Liebe Leserin, lieber Leser, in diesem Jahr können sie wieder (wenn auch unter bestimmten Voraussetzungen) stattfinden – und in manchen Gemeinden waren sie bereits gestern unterwegs - gemeint sind die Martinsumzüge.
Überwiegend Kinder aus unseren Kitas sind mit ihren leuchtenden Laternen unterwegs und singen die Lieder wie "Sankt Martin, Sankt Martin ...". Viele kennen die Legende aus dem Leben dieses Heiligen, der im vierten christlichen Jahrhundert lebte. Er begegnete einmal einem Bettler, dem er die Hälfte seines Mantels schenkte. Und in der darauffolgenden Nacht erschien ihn im Traum Jesus, der zu ihm sprach: "Was du diesem Menschen getan hast, hast du für mich getan" (nach dem Matthäusevangelium, Kapitel 25, Vers 40).
Und in der Liedstrophe heißt es dann: "Wer bist du?" ..., fragt Sankt Martin schnell, / da wird´s in seiner Seele hell, / er sieht´s, es ist der Herr der Welt, / der mit der Hand den Mantel hält." Mag es vielleicht äußerlich um eine gute Stimmung im Lichterglanz gehen – die tiefere Wahrheit leuchtet hinter dem Tun auf: das Licht der Hoffnung und des Trostes bringen, hinein in eine Welt, die mit Angst, Sorge und Not immer wieder konfrontiert ist.
Es ist eine bleibende Herausforderung, der sich jeder und jede Einzelne immer wieder zu stellen hat – und die nach Antworten verlangt. Freuen wir uns zunächst mit und für unsere Kinder, dass die Tradition der Martinszüge unsere Gemeinden wieder belebt und schauen wir tiefer, wo wir im Dunkel unserer Tage das Licht der Hoffnung hineintragen können.
Jürgen Schwarz
Pfarrer in der ökumenischen Klinikseelsorge am Rhön-Klinikum Campus Bad Neustadt