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Bad Königshofen
Young carer: Wie Papas Pflege das Leben von Lana verändert hat
Die Gründerin der gut besuchten Plattform für junge Pflegende hat am jüngsten DAK-Pflegereport mitgewirkt. Wie lange will Lana noch Botschafterin der eigenen Sache sein?
Lana Rebhan mit ihrer Mutter Katharina. Bis Ende nächsten Jahres wollen sie mit ihrer ' Young Carer Hilfe gemeinnützige UG' noch weitermachen und dann  Bilanz ziehen.
Foto: Michael Petzold | Lana Rebhan mit ihrer Mutter Katharina. Bis Ende nächsten Jahres wollen sie mit ihrer " Young Carer Hilfe gemeinnützige UG" noch weitermachen und dann  Bilanz ziehen.
Michael Petzold
 |  aktualisiert: 21.11.2021 02:22 Uhr

Noch immer nicht ausreichend im öffentlichen Bewusstsein verankert ist die Situation Jugendlicher, die in die häusliche Pflege von schwer erkrankten Eltern oder anderen nahestehenden Verwandten eingebunden sind. Zu diesem Ergebnis kommt der DAK-Pflegereport der mit rund 5,5 Millionen Mitgliedern drittgrößten Krankenkasse in Deutschland. Der jüngst erschienene Report widmet sich deshalb dem Schwerpunktthema "Junge Menschen und Pflege - Einstellungen und Erfahrungen nachkommender Generationen". 

Lana Rebhan mit Jörg Pilawa bei der Preisverleihung von 'Helden des Alltags' einer Programmzeitschrift im Jahre 2019. 
Foto: Franziska Rebhan | Lana Rebhan mit Jörg Pilawa bei der Preisverleihung von "Helden des Alltags" einer Programmzeitschrift im Jahre 2019. 

"Das Thema Pflege ist für ein Drittel der jüngeren Generation ein alltägliches Familienthema", stellt Andreas Storm, Vorsitzender des Vorstands der DAK-Gesundheit in seinem Vorwort zum Pflegereport fest. "Young Carer" nennt man diese jungen Menschen, zu denen auch Lana Rebhan zählt, über die diese Redaktion erstmals im August 2018 berichtet hat. Die Situation der damals 14-jährigen Jugendlichen schien ausweglos. Der Vater war unheilbar an einer heimtückischen Krankheit namens Zystennieren erkrankt, die auch andere innere Organe schädigt. Die Mutter musste in Schweinfurt den Lebensunterhalt für die kleine Familie aus Bad Königshofen verdienen. Und mittendrin Lana, die aufs Gymnasium ging und sich nach der Schule um den Haushalt und den kranken Vater kümmern musste, der überdies ein ganz schlechtes Jahr erlebte und viele Wochen im Krankenhaus verbringen musste.     

Rund 480 000  Jugendliche sind in Deutschland in die Pflege von Eltern eingebunden 

Weil sie nirgends Hilfe bekommen konnte, entschloss sich Lana selbst aktiv zu werden. Mithilfe ihrer Mutter gründete sie "Young-Carers.de".  Eine Plattform für alle, die in einer ähnlichen Situation stecken. Nicht lange, und auch andere Medien wurden auf Lana und ihr Thema aufmerksam, Politikerinnen schalteten sich ein, das Interesse am Schicksal des jungen Mädchens wuchs, das beispielhaft für viele andere steht. Nach Schätzungen sind rund 480 000 Kinder und Jugendliche betroffen. "Für Lana ist das wie eine Therapie", hatte ihr Vater Jürgen dazu gesagt. "Hauptsache es hilft ihr."

Lana hat die Entwicklung sichtbar gut getan, obwohl echte Hilfe noch immer nicht bei der Familie angekommen ist. Aus dem Mädchen in der "Opferrolle, voller Hoffnungslosigkeit und Wut", wie sie über sich selbst sagt, ist eine selbstbewusste junge Frau geworden, die ihr Anliegen nach außen tragen kann und quasi als Botschafterin der eigenen Sache sich selbst und allen Schicksalsgenossinnen und Genossen hilft. Sie erzählte aus ihrem Leben in Talkshows wie Nachtcafé und Sendungen wie "ZDF Zoom", wird zu Vorträgen eingeladen, schilderte ihre Situation mehrfach im Sozialausschuss des Bayerischen Landtages und im Bundesfamilienministerium in Berlin. Dort traf sie auch die frühere Ministerin und möglicherweise baldige Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey, die ihr im persönlichen Gespräch aber ziemlich unverblümt erklärt habe, dass es nach der Verabschiedung des 5,5 Milliarden schweren "Gute-KiTa-Gesetzes" wohl noch eine Weile dauern werde, bevor man sich dem Young-Carer-Thema annehmen könne, wie Lana im Gespräch mit dieser Redaktion sagt.

Bei der Preisverleihung Pflegebär und Pflegekompass 2019 in Berlin steht Lana Rebhan (7. von links) als eine der Preisträgerinnen direkt neben Familienministerin Franziska Giffey.
Foto: Katharina Kühnel  | Bei der Preisverleihung Pflegebär und Pflegekompass 2019 in Berlin steht Lana Rebhan (7. von links) als eine der Preisträgerinnen direkt neben Familienministerin Franziska Giffey.

Lanas Einsatz für die Sache der Young Carer hat sich gelohnt 

Ihre Web-Seite ist voll von Beiträgen, die Unterstützung versprechen und Mut machen wollen, aber auch Geschichten von Betroffenen, die nachdenklich machen. Für den DAK-Pflegereport wurde sie zu ihren Erfahrungen von einem Expertenteam befragt. Es folgten Preisverleihungen für die Pflegeleistung sowie ein Sonderpreis zum  Gründerpreis der Stadt Schweinfurt für die Gründung der "Young Carer Hilfe gemeinnützige UG". Die hatten Lana und ihre Mutter ins Leben gerufen, nachdem 2019 mit steigendem Bekanntheitsgrad auch immer mehr Anfragen eintrafen und die Bearbeitung immer aufwendiger wurde - auch in finanzieller Hinsicht. Die Rechtsform "Gemeinnützige Unternehmensgesellschaft" beinhaltet die Möglichkeit, Spenden entgegenzunehmen, die in erster Linie für die Erstellung von Flyern und anderen Informationsmaterial ausgegeben wird, wie Lanas Mutter Katharina sagt, die als Geschäftsführerin fungiert.       

Andererseits ließ es die Situation zu Hause nicht zu, weiterhin das Gymnasium zu besuchen. Zunächst musste Lana ihren Qualifizierenden Abschluss nachholen, um danach eine Lehrstelle als Steuerfachgehilfin in Bad Neustadt antreten zu können. Daneben absolviert sie zusammen mit ihrer Mutter eine Ausbildung in Logotherapie und beschäftigt sich mit Spiritualität und Psychologie. Das alles ist nur möglich, weil es ihrem Vater etwas besser geht, wenn man das so sagen kann von einem Mann, der dreimal wöchentlich zur Dialyse muss. Die Familie macht sich auch Gedanken, wie es weitergehen soll angesichts eines Zeitaufwands von rund 5000 Stunden seit 2018. "Lana soll das mit 30 nicht mehr machen", wünschen sich die Eltern für ihre Tochter ein normales Leben. Weil Lana, die nächstes Jahr volljährig wird, ähnlich denkt, haben die Rebhans beschlossen, 2022 noch weiterzumachen und dann Bilanz zu ziehen.         

 
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