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Unterebersbach
Wo sich Sport und Tierliebe verbinden
Ehrenamtsserie: Sarah Sitzmann ist Ausbilderin im Voltigierverein. Worauf es beim Turnen auf dem Pferd ankommt und warum es dabei um mehr geht als um die Liebe zum Tier.
Ein gutes Team: Sarah Sitzmann und Pferd Louisdor.
Foto: Kristina Kunzmann | Ein gutes Team: Sarah Sitzmann und Pferd Louisdor.
Kristina Kunzmann
 |  aktualisiert: 23.05.2019 02:11 Uhr

Louisdor ist ein schönes, stolzes Pferd. Eines, das einlädt, ihm durch die Mähne zu streichen und es einfach lieb zu haben. Doch für die Mädchen und jungen Frauen, die sich am Reitplatz mit Louisdor beschäftigen, ist er viel mehr als nur ein großer, weicher Freund zum Kuscheln. Vielmehr ist er für sie, die Mitglieder der Gruppe Rhön/Palmsberg IV des Unterebersbacher Voltigiervereins Rhön/Palmsberg, der Trainingspartner, ohne den sie ihre Übungen nicht ausführen können. Zusammen mit Hannah Ankenbrand (16), Martha Bookmann (34), Pia Bookmann (24) und Franziska Albert (22) leitet Sarah Sitzmann die Gruppe. Die 16-jährige Ehrenamtliche investiert viele Stunden in die Betreuung der jüngeren "Voltis" und ist auch selbst in dem Sport aktiv.

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Foto: Annette Päsler | Logo Ehrenamtsserie

Als Sarah an diesem Abend zum Training der Breitensportgruppe der sieben- bis 12-jährigen Voltigiererinnen am Reitstall Kayser in Wollbach erscheint, ist sie etwas abgehetzt. Schließlich kommt sie selbst gerade erst aus Unsleben, wo sie eine ihrer beiden wöchentlichen Trainingseinheiten in einer Voltigier-Leistungsgruppe des Vereins absolviert hat. "Das Training findet meist dort statt, wo das Pferd der jeweiligen Gruppe untergestellt ist - also entweder in Wollbach, in Unsleben oder in Unterebersbach - das ist schon manchmal stressig mit der Fahrerei", gibt Sarah zu, "aber es macht Spaß." Fünf Gruppen hat der Voltigierverein Rhön/Palmsberg, die Turnerinnen werden je nach Leistung und Körpergröße den in Leistungssport- und Breitensport- gegliederten Team zugeordnet.

Das Pferd als lebendiger Trainingspartner

Während die Neuntklässerin erzählt, bereiten die anderen Ausbilderinnen und die an diesem Tag sechs Turnerinnen der Volti-Gruppe schon einmal alles für das Training vor, machen Louisdor bereit, holen Matten, um darauf etwa Purzelbäume zu üben. Dann geht es auch schon los mit dem Aufwärmen: Sprint, Fußgymnastik, Dehnen. Eben alles, um den Körper auf das Turnen auf dem Pferd vorzubereiten. Unterdessen muss sich natürlich auch Louisdor aufwärmen. Dann werden erste Übungen auf der sogenannten Voltigier-Tonne - eine Art Nachbildung eines echtes Pferdes, mit dem Vorteil, dass sie sich nicht bewegt - durchgeführt. Es wird viel gelacht, allen scheint es Freude zu machen.

Vom Engagement der Jugendlichen ist auch Rea Müller begeistert, sie hat rund vier Jahre lang die Voltigier-Gruppen mitbetreut und Sarah angelernt, damit sie nun selbst als Ausbilderin fungieren kann: "Ich finde es toll, dass die Mädchen ein solch zeitintensives Engagement an den Tag legen. Aufgrund einer Umstrukturierung sind unsere Gruppen derzeit relativ klein, aber das tut der Voltigier-Freude keinen Abbruch." Sie betont, dass beim Voltigieren nicht nur Sport, sondern auch das Wohlbefinden des Tieres wichtig seien. So übernehmen die Sportlerinnen unter anderem auch die Boxpflege selbst. Da das Pferd eben kein Sportgerät ist, das nach dem Training einfach in den Geräteraum geschoben wird, erhält es bei Wettbewerben auch eine eigene Note.

Sarah voltigiert von klein auf

Nach dem Aufwärmen lässt sich Louisdor an einer Leine, der Longe, geduldig von Sarah und einer weiteren der Ausbilderinnen im Kreis, dem Zirkel, über den Reitplatz führen. Auf Kommando schaltet er von Trab um auf Galopp oder bleibt stehen, damit die Ausbilderinnen den Voltigiererinnen der Gruppe in den Sattel helfen können, die dort einzeln oder gemeinsam ihre Übungen trainieren. Wenn es nötig ist, steigt Sarah zur Unterstützung auch mal selbst mit in den Sattel, motivierende Rufe der Ausbilderinnen wie "Den Kopf schön hoch, Du bist ein stolzer Volti", spornen die Turnerinnen an. Am anderen Ende des Reitplatzes werden währenddessen weiter "Trockenübungen" durchgeführt, assistiert von den anderen Ausbilderinnen. Nacheinander darf jede Turnerin auf das Pferd. 

Sarah wurde die Freude am Voltigieren quasi in die Wiege gelegt. Sie, deren Mutter ebenfalls eine begeisterte Voltigiererin ist, begann als Dreijährige mit diesem Sport: "Ich bin gerne mit Kindern zusammen und es gefällt mir, mein Wissen weiterzugeben, eigene Leute auszubilden, die wir dann auch auf Turnieren vorstellen", sagt sie. So investiert sie denn auch einiges an Zeit: einmal wöchentlich das zweistündige Training für die Jüngeren, hinzu kommen noch zwei eigene Trainingseinheiten in der Leistungsgruppe von je zwei Stunden. Die Teilnahme an Turnieren oder den Zeitaufwand für andere Aktionen noch nicht mitgerechnet. Denn es werden zum Beispiel auch gemeinsame Zeltlager durchgeführt, die dem Spaßfaktor und dem Zusammenhalt in der Gruppe ebenfalls zugute kommen.

Mehr als Kuscheln mit dem Pferd

Viel Spaß also, aber auch viel Arbeit, die Sarah aufbringt für das Voltigieren. Was die 16-Jährige mit dem Begriff "Ehrenamt" verbindet? Sarah: "Ehrenamt heißt für mich, freiwillig zusätzlich zur Arbeit oder Schule zusammen mit anderen etwas zu tun, wofür man kein Geld bekommt. Es bedeutet, sich zu engagieren und seinen Beitrag zu leisten".

Jedes Gruppen-Mitglied darf noch seine Wunsch-Übung auf dem Pferd absolvieren, dann geht das Training langsam zu Ende, das Aufräumen steht an. Während die Sonne langsam untergeht und es kälter wird auf dem Reitplatz, erhält Louisdor mit der Aufforderung der Ausbilderinnen "Einmal Pferd lieb haben, bitte" seine letzten Streicheleinheiten an diesem Tag. Ja, Voltigieren ist sehr viel mehr als Kuscheln mit dem Pferd. Der Dank an den vierbeinigen Trainingspartner gehört aber eben auch dazu.

Auf dem Rücken von Louisdor haben Sarah Sitzmann (hinten) und Lene viel Spaß.
Foto: Kristina Kunzmann | Auf dem Rücken von Louisdor haben Sarah Sitzmann (hinten) und Lene viel Spaß.
Auch das gehört dazu: Am Ende der Trainingseinheit erhält Louisdor seine verdienten Streicheleinheiten.
Foto: Kristina Kunzmann | Auch das gehört dazu: Am Ende der Trainingseinheit erhält Louisdor seine verdienten Streicheleinheiten.
Trockenübung: Auf der Voligier-Tonne üben Nele und Lorena, Sarah Sitzmann (links) und Martha Bookmann assistieren.
Foto: Kristina Kunzmann | Trockenübung: Auf der Voligier-Tonne üben Nele und Lorena, Sarah Sitzmann (links) und Martha Bookmann assistieren.
 
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