
Liebe Leserin, lieber Leser, eine Redewendung sagt: „In der Ruhe liegt die Kraft.“ Glaubt man den Informationen im Internet, wurde diese Redewendung erst in den 1970-er Jahren populär. Mit der beginnenden Digitalisierung des alltäglichen Lebens und einer steigenden Mobilität. Heute, 50 Jahre später, sind wir ständig auf Empfang, und das ist ganz sicher eine Bereicherung und sorgt für Sicherheit. Auf der anderen Seite wachsen dadurch die Unruhe und die Sehnsucht, dass einfach einmal alles ruhig ist.
Und doch ist die Sehnsucht nach Ruhe kein Phänomen digitaler und mobiler Zeiten. Schon vor über 1600 Jahren betete der Kirchenvater Augustinus: „Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir.“ Dieser Wunsch nach Ruhe gehört zu uns Menschen, er verbindet sich mit dem Wunsch, einen vertrauten Ort zu haben, eine Heimat. Und tatsächlich: In der Bibel bezeichnet das Wort Ruhe oft einen Ort, einen Ruheplatz. Ruhe ist vor allem ein Ort, an dem ich geborgen und aufgehoben bin. Unser Glaube ermöglicht uns einen Zugang zu diesem Ruheraum. Denn wir haben Anteil an der Ruhe, mit der Gott seine Schöpfung vollendet, in Christus hat er das, was uns beunruhigen kann, von uns genommen. So kann der Verfasser des Hebräerbriefs dann auch vollmundig staunen: „Es ist also noch eine Ruhe vorhanden für das Volk Gottes.“ (Hebräer Kapitel 4 Vers 9).
Diese Ruhe lässt sich nicht erzwingen oder machen. Diese Ruhe ist uns geschenkt, wir müssen für sie nicht erst den Terminkalender freiräumen. Gott sei Dank.
Oliver Englert, Pfarrer in der Region Rhön, Dekanatsbezirk Bad Neustadt