Nebel trübt dieser Tage oft das Bild auf der Milseburg, einem der schönsten und beliebtesten Berge in der Rhön. Getrübt ist hier aber derzeit nicht nur die Aussicht, sondern auch die Stimmung. Ein heftiger Streit über die Zukunft der Milseburghütte ist entbrannt.
Wenige Meter unterhalb des felsigen Gipfels gelegen, ist sie eine der urigsten und meistbesuchten Hütten des Rhönklubs. Sie ist nur zu Fuß zu erreichen. Es gibt kein Wasser, keinen Strom, dafür ein archaisches Plumpsklo. Gekocht wird mit Holz, gespült mit den Händen, und wenn es dunkel wird, kommen Kerzen auf die Tische. Auch gemeinsam gesungen wird hier oft und gerne. So ist die Hütte vielen ans Herz gewachsen.
Doch nun ist sie marode geworden. Nicht verwunderlich, bei dem rauen Rhönwetter in 800 Metern Höhe. Zudem ist sie mit 131 Jahren die älteste Hütte des Rhönklubs. Vor allem Teile der Außenwände sind in einem denkbar schlechten Zustand. Dass etwas geschehen muss, darüber sind sich noch alle einig. Neubau oder Sanierung, lautet aber die Frage, die inzwischen heftig umstritten ist.
Pächter gegen Rhönklub-Pläne
Auf der einen Seite steht für den Rhönklub als Eigentümer dessen Präsident Jürgen Reinhardt für eine große Lösung also Abriss und Neubau, auf der anderen das Pächterpaar Patrizia und Wolfgang Kümpel, die für eine Sanierung bei weitgehendem Erhalt der Substanz eintreten.
Dabei will der Präsident des Rhönklubs gar nicht von „Neubau“ sprechen. Der wäre hier auf dem Gipfel aus Naturschutzgründen auch gar nicht möglich. Nach seiner Ansicht sollte auf den bisherigen Grundmauern ein Bau entstehen, der in Form und Umriss der bisherigen Hütte entspricht. Dem Besucher sollte die Veränderung gar nicht auffallen, so Reinhardt, und die urige Atmosphäre erhalten bleiben.
„Bei einem Neubau – auch auf den alten Grundmauern – verliert die Hütte ihre Seele“, sind dagegen die Pächter überzeugt. Sie würde nie wieder, was sie war. Daher sollte die Hütte mit ihrem einzigartigen Flair unbedingt erhalten werden. Im ältesten Bereich sollten die Außenwände ausgetauscht werden. Bei anderen Wänden reiche eine Sanierung völlig aus, ist Kümpel überzeugt.
Beide Parteien berufen sich auf Fachleute. Der Rhönklub-Präsident, der sich in der Vergangenheit auch schon gegen den Abriss ausgesprochen hatte, wurde offensichtlich auch durch die Gebäudeuntersuchung eines Architekten umgestimmt, der ein Konzept für die Zukunft entwickeln soll.
Für Reinhardt wäre ein Austausch von Wänden nur eine kurzfristige Maßnahme: Denn in In wenigen Jahren würden neue Arbeiten fällig. Zudem seien die Anbauten an die Hütte noch gar nicht untersucht. Hier könnten sich ebenfalls größere Schäden finden, womit die Sanierung dann finanziell ein Fass ohne Boden würde. Nicht zuletzt, damit in diesem schwierigen und sensiblen Bereich nicht immer wieder neue Arbeiten fällig werden, fordert er eine nachhaltige und umfassende Lösung „für die nächsten 30 oder 40 Jahre“.
Die Kümpels haben dagegen den Innungsmeister der Zimmerer aus Fulda zurate gezogen. Nach dessen Aussagen könnten die Wände schnell und problemlos ausgetauscht werden. Die Innung würde die Arbeiten übernehmen, weitere Gebäudeteile seien weitgehend in Ordnung und müssten nicht neu gebaut werden.
Viele Gäste für den Erhalt
Für Patrizia Kümpel, die seit fast 30 Jahren und neun davon als Pächterin in der Hütte arbeitet, sind viele Emotionen mit dem Thema verbunden. Entsprechend ist das Pächterpaar von der Notwendigkeit überzeugt, die „älteste Rhönklub-Hütte für die Nachwelt zu erhalten, wie sie ist.“
Die Motivation für ihr Engagement beziehen die Pächter hauptsächlich von den Gästen, betont Wolfgang Kümpel: „Mehr als 90 Prozent aller Besucher sind für den Erhalt der Hütte.“
Eine Unterschriftenaktion und eine Online-Petition für den Erhalt der Hütte wurden gestartet – mit einer für Kümpel eindrucksvollen Resonanz. Viele Freunde der Hütte seien den Berg heraufgekommen, hätten sich einen Eindruck verschafft und dann unterschrieben. Online und Print seien so rund 4000 Unterschriften zusammengekommen.
Wie soll es nun weitergehen? Die Kümpels hätten gerne eine schnelle Sanierung. Im Winter sei es schon schwierig, die Hütte überhaupt etwas warm zu bekommen. Der Rhönklub-Präsident will erst ein Konzept erarbeiten, „was notwendig, gewünscht und finanzierbar ist“. Die eigentliche Entscheidung trifft die Hauptversammlung des Rhönklubs im Juli 2016. Dann könnte ein Antrag auf EU-Fördermittel gestellt und ab 2017 dann gebaut werden.
Noch sind die Positionen also weit auseinander. Auch wenn Reinhardt gegenüber dieser Redaktion angekündigt hat, an einem für den 16. November angesetzten Termin zur Übergabe der Unterschriften nicht teilzunehmen, trifft sich der Rhönklub Hauptvorstand einen Tag vorher auf der Milseburghütte. Hier sollen die Kümpels die Möglichkeit erhalten, ihre Position zu erläutern, so der Pächter: „Wir diskutieren heftig, aber wie reden miteinander.“
Zur Online-Petition gelangt man über www.milseburghuette.com
Herbstliche Hüttenpause in der Rhön
Kloster Kreuzberg: Seit 28. Oktober geschlossen. Wiedereröffnung am 27. November mit dem Weihnachtsmarkt. Ab 29. November reguläre Öffnungszeiten. Gasthof Elisäus bleibt geöffnet (Montag Ruhetag). Brauerei und Fassbierverkauf bleiben geöffnet. Gemündener Hütte: 5.11. (jeweils erster Schließtag) bis 19.12. (je letzter Schließtag). Adventssonntage offen. Neustädter Haus: 8.11. bis 16.12. Würzburger Haus: 30.11. bis 27.12. (für Gruppen geöffnet) Berghaus Rhön: 2.11. bis 11.12. Kissinger Hütte: Ab Dezember mit neuem Pächter geöffnet. Thüringer Hütte: 30.11. bis 17.12., bei guter Schneelage geöffnet. Schweinfurter Haus: Durchgehend geöffnet (Mittwoch Ruhetag). Rother Kuppe: 10. bis 22.11. Haus am Roten Moor: 9.11. bis 30.11. Milseburg: Ab November Dienstag und Donnerstag geschlossen. Text: top