Was gehört zu einer gelungenen Rhöner Wandertour? Antwort: Großartige Aussichten, wilde Felsformationen, naturnahe Bächlein, uralte Wälder, eine originelle und gute Gastronomie auf dem Weg und vielleicht auch einige knackige Anstiege! Das alles erlebt man auf der Extratour Milseburg. Die Route ist jüngst erst neu gestaltet und verkürzt.
Startpunkt unserer Tour um und auf den sagenumwobenen Berg ist der Milseburg-Parkplatz. Da diesmal auch Rhönfotografin Sonja Demmler mitwandert, führt der Weg, sobald auf einem Hinweisschild das Rote M auf weißem Grund entdeckt ist, gleich auf den nur 800 Meter entfernten – nicht mit dem Auto zu erreichenden – Gipfel hinauf. Das für die Fotos günstige Licht am frühen Morgen soll genutzt werden.
Baumriesen faszinieren die Fotografin
Allerdings ist das Fortkommen mit einer Fotografin in einem derart imposanten Wald wie dem in der Kernzone Milseburg nicht einfach. Und vor allem nicht schnell. Die einzigartige Natur auf diesem Berg ist auch für Laien, die den seltensten Farn Europas, den Wimpelfarn, nicht erkennen, überwältigend. Baumriesen, umgestürzte Stämme, Baumschwämme oder die Blockhalten müssen im Bild festgehalten werden.
Und das dauert – hat aber den Vorteil, dass man die Infotafeln über Archäologie und Besiedelungsgeschichte der Milseburg aus der Kelten-Zeit studieren kann. Und die sagenhafte Geschichte des bösen Riesen Mils, der diesen Berg als felsiges Grab über sich auftürmte.
Am Ende des nicht unanstrengenden Anstiegs warten nicht nur die berühmte Milseburg-Hütte und die Gangolfskapelle, sondern die eindrucksvolle Felsformation des Berggipfels. Hat man sie erklommen und steht an der markanten Kreuzigungsgruppe, kann man sich vom wohl schönsten Ausblick der Rhön fesseln lassen. Er zeigt das ganze Panorama der Rhön und – natürlich je nach Witterung – weit darüber hinaus. An diesem Platz muss man sich Zeit nehmen.
Steil nach unten ins Biebertal
Zur Morgenstunde hält sich hier kaum jemand auf – was zu normalen Zeiten nicht vorkommt. Es fällt schwer, sich vom Gipfel zu lösen. Aber nun führt ein wunderschöner Stein übersäter Pfad zwischen wilden Felsformationen und Bäumen steil nach unten in Richtung Maulkuppe und Fuldaer Haus. Bald tritt man aus dem Wald heraus auf eine Wiesenlandschaft und folgt dem Weg nach rechts unterhalb des Berges, den man zwischen Bäumen hindurch immer wieder erspähen kann.
Wiesen und Wald wechseln sich ab, wenn es bergab ins Biebertal geht. Bald gluckst das Bächlein neben dem Weg, bis man es überquert und leicht bergan durch einen Wald läuft, der von Weiden unterbrochen wird, auf denen Kühe friedlich grasen.
Nach etwa einem Kilometer sieht man rechts die Maulkuppe und den markanten Rundbau des Fuldaer Hauses. Nun geht es steil bergan, bis die „Kunstmeile“, ein asphaltiertes Sträßchen zwischen Grabenhöfchen und Maulkuppe erreicht ist. Auf der viel begangenen Strecke sind Skulpturen namhafter Künstler aus dem In- und Ausland zu bestaunen. Einige davon finden sich auf den wenigen Metern bis zum Fuldaer Haus, wo es sich gut rasten lässt. Unsere Rast darf allerdings nicht zu lange ausfallen. Dank zahlloser Fotostopps beträgt die bisherige Durchschnittsgeschwindigkeit bislang nicht einmal 1,5 Stundenkilometer.
Auf einem Sträßchen, das kurz vor dem Fuldaer Haus von der Kunstmeile abzweigt, geht es dem Stellberg entgegen. Von der Weidelandschaft aus bietet sich ein herrlicher Blick auf die Milseburg. Doch bald zweigt der Weg nach links in einen alten ursprünglichen Mischwald ab, und es geht recht steil dem Gipfel des Stellbergs entgegen. Ein Schild mit der Aufschrift „Bank“ weist nach dem anstrengenden Aufstieg auf eine Sitzmöglichkeit hin. Diese Bank sollte man nutzen. Denn hier bietet sich nicht nur der Blick auf eine Blockschutthalde, sondern auch eine schöne Aussicht auf das Fuldaer Land.
Steil nach oben zum Naturdenkmal Hauenstein
Danach geht es steil bergab. Blockschuttwälder und Weiden wechseln sich ab. Über eine dieser Grasflächen hinweg lässt sich das als Internat genutzte Schloss Bieberstein in seiner ganzen Pracht erblicken. Weiter geht es durch einen urigen Bergmischwald vorbei am Naturdenkmal Hauenstein dem Biebergrund entgegen. Ein zweites Mal wird der Bieberbach, der Milseburg und Stellberg trennt, überquert. Und schon geht es auf das Künstlerdorf Kleinsassen zu.
Der Weg führt zwar nicht in den Ort, aber man kann schon einmal einen kleinen Abstecher zur Kunststation oder dem Pfunds-Museum machen. Wer allerdings erwartet, hier gemütlich Kaffee und Kuchen genießen zu können, wird enttäuscht. Lediglich am Samstag soll das Café in der Kunststation geöffnet haben, heißt es im Dorf auf Nachfrage.
So geht es zurück bis zu einem Rastplatz mit Feuerstelle. Ab hier steigt der Weg teils steil an. Nach einigen Wiesen geht es durch die Wälder der Kernzone rund zwei Kilometer bergan, bis der Parkplatz am Ausgangspunkt erreicht ist. Wie der gesamte Weg ist auch die letzte Etappe zwar schweißtreibend, aber durchaus sehens- und genießenswert.
Vor- und Nachteile der neuen Route
Für Wanderer, die den Verlauf der früheren Extratour Milseburg kennen, stellt sich die Frage, welche Vorteile der seit Juni 2016 neu ausgewiesene Streckenverlauf bringt. Sicherlich ist die Anbindung an das Fuldaer Haus sinnvoll. Ob es aber richtig war, die Strecke um fast sieben Kilometer zu verkürzen, lässt sich streiten. Schade ist auch, dass die Wachholderheide der Oberbernhardser Höhe mit ihren seltenen Pflanzen nun nicht mehr auf dieser Extratour zu erleben ist.
Extratour Milseburgweg
Länge: 10,6 Kilometer Dauer (für Nichtfotografen): 3 Stunden Aufstiegshöhenmeter: 520 Meter Schwierigkeit: Mittel Höchster Punkt: 805 Meter Markierung: Rotes „M“ auf weißem Grund Startpunkte: Parkplatz Milseburg, Parkplatz Stellberg, Fuldaer Haus, Kleinsassen. Gastronomie am Weg: Fuldaer Haus (Montag Ruhetag), Milseburghütte (Donnerstag Ruhetag, Hinweis: Montagssänger ab 13 Uhr), Milseburgstuben (Montag Ruhetag),
Gottesdienste Gangolfskapelle: 20. Oktober, 13 Uhr (St. Wendelinus); 31. Dezember, 21 Uhr: Jahresabschluss. Tag der beschriebenen Tour: 22. September.
Zehn Jahre Hochrhöner
In diesem Herbst wird der Hochrhöner zehn Jahre alt. In einer Serie beleuchten wir verschiedene Aspekte dieses Erfolgsprojekts. Wir stellen dabei verschiedene Extratouren, die um den Hochrhöner herum angelegt wurden, kurz vor.
Dabei werden Einstiegspunkte genannt, die natürlich beliebig ausgewählt sind. Auch die Richtung, in der die Rundwege begangen werden, ist umkehrbar. Einen solchen Wanderweg einmal andersherum zu laufen, bietet ganz neue, zusätzliche Eindrücke. Nach der Basalttour am Feuerberg geht es diesmal nach Hessen zu einem der schönsten Berge der Rhön, zur Milseburg. Eine handliche Zusammenfassung über die derzeit 25 Extratouren hat der Dehler-Verlag Petersberg herausgebracht. Das 60 Seiten starke Heft „Extratouren“ ist für 4,80 Euro im Buchhandel und bei den Tourist-Informationen erhältlich.
Alle Berichte unserer Wanderserie zum Nachlesen unter www.mainpost.de/rhoenerwandertouren