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Bad Neustadt
Wort zum Wochenende: Leben in einer geprägten Zeit
Pfarrer Jürgen Schwarz
Foto: Andreas Sietz | Pfarrer Jürgen Schwarz
Pfarrer Jürgen Schwarz
 |  aktualisiert: 21.03.2021 02:12 Uhr

Liebe Leserin, lieber Leser.

Der beginnende Frühling bringt es an den Tag: Die Menschen genießen den Spaziergang in den wärmenden Strahlen der Frühlingssonne. Die Sehnsucht nach "Normalität" lässt sich nicht unterdrücken und wir suchen wieder mehr Begegnung untereinander – so wie es eben die derzeitigen coronabedingten Kontaktregeln möglich machen. Mich begleitet bei solchen Erfahrungen immer wieder der Satz des jüdischen Religionsphilosophen Martin Buber, wenn er sagt: "Alles wirkliche Leben ist Begegnung".

Begegnungen spielen für uns eine wichtige Rolle. Ich würde sogar sagen: Sie sind für unseren Lebensweg existentiell. Sie schenken uns Bestätigung und Wertschätzung, aber auch das Nachdenken über unser Verhalten und notfalls sogar Korrektur. Gerade in der Corona-Zeit haben wir es schmerzlich erfahren müssen, wie wichtig für jede Generation Begegnungen sind. Weil sie uns nämlich zu mehr Tiefe und Verständnis über den Urgrund unseres Lebens führen wollen. Selbst eine "Smal-Talk-Begegnung" hinterlässt Spuren. Wie viel mehr, wenn wir jemanden haben, mit dem wir uns auf eine tiefe und innige Begegnung einlassen können.

Kirchlich gesehen befinden wir uns seit einigen Wochen in einer "geprägten Zeit": Fastenzeit nennen wir sie und denken dabei zuerst an Verzicht. Fastenzeit will aber mehr sein als nur der Hinweis auf einen "Mangel". Sie will wieder uns wieder darauf aufmerksam machen, dass wir an Ostern neu die Begegnung mit dem Lebendigen feiern können. Die Natur gibt uns davon jetzt schon Zeugnis – vom aufbrechenden neuen Leben. Geben wir diesen "neuen Leben" deshalb auch jetzt schon Raum in und durch unsere Begegnungen. Geben wir Zeugnis von einem Gott, der in Jesus gekommen ist, um uns das Leben zu schenken (vergleiche Johannesevangelium Kapitel 10, Vers 10). Wenn jetzt wieder "mehr" Kontakt untereinander möglich ist, lassen wir uns vielleicht von dem Gedanken leiten, dass in all unseren Begegnungen wirkliches, echtes Leben spürbar werden soll. Und, dass wir dadurch dem Lebendigen auf die Spur kommen.

Der Autor: Jürgen Schwarz ist Pfarrer in der ökumenischen Klinikseelsorge am Rhön-Klinikum Campus Bad Neustadt

 
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