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Bad Neustadt
Wort zum Wochenende: „Was singt und klingt denn da in mir?!“
Christel Kupfer
Foto: Gerhard Kupfer | Christel Kupfer
Christel Kupfer
 |  aktualisiert: 18.07.2021 02:15 Uhr

Liebe Leserin, lieber Leser!

Manchmal singt oder klingt etwas in mir – und ich kann es gar nicht gleich einordnen. Beispielsweise als meine Schwiegermutter im Sterben lag. Bei uns zuhause und damals ungefähr so alt wie ich jetzt bin, wollte ich ihr gern einen tröstlichen Choral vorsingen. Aber alles, was ich im Gesangbuch unter den üblichen Überschriften aufschlug, brachte nichts in mir zum Singen und Klingen. Stattdessen summte in mir andauernd ein ganz bestimmtes und auch beschwingtes Loblied: „Du meine Seele singe.“

Das kann doch nicht sein, dachte ich, das passt doch nicht, mir ist doch zum Weinen: Was singt und klingt denn da in mir? Als ich es einen Tag später und nach längerem Zögern dann doch im Gesangbuch aufschlug, staunte ich. In der Nacht zuvor hatten die Metastasen der Schwiegermutter das Augenlicht abgedrückt – und nun las ich: „Er ist das Licht der Blinden, erleuchtet ihr Gesicht, und die sich schwach befinden, die stellt er aufgericht‘. Er liebet alle Frommen und die ihm günstig sind, die finden, wenn sie kommen, an ihm den besten Freund.“

Und wie wir es gesungen haben! Nichts konnte tröstlicher sein! Derzeit singt und klingt in mir – und wieder weiß ich noch nicht genau, mit wem es rundum „stimmig“ sein wird – der Satz des Apostels Paulus: „Weißt du nicht, dass Gottes Güte dich zur Umkehr treibt…“

Gottes Güte – wie ein Gasthaus „Zur Umkehr“: Raum für viele kleine Kehrtwenden, Drehung um Drehung und Schritt für Schritt und fast wie ein leichter, sommerlicher Tanz, der Mittänzer und Mittänzerinnen sucht … weg von den vielen erhobenen Zeigefingern, Mahnungen und Forderungen bis hin zu Bußgeld- und Strafandrohungen…

In mir singt und klingt es schon: „Weißt du nicht, dass Gottes Güte dich zur Umkehr treibt“. Und ich werde wohl nicht allein sein. Ich wünsche allen sommerliche Wochen, sich auch in diesem Sinne „treiben“ lassen zu können.

Christel Kupfer,
Pfarrerin für die Kirchengemeinden Fladungen, Sondheim/Rhön und Stetten

 
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