Es war am zweiten Weihnachtstag kurz nach 23 Uhr, als Volker Starsetzki, der direkt am Schmiedstor wohnt, eine starke Erschütterung bemerkte. „Beim Blick aus dem Fenster sah ich einen Zuckerrübenlaster, der Richtung Kreuzung fuhr.“ Als er nach unten eilte, sah er am Schmiedstor einen großen Steinbrocken liegen. Sofort wurde der Lkw-Fahrer angehalten, Polizei und Feuerwehr benachrichtigt. Wie sich herausstellte, hatte der mit Zuckerrüben beladene Lastwagen nicht nur einen großen Sandstein herausgerissen, sondern auch das Tor insgesamt beschädigt. „In den einen Riss kann man mit der ganzen Hand reinlangen“, sagte Bürgermeister Emil Sebald, der am Donnerstagmorgen zum Schmiedstor gekommen war.
Um 23.11 Uhr meldete sich am Mittwochabend die Feuerwehr Großeibstadt bei der Rettungsleitstelle in Schweinfurt und teilte mit, dass das Schmiedstor beschädigt wurde und sie das Gebäude absichert. Mittlerweile war auch die Polizei Bad Königshofen vor Ort und begann mit der Schadensermittlung. Die Feuerwehr Großeibstadt sperrte die Unfallstelle mit Warnschildern und Trassierband ab.
Schild übersehen
Der Fahrer hatte offenbar die Hinweisschilder auf die Durchfahrtshöhe übersehen. Der ehemaligen zweite Bürgermeister Hugo Neugebauer weiß, dass das Schmiedstor in den vergangenen Jahren immer wieder einmal beschädigt wurde und man deshalb die Warnschilder aufgestellt hat. Warum diese immer wieder missachtet werden, ist ihm unverständlich.
Bürgermeister Emil Sebald hat noch am Donnerstag einen Gutachter beauftragt, um die Schadenshöhe festzustellen und das weitere Vorgehen zu besprechen. Man habe im Gemeinderat schon mehrmals überlegt, wie man eine Höhenplanke anbringen könnte, es bisher jedoch nicht umgesetzt. Nun sei erneut zu überlegen, wie man verhindern kann, dass – trotz Verbotsschildern – große Lastwagen durch das Schmiedstor fahren. Bis auf Weiteres bleibt das Tor für den Verkehr und Fußgänger gesperrt. „Es muss erst gesichert und dann wieder hergerichtet werden.“ Der Schaden am Schmiedstor dürfte hoch sein.
Ältestes Gebäude der Gemeinde
Das Schmiedstor von Großeibstadt gehört zu den ältesten Gebäuden der Gemeinde und wurde 1631 erbaut. Die Besonderheit: Schmiede und Tor bilden eine bauliche Einheit. Etwas, das in Unterfranken Seltenheitswert hat. Schon lange werden dort keine Kühe und Pferde mehr beschlagen und es gibt auch keinen Schmied mehr. Heute ist die einstige Werkstatt, ja das ganze Haus ein Museum. Beim Blick in die Schmiedewerkstatt aus der Zeit um 1900 meint man, der Schmied sei gerade mal kurz weggegangen. Die ganzen Gerätschaften hatte man aufgehoben, als der letzte Schmied seine Werkstatt verließ. Dieser wohnte mit seiner Familie im Haus. Das Wohnzimmer war einst ausgemalt, ein kleines Fresko erkennt man noch an der Decke. Rauchgeschwärzt ist die Küche im Erdgeschoß, wohl auch deshalb, weil der Rauch aus der Schmiede hineinzog. Im ersten Stock war in einem kleinen Zimmer, der Lehrling untergebracht, im Stock darüber war das Schlafzimmer des Schmiedes. Für das historische Bauwerk hat sich mittlerweile auch Bezirksheimatpfleger Professor Klaus Reder (Würzburg) interessiert. Außerdem soll das Tor einer der „Treffpunkte Grabfeld“ im neuen Museum Schranne werden.