Standing Ovations gab es in der Kirche von Herschfeld für Pfarrer Hans Beetz, einem beliebten Seelsorger, der, wie die Redner betonten, nur einen Fehler hatte: Er konnte nicht "Nein" sagen. Immer wieder war bei seiner Verabschiedung die Bitte zu hören, er möge Bad Neustadt nicht vergessen. Schließlich sei sein Ruhestandsort Knetzgau gerade mal eine Autostunde entfernt. Dekan Andreas Krefft bat ihn zudem, die Telefonnummer nicht zu ändern, "denn wir brauchen dich sicher immer wieder für eine Nachfrage, einen Ratschlag oder eine Einladung." Pfarrer Hans Beetz versicherte, dass er gerne in Bad Neustadt und der Pfarreiengemeinschaft St. Martin, Brend, war und er deshalb gerne jedem Einzelnen die Hand gedrückt hätte. Das sei zu Coronazeiten aber nicht möglich. Dafür gab's für jeden Kirchenbesucher einen Bocksbeutel mit dem Hinweis, beim Trinken an ihn zu denken.
Das Schöne am Priesterberuf ist die Vielfältigkeit
Pfarrer Hans Beetz ging auf die Beschlüsse des Zweiten Vatikanischen Konzils ein: Ein Priester sollte nicht nur einer Gemeinde vorstehen, sondern in der Gemeinde leben, Freude und Trauer teilen, Hoffnung und Hilfe geben. Weiter heißt es, dass Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen auch Freude und Hoffnung der Jünger Christi sind. Genau das habe er in seiner Zeit als Priester erlebt. Immer habe er versucht, in der Pfarreiengemeinschaft für die verschiedensten Anlässe bereit zu sein. So sei es durchaus vorgekommen, dass einer Beerdigung am Morgen am Nachmittag eine kirchliche Trauung folgte. Hans Beetz: "Ich war und bin gerne Pfarrer, denn das Schöne am Priesterberuf ist die Vielfältigkeit."
Präsentkorb mit Produkten aus dem Heiligen Land
Im Anschluss an den Gottesdienst gab es zunächst einen Rückblick per Power Point aus den von ihm betreuten Pfarreien. Günter Henneberger, Vorsitzender des Pfarrgemeinderates St. Johannes der Täufer, sprach im Namen der fünf Gemeinden, die in der Pfarreiengemeinschaft St. Martin, Brend, vereint sind. Er sagte, dass man nicht alles im Bild festhalten konnte, nämlich die tägliche Arbeit. Dazu gehören Gespräche, Besprechungen, tröstende Worte, Besuche bei Senioren und im Krankenhaus, aber auch die Sitzungen in den verschiedenen Gremien. Ebenso die stillen Gebete. Für all das und die treuen Dienste danke man ganz besonders. Geschätzt habe man die persönliche Einstellung von Hans Beetz, seine Art, wie er den Mitmenschen begegnete. Als Geschenk übergab er einen Präsentkorb mit Produkten aus dem Heiligen Land, darunter auch eine weiße Kippa, die man im Heiligen Land oftmals trägt. Dies auch mit dem Hinweis auf eine gemeinsame Pilgerfahrt im Jahr 2023.
Bürgermeister Michael Werner betonte, dass Hans Beetz in der Stadt und den Gemeinden eine feste Größe gewesen sei. Er habe sich selbstlos über viele Jahre hinweg zu jeder Uhrzeit Zeit für die Mitmenschen genommen und sei immer zur Stelle gewesen - in Freud und Leid. "Ihr Beruf war nicht nur ihr Traumjob, sondern auch ein Fulltime-Job, der Sie und Ihre Gemeinde mit Inhalt und Leben erfüllt hat." Dafür sagte der Bürgermeister ein herzliches Dankeschön .
Die Menschen überzeugt und gute Nachbarschaft gepflegt
Landrat Thomas Habermann sprach von einer nachdenkenswerten und schwierigen Zeit auch für die Kirche. Oft vernachlässige man das Wesentliche. Die Kirche sei nicht der Vatikan, nicht die Bischöfe, sondern die Gemeinschaft der Christen. Der Landrat erinnerte an die Zeit, als die Frage auftauchte, wer denn der neue Pfarrer in Brendlorenzen sein wird. Es habe nicht lange gedauert, bis gegenseitiges Vertrauen aufgebaut war. Pfarrer Beetz habe die Menschen überzeugt und gute Nachbarschaft gepflegt. Der Landrat bedankte sich im Namen des Landkreises. Schmunzelnd sprach er die weiße Kippa an, und sagte, dass Pfarrer Hans Beetz da vorsichtig sein sollte, wenn er sie in seinem neuen Wirkungskreis trägt, "nicht, dass die Menschen denken, es gibt einen neuen Papst". Als Abschiedsgeschenk hatte Landrat Thomas Habermann ein Buch mitgebracht.
Pfarrer Jürgen Schwarz, Klinikseelsorger am Rhön-Klinikum Campus in Bad Neustadt, erwähnte die "stillen Dienste" von Pfarrer Beetz im sogenannten Hintergrunddienst der Klinikseelsorge. Gerade dort, wo Menschen in Sorge und Trauer sind, oder die Krankensalbung benötigen, seien Seelsorger gefragt. Pfarrer Hans Beetz habe immer zur Verfügung gestanden. Als Geschenk der Klinikseelsorge hatte Jürgen Schwarz eine Engelsfigur mitgebracht. Schwarz: "Du warst ein Bote, hast Gottes Liebe und Nähe den Menschen sichtbar gemacht."
Ein Mensch mit Güte und Gastfreundlichkeit
Dekan Andreas Krefft betonte, dass Pfarrer Beetz in der Pfarreiengemeinschaft sehr geschätzt war. Hans Beetz sei ein Mensch gewesen, der Güte ausstrahlte und für seine Gastfreundschaft sowie sein geselliges, offenes Wesen bekannt war. Als Leiter der Pfarreiengemeinschaft habe er segensreich gewirkt. Hans Beetz war lange Zeit stellvertretender Dekan und Pfarradministrator in Bad Neustadt bis zum Eintreffen von Andreas Krefft. In Brendlorenzen sei der Geistliche durch sein geschichtliches Interesse am richtigen Ort gewesen. Für den Ruhestand wünschte der Dekan schöne und wertvolle neue Begegnungen, vor allem Gesundheit. "Bei allem, was du tust, und was dir geschieht, sollst du Gottes Nähe und seinen Segen spüren."