Liebe Leserin, lieber Leser,

ich wünsche Ihnen frohe Ostern. Vielleicht denken Sie: Das ist aber reichlich spät. Ostern war schließlich letzten Sonntag und ist nun vorbei. Ist es das wirklich? Ostern ist das Fest der Auferstehung. Ostern ist das Fest, das über unser irdisches Leben hinausweist. Uns Christen wird oft unterstellt, dass wir uns aufs Jenseits vertrösten lassen und dabei vergessen im Hier und Jetzt zu leben. Das Gegenteil ist der Fall.

Gerade durch Ostern bekommt unser gegenwärtiges Leben Sinn, einen tiefen, einen weiten Sinn, einen ewigen Sinn. Ostern macht uns frei, nicht das Letzte aus dem jetzigen Leben herausholen zu müssen, macht frei von der Angst, was zu verpassen. In Ostern zeigt uns Gott, dass unser Leben nicht beliebig, nicht gleichgültig ist. In Ostern verleiht Gott dem Menschen eine ewige Würde, jedem Menschen. Diese Würde beginnt schon hier. Und deshalb sollten wir Christen auch immer einen liebenden, fürsorgenden Blick auf unsere Mitmenschen haben, besonders auf die Notleidenden. Das gelingt uns leider nur bruchstückhaft. Das kann, darf man uns berechtigterweise vorwerfen.

Unser Leben ist kein Produkt des Zufalls oder eine hübsche Spielerei der Evolution. Gott, der Schöpfer dieser Welt, hat das Leben schon in den Urknall gelegt, wie die Frucht des Baumes schon im Samen veranlagt ist. In Ostern hebt uns Gott aus der Sterblichkeit, aus der Vergänglichkeit dieser Welt in eine ewige Wirklichkeit. So ist jeder Tag unseres Lebens Ostern. Jeden Sonntag, am ersten Tag der Woche, am Tag der Auferstehung Jesu, feiern wir das ganz bewusst. Peter Schott hat dies in einem Satz sehr schön ausgedrückt: "Nach Ostern ist immer Ostern!" In diesem Sinne sind Osterwünsche nie zu spät, sondern immer passend.

Thomas Volkmuth, Diakon in Bad Neustadt