
Ob Wurstsalat als solcher ein spannenderes Thema ist als die Heimatgeschichte Rhön-Grabfelds und Unterfrankens? Schüler des Mellrichstädter Martin-Pollich-Gymnasiums haben dazu ein salomonisches Urteil gefunden. Beides zusammen erst macht ein Freilandmuseum zum spannenden Ereignis auch für die Smartphone- und Tablet-Generation.
Was sich auf dem ersten Blick nur schwer zusammendenken lässt, fügt sich schnell zu einem logischen Bild.
Das Freilandmuseum Fladungen mit ihrer Museumspädagogin Natalie Unger hat mit fünf Schülerinnen und Schülern des Martin-Pollich-Gymnasiums ein medienpädagogisches Projekt verwirklicht. Die jungen und Mädchen haben zusammen mit ihrem Schuldirektor Robert Jäger eine Art Schnitzeljagd mit Mobilgeräten für junge Museumsbesucher entwickelt, die auf moderne, unterhaltsame Weise durch wichtige Stationen auf dem Freigelände führen.
Kreativität bewiesen die Schüler auf jeden Fall. Im Mellrichstädter Schulgebäude hatten die Schüler, Teilnehmer des Wahlkurses „Jugend präsentiert“, an zwei Nachmittagen ein Drehbuch für ihr Projekt entwickelt. Ausgangsidee: Eine Schulklasse besucht das Freilandmuseum. Einer der Schüler, sichtlich gelangweilt, setzt sich von der Gruppe ab und genehmigt sich im Museumsgasthof besagten Wurstsalat.
100 Jahre zurück
Mit dem Verzehr beginnt eine Zeitreise gut 100 Jahre zurück. Der Junge erwacht auf dem Museumsgelände in alter Tracht und Holzschuhen und muss nun auf dem Museumsgelände mehrere Fragen beantworten und Aufgaben erfüllen, eben wie bei einer klassischen Schnitzeljagd.
Dabei spielt ein Zöllner eine Rolle, eine rätselhafte Zigeunerin, ein Pfarrer und ein strenger Lehrer. Den spielte der Einfachheit halber Schuldirektor Robert Jäger gleich selbst, und das auch sehr überzeugend.
Zehn Stationen gilt es mit GPS-Unterstützung abzuarbeiten. Mit einer speziellen App kann die digitale, interaktive Schnitzeljagd benutzt werden. Sechs Videoclips mit Aufgaben und zwei Fragestellungen ohne Film wurden eingearbeitet, dazu ein Intro und die Auflösung, die natürlich nicht verraten werden soll: Die Schüler Paul Böhm, Klara Voß, Tim Krieg, Paula Kühnert und Maja Hartung haben ganze Arbeit geleistet.
88 Szenen wurden gedreht, einen ganzen Tag brauchte es noch in der Schule für den Filmschnitt und das Erzeugen der Endfassung. Die Filmaufnahmen selbst wurden an einem einzigen Tag gedreht, Mitwirkende waren auch Museumsmitarbeiter.
Hauptdarsteller Paul Böhm war dafür von morgens bis abends in Holzschuhen unterwegs. „Wir waren nach Drehschluss fix und fertig, aber auch erfüllt von den aufregenden Dreharbeiten“, so eine begeisterte Museumspädagogin Natalie Ungar.
Die neue Museumsleiterin Ariane Weidlich freute sich bei der Vorstellung sehr über das gelungene Projekt. „Das große Thema Museum als außerschulischer Lernort wurde hier verwirklicht“, so Weidlich. Das Museum sei damit auf einem guten Weg, auch ein jüngeres Publikum anzusprechen.
Ausgangspunkt für die Zusammenarbeit von Schule und Museum war die Initiative „Mobil im Museum“ des Instituts für Medienpädagogik in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Jugendring, der Landesstelle für die Nichtstaatlichen Museen sowie der Sparkassenstiftung. Die Sparkassen-Vertreter Georg Straub (Vorstand) und Gerd Frickel (Filialleitung Fladungen) erhielten viele Dankesworte für die finanzielle Unterstützung. Mit über 5000 Euro durch alle Stellen konnte das Projekt finanziert werden, das Museum konnte gar neue Tablet-Rechner anschaffen.
Damit werden die ersten Museumsbesucher ab dem nächsten Jahr unterwegs sein. Außerdem können die Geräte für weitere Film- oder Tonaufnahmen sowie zur Videoproduktion eingesetzt werden.
„Zurück in die Heimat“ heißt in Anlehnung an den Kinoklassiker das Streutal-Werk.
Alleine gelassen waren die Filmneulinge freilich nicht. Mit Lambert Zumbrägel, Medienpädagoge des Bezirksjugendrings war ein erwiesener Fachmann mit von der Partie. Alle Beteiligten lobten die kreative Leistung der Kinder über ihr normales Schulpensum hinaus.