Fast ein Jahr ist vorbei: Nicole Köllmer-Holl, die erste Quartiersmanagerin im Grabfeld, zieht Bilanz und berichtet gemeinsam mit Bürgermeister Wolfgang Seifert von ihrer bisherigen Tätigkeit in Wülfershausen und Eichenhausen. Unter schwierigen Bedingungen ist sie in Corona-Zeiten angetreten. Inzwischen hat sich ein Vertrauensverhältnis aufgebaut zwischen der in Höchheim wohnenden gelernten Diplomsozialpädagogin und Sozialarbeiterin mit Berufserfahrung und den Bürgern.
Auf 19,5 Stunden pro Woche ist die Stelle ausgelegt, dafür gibt es vom Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales in vier Jahren 80 000 Euro Zuschüsse zu den Personalkosten. Ihr Büro hat Köllmer-Holl in der Gemeindekanzlei in Wülfershausen. Weil der Raum im ersten Stock nicht barrierefrei ist und nicht alle Seniorinnen und Senioren mobil sind, bietet sie auch Hausbesuche an. Nach anfänglichen vorsichtigen Kontakten haben sich die Wülfershäuser daran gewöhnt, dass dort eine Ansprechpartnerin vorhanden ist, die man um Rat fragen kann, die an die richtigen Stellen vermittelt und mit der man Veranstaltungen planen kann.
Keine Konkurrenz, sondern Ergänzung
"Zuerst konnten die Leute mit dem sperrigen Namen "Quartiersmanagement" nichts anfangen", berichtet Köllmer-Holl. Aber welche Alternative gäbe es? Die Bezeichnung "Kümmerer", die in anderen Gemeinden genutzt wird, möchte sie auf keinen Fall. Vielleicht findet sich noch eine bessere Bezeichnung für ihre Tätigkeit. Wichtig war, dass das bereits vorhandene Netzwerk der Ehrenamtlichen in den Vereinen und in der Seniorenbetreuung das Quartiersmanagement nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung betrachtet. "Wir arbeiten organisationsübergreifend miteinander", beteuert die Managerin.
Zuerst war Klinkenputzen angesagt. Sie stellte sich überall vor, beim Frauenbund, bei den Seniorentreffs, in den Vereinen und Geschäften. Sie kooperiert unter anderem mit der Caritas, den "pflegenden Angehörigen", dem Pflegestützpunkt, der Verwaltung und dem Landratsamt. Dabei will sich Köllmer-Holl jedoch nicht nur auf die Senioren konzentrieren. "Ich sehe mich als Koordinatorin für alle Generationen. Das Thema gesunde Ernährung und Bewegung ist für alle besonders wichtig."
Die ersten öffentlichen Veranstaltungen, die Rundgänge in den Dörfern waren der "Türöffner", stellte die Pädagogin fest. Die Teilnehmer lernten sie persönlich kennen und stellten fest, dass dort jemand ist, mit dem man reden kann, der auch mal beim Verstehen von Formularen hilft oder die richtigen Ansprechpartner vermitteln kann. Verschwiegenheit ist oberstes Gebot, nichts, was der Quartiersmanagerin anvertraut wird, gelangt an die Öffentlichkeit.
Gedanken- und Ideenaustausch
Kontakte mit vier anderen Kolleginnen und einem Kollegen im Landkreis Rhön-Grabfeld zwecks Gedanken- und Ideenaustausch finden regelmäßig statt. Köllmer-Holl hat sich auch weitergebildet zur zertifizierten Quartiersmanagerin an der Katholischen Stiftungshochschule München (wir berichteten). Bürgermeister Seifert freut sich über die positive Resonanz aus den Ortschaften. Sein Ziel ist es, das Zusammenleben der Generationen so gut wie möglich zu unterstützen, die Teilhabe der Älteren zu fördern und der Vereinsamung entgegenzuwirken. "Die Senioren sollen so lange wie möglich ein selbstbestimmtes Leben zu Hause verbringen", sagt er.
Nächster Termin ist ein Orgelkonzert am Donnerstag, 8. Dezember, 14 Uhr, in der Kirche mit Peter Götz (Orgel), Willi Irtel (Trompete) und Christine Walter (Feeharfe). Dazu gibt es weihnachtliche Geschichten und Gedichte, anschließend wird zu Glühwein und Kinderpunsch eingeladen.
Das Büro der Quartiersmanagerin ist Dienstag und Mittwoch von 8 bis 14 Uhr und Donnerstag von 8 bis 16 Uhr geöffnet.