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Sulzfeld
Zu Fuß nach Griechenland: Freiheit im Herzen, Blasen an den Fersen
Zu Fuß unterwegs: Ute Köppen und Christoph Touché haben das Fernziel Griechenland.
Foto: Regina Vossenkaul | Zu Fuß unterwegs: Ute Köppen und Christoph Touché haben das Fernziel Griechenland.
Regina Vossenkaul
Regina Vossenkaul
 |  aktualisiert: 22.07.2021 02:15 Uhr

"Eigentlich wollten wir nach Griechenland fliegen – dann kam Corona", berichten Ute Köppen und Christoph Touché, die am Badesee in Sulzfeld im Zelt übernachteten. "Der Flug ist gecancelt, dann gehen wir eben zu Fuß", sagten sich die beiden und begannen ihren Weg von Flensburg aus, zunächst Richtung Bayern.

Sie wollen mit gutem Beispiel vorangehen und zeigen, dass man auch anders Urlaub machen kann, ohne Auto, ohne Flüge, einfach auf Schusters Rappen. In Etappen geht es Richtung Griechenland, wo Christoph Touché als Junge und Sohn eines dortigen Deutschlehrers einmal fünf Jahre lang gewohnt hat. Wenn er nach Griechenland kommt, empfindet er eine Art Heimatgefühl, verrät er, obwohl er die Sprache nicht mehr beherrscht und sie als Erwachsener neu lernt. Frisch pensioniert und nach überstandener schwerer Krankheit fühlt er sich fit genug, für die Herausforderungen, die der Weg bietet, wobei ungepflasterte Strecken bevorzugt und Straßen möglichst vermieden werden.

Vom Sulzfelder Badesee zur Adria

Im ersten Anlauf in insgesamt sechs Wochen schafften sie es von Flensburg bis nach Mellrichstadt, von dort starteten sie am Dienstag nach einer Bahnfahrt ihre nächste größere Etappe, die bis zur Adria gehen soll. Richtung Unsleben ging die Route weiter, dann am Mittwoch an der Saale entlang bis nach Sulzfeld, wo sie sich für den Campingplatz angemeldet hatten. Auf das Bad im See freuten sie sich nach einem langen, sonnigen Tag besonders. Pro Tag haben sie sich ungefähr 20 km vorgenommen. "Die ersten Tage sind am schlimmsten", berichtet Köppen, "nach einer Woche hat man sich an das Wandern gewöhnt." Hüfte und Füße schmerzen, aber das nehmen sie beide gerne in Kauf und genießen ihre Freiheit, die Natur und nette Menschen, denen sie unterwegs begegnen.

Das kleine Zelt ist ein Zuhause auf Zeit, ab und zu wird auch eine komfortablere Unterkunft mit Dusche bevorzugt.
Foto: Regina Vossenkaul | Das kleine Zelt ist ein Zuhause auf Zeit, ab und zu wird auch eine komfortablere Unterkunft mit Dusche bevorzugt.

Beide sind pensionierte Pastoren und haben sich für diese Etappe, die auf einer östlichen Route zur Adria führen soll, drei Monate Zeit gegeben. Im Frühjahr 2022 wollen sie dann die nächste Strecke angehen. Mit kleinem Gepäck sind die beiden unterwegs. "Man reduziert sich auf das Wesentliche", sagt Touché, an dessen Rucksack sich auch das kleine Zelt befindet, das immer dabei ist. Am Badesee Sulzfeld war es schnell aufgestellt und eingerichtet.

Raus aus der Komfortzone

"Raus aus der Komfortzone" nennen die beiden das. Was sie dabei gewinnen, ist viel mehr als ein normaler Urlaub. Sie begegnen den Landschaften und den Menschen, denen sie zeigen, das hier jemand ist, der den Mut zur Langsamkeit aufbringt und die Schönheit der Gegend genießt. Sie loben den Landkreis Rhön-Grabfeld, die vielen Blühstreifen und Blumenwiesen, eine Erholung fürs Auge, denn sie haben noch monotone Riesenäcker und abgestorbene Fichten-Monokulturen im Harz im Gedächtnis.

Nachahmer gesucht

Die beiden Ruheständler hoffen, dass Nachahmer ebenfalls entdecken, wie wunderschön die Welt ist und Urlaub nicht gleichsetzen mit irgendwo hinfliegen und am Strand liegen. Die ersten zwei Übernachtungen haben sie geplant, dann lassen sie sich überraschen. "Vielleicht haben wir auch mal Lust, irgendwo ein paar Tage zu bleiben", sagt Köppen. Oft werden sie gefragt, wie sie es aushalten, Tag und Nacht zu zweit unterwegs zu sein.

Das finden beide unproblematisch, weil sie auch gut zusammen schweigen können. Meinungsverschiedenheiten gibt es natürlich auch, zum Beispiel, wenn sie sich verlaufen haben. Unterwegs beschäftigen sie sich damit, griechische Vokabeln zu lernen und jeden Tag eine neue Pflanze kennenzulernen. "Wir setzen einen Fuß vor den anderen und wissen nicht, was kommt", fasst Ute Köppen zusammen. Die nächste Strecke verlief durch die Hassberge Richtung Bamberg.

 
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