Während wir aus der Kürbissuppe die Sonne Rhön-Grabfelds schmecken, müssen wir beim Hauptgericht diese Woche landkreistechnisch zwei Augen zudrücken: Ganz offiziell befindet sich das Kloster Maria Bildhausen, aus dessen Klosterladen wir Fleisch, Salat, Zwiebeln, Äpfel und Nudeln beziehen, nämlich auf Bad Kissinger Grund und Boden, de facto aber ist Rhön-Grabfeld nur einen Katzensprung entfernt.
So idyllisch wie Obst und Gemüse in Maria Bildhausen gedeihen und so artgerecht wie sich die freilaufenden Schweine auf dem Klostergelände suhlen, ist eine Ausnahme beziehungsweise der Blick über die Landkreisgrenze durchaus gerechtfertigt.
Mehr als 300 Menschen mit Behinderung leben und arbeiten derzeit im ehemaligen Zisterzienserkloster Bildhausen, das mittlerweile eine Einrichtung der Stiftung „Dominikus-Ringeisen-Werk“ ist.
In der Klostergärtnerei sind rund zwölf Personen mit Behinderung beschäftigt. Unter Leitung von Gärtnermeisterin Ruth Schneider kümmern sie sich um Anbau und Pflege des saisonalen Gemüses, der Kräuter und Salate, Beet- und Balkon- sowie Zier- und Nutzpflanzen. Frisch vom Beet geerntet, landen die Bioprodukte auf kürzestem Weg im Klosterladen nebenan auf der Verkaufstheke. Ist der Kloster-Gasthof Ende Februar nach der Winterpause wieder geöffnet, können auch dort regionale Gärtnerei- und Metzgerei-Produkte verzehrt werden.
Besonders stolz sind die Gärtnereimitarbeiter auf ihre Hühner, die Bio-Eier legen und auf die 22 freilaufenden Schweine, die das Kloster erstmals in diesem Jahr hält. „Ein Versuch“, wie Ruth Schneider erläutert. In ihren Augen mehr als geglückt. Nicht nur, weil die Arbeit mit den Tieren „einfach Spaß“ macht. Die Freilandschweine hätten sich auch offensichtlich wohl gefühlt auf der großen Wiese mit Obstbäumen, wo sie wühlen und sich suhlen können und viel Bewegung haben.
Auf dem Speiseplan der Schweine stünden neben Schrot aus Weizen und Gerste aus Rheinfeldshof auch frische Gräser und aromatische Kräuter. Der Sojaanteil des Futters liege bei maximal acht Prozent, informiert Metzgermeister Detlef Bauer, der die Metzgerei in Maria Bildhausen samt dreier Angestellter mit und dreier ohne Behinderung leitet.
„Muggele“ tätschelt ein Gärtnerei-Mitarbeiter mit Behinderung liebevoll den Hals eines Schweins. Eben erst wurde es eingefangen. „Weil der Metzger heute kommt“, so Ruth Schneider, der Mitarbeiter nickt bestätigend. Und verweist auf die restlichen Tiere, die derweil unter dem Apfelbaum dösen.
Geschlachtet werden die Tiere im zehn Kilometer entfernten Wülfershausen, das Fleisch der Schweine wird in der klostereigenen Metzgerei in Bildhausen verarbeitet und verkauft. „Gutes Fleisch“, wie Ruth Schneider erklärt. „Es ist trockener“, erläutert Metzgermeister Bauer und safte nicht so wie die Schnellzüchtungen.
Das Fleisch der freilaufenden Schweine gibt es übrigens nur noch diese und kommende Woche, dann erst voraussichtlich wieder im Herbst kommenden Jahres. Bis dahin ist dann auch der Klosterschinken gereift, zwölf Monate braucht er, erläutert Metzgermeister Bauer, um sein Aroma zu entfalten.
Der Klosterladen mit Klostermetzgerei (Adresse: Maria Bildhausen 6 bei Münnerstadt) ist Montag bis Donnerstag von 11 bis 17 Uhr und Freitag von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Mittwochs hat nur der Laden geöffnet, die Metzgerei ist geschlossen.