Weihnachten ohne Weihnachtsbaum? Das kann sich heute niemand mehr vorstellen. Aber woher kommt eigentlich der Brauch, einen geschmückten Nadelbaum aufzustellen, und was hat er zu bedeuten?
Der mit Lichtern und verschiedenstem Schmuck aufgeputzte Weihnachtsbaum - auch als Tannen-, Christ- oder Lichterbaum bezeichnet - ist wohl das am weitesten verbreitete Symbol des Weihnachtsfestes. Im gesamten weihnachtlichen Brauchtum nimmt er jedoch erst seit einem geschichtlich relativ kurzen Zeitraum einen festen Platz ein. Bereits vor vielen Jahrhunderten schmückten die Menschen Bäume und Zweige, um die Götter milde zu stimmen und sich vor bösen Geistern zu schützen sowie Glück und Gesundheit zu erhalten.
Wintergrün als Vorläufer
Vorläufer des Weihnachtsbaumes ist das Wintergrün, mit dem früher meist zum Jahresanfang die Häuser geschmückt wurden. In immergrünen Pflanzen solle doch vor allem viel Lebenskraft und -energie stecken und so glaubten die Menschen bereits in grauer Vorzeit, damit Gesundheit ins Haus zu holen, wenn man sein Zuhause mit Grünem schmückte. In vielen Gegenden Mittel- und Nordeuropas hat man seit alters her Nadel- oder Buchsbaumzweige an die Haustüren gehängt, um bösen Geistern das Eindringen zu erschweren und ihr Grün gab Hoffnung auf die Wiederkehr.
Im Zuge der Christianisierung sind dann im Mittelalter zur Weihnachtszeit in den Kirchen oftmals so genannte "Paradies-Spiele" aufgeführt worden, war doch der 24. Dezember der liturgische Gedenktag von Adam und Eva. Und den dazu aufgestellten "Paradiesbaum", der durchaus auch ein Laubbaum sein konnte, hat man mit Äpfeln behängt. Kandierte Äpfel sind ja noch bis heute auf Weihnachtsmärkten sehr beliebt.
1419 erste urkundliche Erwähnung eines Christbaums
Die weit verbreitete Aussage, wonach die erste urkundliche Erwähnung eines Christbaumes aus dem Jahr 1419 stamme, kann allerdings nicht nachgewiesen werden. Im Elsass und dem benachbarten Oberrheingebiet jedenfalls bürgerte es sich im 15./16. Jahrhundert ein, dass man mit Naschwerk, Früchten und Nüssen behängte kleine Bäumchen aufstellte, die von den Kindern am Neujahrstag geplündert werden durften. Ein im Jahr 1509 von Lucas Cranach d. Ä. gefertigter Kupferstich zeigt einen solchen "Dannenbaum". Als in evangelischen Kreisen der Christbaum zum festen Weihnachtssymbol wurde, und man sich dadurch von der katholischen Sitte des Krippen-Aufstellens unterschied, trat der Weihnachtsbaum seinen Siegeszug an.
Im Jahr 1539 wurde im Straßburger Münster ein Weihnachtsbaum aufgestellt. In einem alten Reisebericht über das Elsass aus dem Jahre 1597 erfolgt in der damals üblichen Schreib- und Ausdrucksweise die Schilderung von einem "Weyhnachtsbaum, geschmückt mit gefärbt Papier, Faden und Backwerk" in einem Patrizierhaus in Turckheim und wird erwähnt, dass geschmückte Tannenbäumchen zu Weihnachten in den Straßburger Wohnstuben üblich gewesen seien. Seit dem 17. Jahrhundert sind Weihnachtsbäume an deutschen Fürstenhöfen bezeugt und als deren Schmuck wurden Äpfel, Oblaten, buntes Papier, Zucker und dünne Blättchen aus Metall ("Zischgold") genannt.
Erster Weihnachtsbaum mit Kerzen in Schlesien
Den ersten Weihnachtsbaum mit Kerzen geschmückt haben soll man in Schlesien - im Jahr 1611 im Hause der Herzogin Dorothea Sibylle von Schlesien. Liselotte von der Pfalz beschrieb in ihren Jugenderinnerungen einen mit Wachskerzen geschmückten Weihnachtsbaum am herzoglichen Hof zu Hannover im Jahr 1660. J. W. Goethe führte 1774 in seinem Werk "Die Leiden des jungen Werther" den "aufgeputzten Baum mit Wachslichten, Zuckerwerk und Äpfeln" in die deutsche und die Weltliteratur ein. Mit der Erfindung der billigen Stearinkerzen nach 1830 hielt der "Lichterbaum" dann im Verlauf des 19. Jahrhunderts seinen Einzug in fast jeden deutschen Haushalt.
Kerzen-, Lametta- und Glasschmuck
Dabei war seit dem Ende des 18. Jahrhunderts der Rauschgoldengel aus Nürnberg zum beliebten Weihnachtsbaumschmuck geworden. In der Zeit des Biedermeier kamen vergoldete und versilberte Nüsse und Kugelschnüre sowie das Lametta hinzu, nach 1820 auch Glasbläsereien aus dem Thüringer Wald - zuerst die als "Christbaumkugeln" bekannten Vollglaskugeln, danach Glasperlen in mancherlei Gestalt, Glöckchen, Tannen- und Eiszapfen, diverse Tierfiguren und andere glitzernde Glasgehänge - und um 1900 Blechspielzeug und weiterer kunstgewerblicher Schmuck.
Ab dem 19. Jahrhundert ist das Aufstellen eines kerzengeschmückten und mit vielerlei kleinen Gegenständen drapierten und dekorierten Fichten- oder Tannenbäumchens in unserer Region heimisch geworden. Dieser wurde früher, meist in einem Ständer stehend, auf einem Tisch oder dem Stubenfußboden aufgestellt. In vielen Orten des Thüringer Waldes und seines Vorlandes war es Sitte, ihn mit der Spitze nach oben an einem Haken befestigt von der Stubendecke herabhängen zu lassen. Nicht uninteressant auch, dass nach einem Bericht der Herzoglich-Sachsen-Meiningischen Forstverwaltung von 1847 der Weihnachtsbaum sich in den Wohnstuben der Dörfer um Römhild und Hildburghausen durchgesetzt hatte.
"Weihnachtsbaum für alle"
Unter den darin ausdrücklich genannten Ortschaften, deren Bewohner in ihren Wohnstuben Weihnachtsbäume aufstellten, befanden sich beispielsweise auch Zeilfeld, Roth, Streufdorf und Bedheim. Und nachdem bereits im Jahr 1805 der Weimarer Buchhändler Hofmann einen Weihnachtsbaum für die Kinder der Stadt außen vor seinem Haus aufstellen ließ, stellte man übrigens erstmals im Jahr 1919 in einigen Städten zur Weihnachtszeit auch einen "Weihnachtsbaum für alle" auf den Marktplätzen oder an einem anderen zentralen Platz auf, begründete so einen weitere Tradition, die ebenfalls bis heute in fast jeder Thüringer Ortschaft praktiziert wird.