
Liebe Leserinnen und Leser,
das Sprachvermögen ist eine bei uns Menschen besonders stark ausgeprägte Fähigkeit. Mit anderen zu sprechen, etwas mitzuteilen, sich auszutauschen, über Fragen zu beraten und Absprachen zu treffen sind für uns tägliche Routine. Schreiben und lesen gehört auch dazu. Wir Menschen brauchen dringend Kommunikation für unser soziales Miteinander und für unser inneres Gleichgewicht.
Natürlich gehört auch die andere Seite dazu: unser Hörvermögen. Und meistens auch das Einfühlungsvermögen, uns in die Situation der Gesprächspartner zu versetzen. Das alles erst macht uns fähig, über uns selbst hinaus zu wachsen und Anteil zu bekommen am Leben anderer Menschen. Es erweitert unseren Erfahrungsraum enorm, dass wir Menschen nicht alles selbst ausprobieren und herausfinden müssen, sondern uns untereinander beistehen und ergänzen können.
Die Sprachfähigkeit ist daher eine der wichtigsten Wurzeln für Gemeinschaftsleistungen, also aller menschlichen Kultur. Das gilt auch in der Religion und im Glauben. Die "Kommunikation des Evangeliums" ist zentraler Bestandteil im Leben aller christlichen Glaubensgemeinschaften. Wir brauchen für einen lebendigen Glauben das Gespräch mit anderen. Und wir brauchen das Gespräch mit Gott, "Beten" genannt.
In stressigen Zeiten hilft oft ein kurzes Stoßgebet um sich zu erinnern: Gott ist nah. Eine feste Beziehung erfordert jedoch längere Gespräche mit Zeit zum Zuhören. Beten in dieser Form beginnt mit dem "Gott von mir erzählen" und umfasst dann auch das still sein und hören. So spüre ich mich Gott nah. Dieser Sonntag, 17. Mai, trägt übrigens den Namen "Rogate", das bedeutet "betet"! Apropos: Ein Vaterunser dauert etwa 22 Sekunden. Wer vorher und nachher etwas Ruhe lässt, hat eine Minute für die Beziehung mit Gott aufgebracht. Dass Sie täglich für ihr Glaubensleben Zeit finden, wünsche ich herzlich!
Ihr Stefan Wurth
Religionspädagoge in Ostheim