnmalen nieder, um der Menschen zu gedenken, die für den Frieden gekämpft haben. Die Vergangenheit habe gezeigt, was Hetze, Hass und Krieg mit sich bringt. Beste Beispiele seien die aktuellen Kriege im Nahen Osten und der Ukraine.
Da müsse man sich schon fragen: "Haben wir aus der Geschichte nichts gelernt?" Es sei Aufgabe eines jeden dafür Sorge zu tragen, dass dies nicht noch einmal geschieht. Bad Neustadts Bürgermeister Michael Werner: "Auch ich habe mir vorgenommen, jedes Jahr am Volkstrauertag Gedenkfeiern stattfinden zu lassen und Mahnmale zu besuchen, um daran zu erinnern, was passiert ist."
Im Schweigemarsch ging es dann von der Karmelitenkirche über den Marktplatz zu den Gedenkstätten, wo Verbände, Vereine und die Stadt Bad Neustadt Kränze niederlegten. Umrahmt wurde die Feierstunde am Ehrenmal an der Stadtmauer von der Musikkapelle Löhrieth und mit der deutschen Nationalhymne beendet.
Anmerkung der Redaktion: In einer vorherigen Version stand im Text, dass die Stadtkapelle gespielt hat. Dies ist falsch. Die Musikkapelle Löhrieth hat die Feierstunde musikalisch gestaltet. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.