
Rund um die Schöpfungsgeschichte dreht sich das neue Singspiel von Anne Riegler, das die Kinderchöre der Evangelischen Christuskirche in der Stadthalle aufführten. Oder besser: sangen.
Denn anders als bei den Musicals der vergangenen Jahre aus den Federn des Kantorenehepaars Karin und Thomas Riegler war das Singspiel „Der achte Tag“ längst nicht so opulent ausgeführt und kam ohne szenisches Spiel aus.
Nach Corona war dies der erste große Auftritt der Minis, der Kids und der Teenies in einem Konzert. Erst nach den Faschingsferien hatten sich die Rieglers letztendlich dazu entschlossen, eine Aufführung zu wagen. Jetzt konnte „Der achte Tag“ über die Bühne gehen und wurde mit sehr viel Beifall an zwei Abenden in der Stadthalle bedacht.
Ein Hörerlebnis
Diesmal also alles ein Stück kleiner. Keine Band, sondern „lediglich“ Anne Riegler am Klavier und Ilona Zirkelbach mit Saxophon und Klarinette. Aber mit der Wucht und der Prägnanz der Kinderchöre. Und die sollte das knapp einstündige Singspiel zu einem Hörerlebnis werden lassen.
Zunächst durften sich die Kinder für das Singspiel warm singen mit „Mein Gott ist so groß“ von Klaus Heizmann (Minis) über „Freu dich!“ von Andreas Hantke (Minis und Kids) bis „Look at the World“ von John Rutter (Teenies). Kirchenmusikdirektorin Karin Riegler hatte die Kinderchöre wie gewohnt bestens vorbereitet und einstudiert.
Mit Spannung erwartet wurde das neue Singspiel „Der achte Tag“ von Pianistin Anne Riegler. In acht Liedern plus einem immer wiederkehrenden Song sangen die Kids und die Teenies die in der Bibel im ersten Kapitel der Schöpfungsgeschichte beschriebenen Ereignisse.
Die Schöpfungsgeschichte
Auf der großen Leinwand der Stadthalle wurde das Singspiel mit Bildern zur Schöpfungsgeschichte aus den Händen der jungen Sängerinnen und Sänger ergänzt. So schuf Gott in eindrücklichen Liedern Himmel und Erde, das Licht, das Wasser und das Land, die Vögel und die Tiere und sah schließlich, dass es gut war.
Auch als er den Menschen erschaffen hatte, was die Tanzsportgarde des TSV Hollstadt auf der Bühne mit einem Reigen feierte. Den siebten Tag nutzte Gott zur Ruhe, auch im Singspiel für die Kids und Teenies mit einer Sitzpause, während Anne Riegler ein Solo spielte.
Voll Spannung erwartet wurde schließlich der achte Tag, oder, mit anderen Worten, das, was die Menschen aus der von Gott geschaffenen Welt gemacht haben. Und das hatte es durchaus in sich.
Mit erhobener Faust und einem lautstarken „Wohlstand! Wohlstand! Wachstum! Wachstum!“ schrieen die Kids und die Teenies das Hohelied des Kapitalismus in die Stadthalle und die weite Welt hinaus. Trotz allem Wissen darum, dass ewiges Wachstum nicht kompatibel ist mit einer Welt und deren begrenzter Ressourcen.
Was haben die Menschen aus der Schöpfung gemacht?
So wandelten sich denn die eingeblendeten Bilder von grünen Bäumen in abgeholzte Waldlandschaften, von grünen Wiesen in verheerende Feuer. In diesem Teil des Singspiels sparte Anne Riegler nicht an Vorwürfen an die menschengemachte Zerstörung der Natur und damit der Zerstörung von Gottes Werk. „Klimakrise, es wird heiß, wie inzwischen jeder weiß“, sangen die Kinder. Doch sie wurden vom lautstarken Rufen nach Wohlstand und Wachstum immer wieder überstimmt.
Doch die Teenies und die Kids wissen, dass es so nicht weitergehen kann, dass ein Umdenken erfolgen muss. „Liebe die Schöpfung!“, sangen sie mit Nachdruck, „s'ist höchste Zeit!“ Die Forderung der jungen Generation klang im Singspiel im Finale wieder: „Wir sollten alle das Geschenk von Gott bewahren, bis in Ewigkeit.“
In ihrem Singspiel „Der achte Tag“ hat Anne Riegler nicht allein ein Stück Bibel- und damit Erdengeschichte vertont, sondern einen klaren Appell für nachhaltiges Handeln in heitere wie nachdenkliche, in eingängige wie schöne Lieder eingearbeitet. In der Einstudierung ihrer Eltern Karin und Thomas Riegler sowie der Fülle an jungen Stimmen geriet dieser Appell nachdrücklich.
Genau das hatte sich Anne Riegler auch gewünscht: „Sie werden mit einem anderen Gefühl hinausgehen, als Sie hereingekommen sind“, hatte Anne Riegler ihrem Publikum in einer kurzen Konzerteinführung prophezeit. Sie sollte Recht behalten.