Eigentlich sind Kaninchen ganz possierliche Wesen und wegen ihres Aussehens und kuscheligen Fells besonders bei Kindern als Streicheltiere sehr beliebt. Doch die Tiere sind auch sehr gefräßig. Sie knabbern praktisch alles an, was sie zwischen die Zähnen bekommen. Was Kaninchen anrichten können, wenn sie in Massen auftreten, lässt sich derzeit ganz gut im Schützenweg in Bad Königshofen beobachten. Viele Dutzend Tiere tummeln sich dort nicht nur auf den Äckern und Wiesen der Landwirte, sondern auch auf einigen Privatgrundstücken. Dort graben sie vor allem Abends oder in der Nacht Gänge und Höhlen unter den Rasenflächen, die so schnell unansehnlich und zu Stolperfallen werden. Zudem machen die Nager auch nicht Halt vor Blumen- und Gemüsebeeten. Das sorgt bei den Grundeigentümern natürlich für Verdruss.
Angeknabberte Bäume
„Kaninchen gab es hier eigentlich schon immer, doch in den vergangenen Jahren haben sie sich sehr stark vermehrt“, sagt eine Anwohnerin. Sie wohnt schon seit fast 40 Jahren am Schützenweg, doch so viele Kaninchen wie in diesem Jahr habe sie hier noch nie gesehen. Es sei zwar amüsant, den Tieren bei ihrem Treiben zuzuschauen, doch ärgere sie sich schon über die Schäden, die sie anrichten. Konkret sind das in ihrem Garten angeknabberte Blumen, Gemüsepflanzen und auch Bäume. Dazu pflügen Kaninchen den Rasen um. „Die Schäden sind beträchtlich“, klagt sie. „Gegen die Kaninchenplage sollte unbedingt etwas unternommen werden.“
Dieser Ansicht ist auch eine weitere Anwohnerin des Schützenwegs. „Manchmal sind es 30 oder 40 Tiere auf einmal, die auf unser Grundstück kommen.“ Vor allem in der Dämmerung seien die Tiere aktiv und machten sich an Beeten und Sträuchern zu schaffen. „Besonders störend ist der viele Kaninchenkot“, so die Mutter eines kleinen Kindes. Wie andere Anlieger habe auch sie sich an die Stadt gewandt mit der Bitte, Abhilfe zu schaffen.
Schreinermeister Michael Heusinger, dessen Firmengrundstück an den Schützenweg angrenzt, hat das zwar nicht getan, weiß aber aus eigener Erfahrung um die Probleme, die zu viele Kaninchen verursachen können. „Ein normaler Gartenbau ist ohne Schutzvorkehrungen eigentlich nicht mehr möglich“, sagt er. Vor 20 Jahren habe es hier nur wenige Kaninchen gegeben. Er vermute, dass sich damals einige Wildkaninchen mit Hauskaninchen vermischt und in den Folgejahren immer stärker vermehrt haben. Deshalb auch die vielen unterschiedlichen Zeichnungen der Tiere. Heusinger schätzt ihre Gesamtzahl im Umfeld des Schützenwegs auf mittlerweile mehrere Hundert.
Die Probleme mit den vielen Kaninchen am Schützenweg waren vor wenigen Tagen auch Thema im Stadtrat. Bürgermeister Thomas Helbling wies zum Stand der Dinge in Sachen „Kaninchenplage" auf Nachfrage aus dem Gremium darauf hin, dass es zwar eine Ausnahmegenehmigung zum Abschießen der Tiere gebe, aber kein Jäger bereit sei, die Tiere wegen der Nähe zur Wohnbebauung zu töten.
Dass sei einfach zu gefährlich. Eigene Versuche mit Lebendfallen seien gescheitert. Stadtrat Frank Helmerich meinte in der Sitzung, dass es Fachfirmen gebe, die das Lebend-Einfangen der Tiere garantierten – allerdings nur gegen ein entsprechendes Honorar. Nun hat er noch einen zweiten Lösungsansatz, das Problem möglicherweise in den Griff zu bekommen. „Man könnte es einmal mit dem Vergrämen durch Raubvögel versuchen“, so seine Idee. Tatsächlich haben andere Kommunen schon beachtliche Erfolge mit dieser Methode erzielt, wie aus Online-Beiträgen hervorgeht. Einen möglichen Ansprechpartner hat Frank Helmerich bereits ausgemacht: den Bayerischen Jagdfalkenhof im Wildpark Schloss Tambach.