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MELLRICHSTADT
Wo man früher in Mellrichstadt einkaufen ging
Wie sich Mellrichstadts Stadtbild und Wirtschaftsleben in Bezug auf Handwerk und Einzelhandel seit Kriegsende verändert hat, konnten die vielen interessierten Teilnehmer an der Stadtwanderung erleben, die Norbert Mültner (erhöht) für den Rhönklub durchführte
Foto: Georg Will | Wie sich Mellrichstadts Stadtbild und Wirtschaftsleben in Bezug auf Handwerk und Einzelhandel seit Kriegsende verändert hat, konnten die vielen interessierten Teilnehmer an der Stadtwanderung erleben, die Norbert ...
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 |  aktualisiert: 19.10.2020 11:03 Uhr

Wenn Norbert Mültner zur Stadtführung einlädt, stößt das immer auf große Resonanz. Denn es ist interessant und manchmal auch amüsant, was der Mellrichstädter aus der Vergangenheit im Dialekt zu erzählen weiß. So auch, als der Mittsiebziger für den Rhönklub-Zweigverein Mellrichstadt zu einem Spaziergang durch seine Heimatstadt einlud, um die Örtlichkeiten zu besuchen, die sich im letzten Jahrhundert stark oder komplett verändert haben.

Mehr als 60 Teilnehmer aus allen Altersschichten kamen zum Treffpunkt, um zu hören, was Norbert Mültner recherchiert hatte bezüglich der vielen Veränderungen in Mellrichstadts Stadtbild und Wirtschaftsleben. Der Landwirt im Ruhestand verblüffte sogleich mit einer beeindruckenden Zahl aus seinem Berufsstand, denn von ehemals 105 Milchbauern in der Streumetropole ist heute nur noch einer übrig. Die Molkerei ist schon lange nicht mehr vor Ort.

Zwölf Lebensmittelgeschäfte in der Stadt

Von den zwölf heimischen Lebensmittelgeschäften in der Stadt, die es zwischen 1950 und 1970 gegeben hat, hat keines überlebt, die Läden- und Versorgungsstruktur hat sich seither stark gewandelt. Von ehemals sechs Bäckern ist nur noch einer übrig geblieben, und statt sieben Metzgereien hat Mellrichstadt auch nur noch eine, statt fünf gibt es nur noch zwei Schreinereien, mehrere Handwerke sind gar nicht mehr vertreten. Wo diese und andere verschwundenen Läden einst ihren Platz hatten, wurde dann beim Rundgang an Ort und Stelle gezeigt.

Dabei meldeten sich auch häufig ältere Teilnehmer zu Wort, wie zum Beispiel die 92-jährige Gerda Halbig, die auch noch manche Geschichten dazu beitrugen. Schmunzeln bereiteten die Preisvergleiche von heute mit Mültners Kinderzeit nach Kriegsende, in welcher der Pfennig noch etwas wert war und Taschengeld ein Fremdwort. Obsolet ist auch, dass man früher dem Bäcker einen bescheidenen Backlohn bezahlte, weil man ihm das Mehl oft selbst zur Verfügung gestellt hatte.

Mellerschter Originale

Schon in der oberen Bauerngasse zeigte Norbert Mültner auf einige Immobilien, die einst ein Geschäft oder einen Handwerksbetrieb beherbergten, den Lebensmittelladen Rosshirt, den Spenglerbetrieb des Hans Witscher und die Schreinereien Blümm und Zirk. Das waren laut Mültner allesamt „Mellrichstädter Originale“. Außerdem stand am jetzigen „Treffpunkt“ früher eine Werkstatt des Überlandwerks.

Weiter führte der Weg am Bürgerturm vorbei zu dem kleinen Spielplatz und Parkplatz am Rand des alten Friedhofs, an dem früher „Vauths Weinstube“ (später Seuferts Weinstube) mit Kegelbahn und schönem Biergarten gelegen war.

Viele konnten sich noch an den „Viehmarkt“ (Alfons-Halbig-Platz) erinnern, an dem nicht nur Vieh gehandelt wurde, sondern auch Zirkusveranstaltungen stattfanden sowie Volksfeste mit der sensationellen Überschlagsschiffschaukel.

Lustige Anekdoten über die Wirtsleut

Oberhalb des Viehmarkts war das Autohaus Krieg ursprünglich ansässig, die erste Mellrichstädter Tankstelle und die erste Fahrschule von Josef Krieg sowie die Weinhandlung Barth. Und noch weiter nördlich gab es einmal das Bürgerliche Brauhaus und den Stadtbahnhof Mellrichstadt. Über „Die vier Jahreszeiten“-Gaststätte an der Kreuzung und deren frühere Wirte gab Mültner auch ein paar lustige Geschichten zum Besten.

Der Weg führte nun über den „Hoffmann‘s Hain“ die Hauptstraße hinunter bis zum Brügel-Eck und von dort durch die Bauerngasse zurück zum Ausgangspunkt. Unterwegs passierte man den Luitpoldbrunnen, der ursprünglich am Marktplatz stand, und die Sparkasse, die bis dato auch schon mehrfach den Standort gewechselt hatte.

Danach war der Hof von Norbert Mültner in Sichtweite, in dem alles hergerichtet war für ein gemütliches Hoffest, das der Rhönklub für Mitglieder und Mitwanderer bis in die frühen Abendstunden zusätzlich ausrichtete. Nach der Stadtwanderung in Mellrichstadts Vergangenheit war allemal genügend Gesprächsstoff vorhanden.

Geschäfte, die es einmal in Mellrichstadt gab

Entlang der Hauptstraße und um den ganzen Marktplatz herum gibt es – bis auf wenige Betriebe – lauter neue Geschäfte in Mellrichstadt und einige Gebäude, die unterdessen mehrere Wandlungen erlebten (Um- und Neubauten und Nutzungsänderungen). Diese zu beschreiben, würde den Rahmen sprengen. Deshalb werden nachfolgend nur diejenigen Geschäfte und Institutionen aufgezählt, die es nicht mehr gibt.

Dies sind das Gefängnis, das Gericht, das Landratsamt, das Bankhaus Stern, das Gasthaus Roth, das Bekleidungshaus Bauereiß, die Drogerie Alex Werner, die „Binding“-Gaststätte, die erste Druckerei Bauner (später Rhön- und Streubote), das Uhrengeschäft Schlau (später Bach), Lebensmittel Kümmeth, der Friseur Koller, die Bäckereien Sterzinger und Rottmann, das Hotel Riedel, die Schmiede Knackert, Fritz Eisenwaren und Kohlenhandlung, Autolackiererei Friedrich, Café Balling, Geschirrladen Weikert (später Stäblein-Moden), Kneisel Hemden und Krawatten, Langenbrunner/Kohlhund (später Berrisch), Zissler Hüte-Schals-Handschuhe, Hotel Schwan mit Tanzsaal (gesellschaftlicher Treffpunkt), Fahrräder Faulstich, Gottwald-Textilien, Reste-Beck, die erste Apotheke (heute Jahn), Schuh-Schmitt, Buchbinderei Sterzinger, Lebensmittel Kamm, Milchprodukte Kolb, Lebensmittel Bach, Bäckerei Schober, Drogerie und Fotoladen Kramer, Tabakwaren Bach, der „Geisebäck“ (Bäckerei Geis), Metzgerei Happ, Gasthaus Ullrich, Schneiderei Balling, Café Wittelsbach, Hüte Triebel, Friseur Trigatti, Schreibwaren Eberlein, Wollwaren Stamm, Lebensmittel Hallmann und Hofmann, Uhren Kolb, Schuh-Link, Metzgerei Inge Haaf, Friseur Schmitt (später Schleicher), Elektro Rempe, Schusterei Otto Dietz, Schneiderei Libor Dietz, Schmiede Hans Blum, Lebensmittel Full/Dietrich, Bäckerei Hoch, Gasthaus Grüner Baum, das Kino am Linsenbrunnenplatz (1958 bis 1990), Café Kahl, Kohlen Hahn (und Geschirr), Schreinerei Seufert, Haushaltswaren Faulstich, Spenglerei Carl Fritz, Bäckerei Schäfer, Moritz-Eis, Bekleidung Rachawin, Gardinen und Polstermöbel Bach, Foto Tretter, Buchbinderei Keuling, Lebensmittel Ernst (später Kolbe), Schusterei Dürer, Bäckerei Mühlfeld, Lebensmittel Reusch, Bäckerei Wallner, Wollladen Börner, Wagnerei Röttinger, Metzgerei Müller, Gärtnerei Loose, Fahrrad Bieber, Schusterei und Schneiderei Heuring, Limonadenherstellung Krug (Krystalla), Metallwaren und Honigschleudern Dietz, Schusterei Groenen, Metzgerei Simon Götz (später Bucher), Schneiderei Breun und Stoffeverarbeitung Funk.

 
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