Liebe Leserin, lieber Leser,
"Werft eure Netze nochmal aus – da, wo das Wasser am tiefsten ist!" Was Jesus den Fischern nach einer erfolglos durchgearbeiteten Nacht sagt, ist eine Zumutung. "Die Zeiten sind halt schlecht. Große Fische gehen mir nicht ins Netz. Ich erwarte keinen Erfolg mehr", sagt vielleicht jemand, dessen Firma gerade nicht gut läuft. "Nochmal eine Bewerbung schreiben? Mich nimmt doch keiner", sagt der junge Mann nach vielen erfolglosen Anläufen. "Nochmal das Gespräch mit ihr suchen? Sie wird eher beleidigt sein, als endlich das Problem zu verstehen", sagt die Frau, die gern eine bessere Betreuung für ihre alte Mutter organisieren möchte. Stattdessen: "Es ist sinnlos. Ich weiß, wie die Dinge laufen."
Und doch bekomme ich manchmal die Stimme nicht aus dem Kopf oder aus dem Herzen: "Wage es noch einmal, über deinen gewohnten Horizont hinaus, auch wenn das Wasser tief ist und du dich unsicher fühlst." Und dann staune ich, so wie die Fischer über den überwältigenden Fang, und kann es kaum glauben. Vielleicht erschrecke ich auch über den Erfolg oder über meinen eigenen Kleinglauben, der mich gefangen gehalten hatte.
Was der Evangelist Lukas im 5. Kapitel von den Fischern erzählt, ist auch eine Ostergeschichte, weil sie von neuer Hoffnung erzählt, die jemand in der Begegnung mit dem Auferstandenen erlebt: "Trau dich! Staune und lass dich beschenken!"
Die Autorin: Gerhild Ehrmann ist Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde in Bad Neustadt