Wenn die ZF Friedrichshafen AG 2015 ihr 100-jähriges Bestehen feiert, dann spielt der Rennsport zwar nicht die wichtigste, doch gewiss eine tragende Rolle. Mitte der 1930er Jahre, 50 Jahre nach der Gründung, tauchte der Name ZF erstmals prominent auf den Rennstrecken auf. 1964 gewann Jim Clark mit einem Lotus 33, der mit einem ZF-Getriebe ausgestattet war, den Formel 1-Grand Prix und begründete eine lang anhaltende Erfolgsserie. Deutlich weiter zurück reichen die Erfolge von Fichtel & Sachs, dem Schweinfurter Unternehmen, das 20 Jahre älter als die heutige Mutter ist, und schon 1910 erste Rennsporterfolge feierte. Als Ausrüster der legendären Mercedes-Silberpfeile sorgte Sachs in den 1930er Jahren weltweit für Furore.
Seitdem sind die Schweinfurter in der Rennsportszene ständig präsent, man denke nur an die revolutionäre Kupplung, mit der ein Michael Schumacher seine großen Erfolge in der Formel 1 gefeiert hat. Inzwischen stellt sich ZF erkennbar breiter auf, nicht nur in den verschiedensten Renn-Kategorien, sondern auch bei den Produkten. Zu den Kupplungen und Stoßdämpfern kommen jetzt auch Getriebe hinzu. Nämlich der in der Serie so erfolgreiche Acht Gang-Automat, den BMW in Privatfahrzeugen für Landstreckenrennen anbietet.
Eine gewiss ungewöhnliche Lösung. „Damit schaffen wir den Sprung vom Sachs- ins ZF-Portfolie“, sagt Norbert Odendahl. Er ist seit Herbst 2010 Geschäftsführer der ZF Racing GmbH, die ihren Sitz in Schweinfurt hat, und bei der alle Motorsportaktivitäten des Konzerns zusammenlaufen.
Eines seiner Ziele ist die stärkere Vernetzung mit anderen ZF-Bereichen, auch um vom Saisongeschäft unabhängiger zu werden. Inzwischen arbeiten die Racing-Spezialisten auch an Produkten für Pistenraupen oder spezielle Hubschraubergetriebe. Mittelfristig werde sich dies auch in Arbeitsplätzen niederschlagen, sagt Odendahl. Zu den heute 85 sollen in den kommenden zwei oder drei Jahren gut zehn Prozent hinzukommen.
Mit Blick auf das Jubiläum ist das laufende Jahr für Odendahl eines des Aufbruchs. „Wir werden 2015 deutlich stärker aufgestellt sein als beispielsweise noch vor drei Jahren.“ Dabei freut er sich schon jetzt auf den Januar, wenn ZF Racing auf die Erfolge bei der Neuauflage der Rallye Dakkar anknüpfen will. 2014 und 2015 soll das Erfolgsjahr 2013 fortgeschrieben werden, das Odendahl unisono mit Moritz Nöding, der konzernweit für die Öffentlichkeitsarbeit im Bereich Motorsport verantwortlich zeichnet, das „erfolgreichste in der Firmengeschichte“ nennt.
Spitzenplätze beziehungsweise Weltmeisterschaften gab es in der Formel 1 (Ferrari, Sauber, Lotus), auf der Langstrecke (Sieger in LeMans, Gewinn der Herstellerwertung mit dem Audi R 18, Zweiter in LeMans mit dem Toyota Hybrid), im Rallye-Sport (Weltmeister Sébastien Ogier mit einem Polo R WCR) und bei den Tourenwagen, um nur einige zu nennen. Heute arbeiten alle führenden Automobilhersteller, die Rallye-Sport betreiben, mit ZF Racing zusammen, sagt Nöding. Ein besonderes Zeichen werde heuer bei der Deutschen Tourenwagen Meisterschaft (DTM), für die ZF Ausrüster aller Teilnehmer ist, gesetzt. ZF wird eines der BMW-Fahrzeuge gezielt unterstützen und das optisch unterstreichen.
Ansonsten geht es über Europa hinaus. Deutlich ausweiten will ZF vor allem auch aus Marketing-Gründen das Engagement in Nordamerika und in Japan. So steigt ZF in den USA als Serienpartner in die TUDOR United SportsCar Championships ein, eine Serie, die man mit der DTM vergleichen kann. Audi, Aston Martin, Ferrari, Porsche und einige andere setzen dort auf ZF-Produkte.
In Japan beteiligt sich ZF an der „Rennserie schlechthin“ (Nöding), der Super GT (ähnlich DTM) und bei Langstreckenrennen unter anderem mit Toyota. Die neuen Serien eröffnen eine internationale Wachstumsperspektive, so Konzernchef Stefan Sommer. „Dies bietet die perfekte Plattform, um die technische Exzellenz unserer Produkte zu demonstrieren.“
Sowohl in Japan wie in den USA wird es das in Deutschland so erfolgreiche Projekt Racereporter geben, das sich vor allem an jüngere Leute wendet. Als Racereporter können sich Fans mit originellen Ideen bewerben. Diese setzen sie auf den Rennstrecken um – heuer erstmals auch in Australien – produzieren Clips, die einen besonderen Blick auf das Geschehen rund um die Rennen werfen. Zu sehen sind diese auf der Homepage ZF..com/motorsport oder auf Youtube zf.friedrichshafen.org.