Im Sommer waren noch Investitionen von 1,4 Millionen Euro geplant; jetzt musste die AIO Formen- und Werkzeugbau GmbH aus Mellrichstadt Insolvenz anmelden. Das bestätigt Geschäftsführer Dieter Pfister. Es sei ein vorsorglicher Schritt, um Schlimmerem vorzubeugen.
Noch bis August gestaltete sich die Auftragslage bei AIO mit seinen 85 Mitarbeitern gut, berichtet der Geschäftsführer. Im Juli wurde eine neue Maschine angeschafft; Investitionen in weitere und moderne Technologien waren vorgesehen.
Im Spätsommer dann der Einbruch: „Die Auftragseingänge blieben im September, Oktober und bisher im November mehr als 50 Prozent unter dem Normalen“, informiert Pfister.
Ein Hauptkunde im Werkzeugbereich habe keine Aufträge mehr gegeben. Warum, darüber rätselt der Geschäftsführer noch. Vielleicht sei die Lage auf dem Markt allgemein ruhiger, was ungewöhnlich wäre. Oder das Ganze hänge mit der Krise beim Autobauer Volkswagen zusammen.
Eine andere Entwicklung im Bereich Kunststoff/Spritzguss machte AIO seit Längerem zu schaffen. Dort stach die Konkurrenz aus Fernost die Europäer immer öfter mit Dumpingpreisen aus.
Die Lieferzeiten bei Werkzeugen betragen laut Pfister „vier bis fünf Monate“. Das heißt, dass die 85 Mitarbeiter jetzt noch einige Aufträge abzuarbeiten haben. Die Produktion läuft normal weiter.
Richtig getroffen hätte das Unternehmen die Schieflage erst ab Januar 2016. Dann hätten den zu zahlenden Löhnen und Gehältern keine Aufträge mehr gegenübergestanden. „Es drohte die Zahlungsunfähigkeit.“ Um diese zu verhindern, sei am Mittwoch vorsorglich Insolvenzantrag gestellt worden. Ein Würzburger Anwalt wurde als vorläufiger Insolvenzverwalter bestellt.
Die Belegschaft wurde am Donnerstag über diese Schritte informiert. „Die Mitarbeiter waren überrascht, wenngleich sie ja mitbekommen haben, dass weniger Aufträge reingekommen sind.“
Kündigungen werden bis 31. Dezember keine ausgesprochen, verspricht Dieter Pfister. Laut Insolvenzrecht darf das Unternehmen sogenanntes „Insolvenzausfallgeld“ in Anspruch nehmen. Die Mitarbeiter erhalten so für drei Monate ihren Verdienst von der Agentur für Arbeit.
In dieser Zeit müssen sich Geschäftsführer und Insolvenzverwalter Gedanken machen, Alternativen erschließen. Eine Möglichkeit wäre, einen Investor zu finden. Am besten bringt der eigene Aufträge mit. Allerdings steht laut Pfister auch eine „Umstrukturierung“ im Raum. Die Zahl der Mitarbeiter müsste dann reduziert werden. Vielleicht bessert sich die Auftragslage zum Frühjahr hin auch wieder.
Beim weiteren Vorgehen ziehen Geschäftsleitung, Betriebsrat, IG Metall und Insolvenzverwalter an einem Strang, teilt Dieter Pfister mit. Betriebsratsvorsitzender Jürgen Breunig war am Freitag nicht für eine Stellungnahme erreichbar.
Für die Belegschaft von AIO Formen- und Werkzeugbau stellt die jetzige schon die dritte Insolvenz innerhalb von fünf Jahren dar. Die Firma folgte zum 1. März 2014 auf die Maintools Formenbau GmbH & Co KG. Diese hatte 2013 Insolvenzantrag gestellt.
Vorgänger dieses Unternehmens war die Mellrichstädter Firma Weißenberger. Deren Tradition im Formen- und Werkzeugbau reicht bis ins Jahr 1955 zurück. 2010 meldete Weißenberger Insolvenz an.