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Bad Neustadt
Wo einst Elche und Bären in Bad Neustadt verspeist wurden
Konzepte für Museum und Bücherei in der ehemaligen Würzburger Amtskellerei im Stadtrat vorgestellt. Sanierung würde rund 15,75 Millionen Euro kosten. Wird das Projekt umgesetzt?
Aus dem Dunkel ins helle Licht der Aufmerksamkeit. Die ehemalige Würzburger Amtskellerei könnte neues Domizil der Stadtbücherei sowie eines neuen Museums werden.
Foto: Stefan Kritzer | Aus dem Dunkel ins helle Licht der Aufmerksamkeit. Die ehemalige Würzburger Amtskellerei könnte neues Domizil der Stadtbücherei sowie eines neuen Museums werden.
Stefan Kritzer
 |  aktualisiert: 21.05.2021 02:16 Uhr

Ein Museum für die Geschichte Bad Neustadts, der Pfalz und des Neustädter Beckens, ein neues Domizil für die Stadtbücherei sowie Multifunktionsräume und ein Café. All das soll in der ehemaligen Würzburger Amtskellerei mitten in der Altstadt entstehen. Im Stadtrat stellten Dr. Petra Wolters und die Leiterin der Stadtbibliothek, Claudia Scheler, die Konzepte für Museum und Bücherei vor. Erstmals wurde von Bürgermeister Michael Werner auch eine Summe genannt - nur genannt, nicht diskutiert - die eine umfangreiche Sanierung der Amtskellerei kosten könnte: 15,75 Millionen Euro.

Vor nunmehr zwölf Jahren hatte die Friedrich-Schiller-Universität in Jena eine Grabung auf dem Veitsberg projektiert. Lediglich vier Wochen lang sollte dort dem Ursprung einer möglichen Pfalz auf den Grund gegangen werden. Aus diesen vier Wochen wurden zwölf Jahre unermüdlichen Forschens nach den Resten einer einstmals großen und bedeutenden karolingischen wie ottonischen Pfalz. Archäologin Dr. Petra Wolters, unter deren Federführung zahlreiche Grabungen stattfanden und die heute für die Stadt das mögliche Museum in der Amtskellerei plant, reihte die umfangreichen Erkenntnisse der Grabungen und darüber hinausgehenden Forschungen rund um den Veitsberg und das Neustädter Becken aneinander. Neben der Stadt sind auch die Gemeinden Hohenroth und Salz mit Nachdruck an der Erforschung der Geschichte rund um den Veitsberg interessiert. Hinzu kommen nicht weniger als 13 Hochschulen, Universitäten und weitere Einrichtungen, die Forschungen rund um den Veitsberg projektiert haben und hatten.

Reste von Feigen gefunden

Die Ergebnisse aus diesen Forschungen machen für Petra Wolters eine dauerhafte Ausstellung in einem Museum unabdingbar. "Wir haben ganz viele kleine Puzzleteile gefunden, die sich zu einem Gesamtbild fügen", sagte Petra Wolters im Stadtrat. "Es wäre schön, wenn wir ein Museum in der alten Amtskellerei realisieren könnten." Nicht nur alte Mauersteine auf dem Veitsberg wurden von ihr und ihren Kollegen ausgegraben, Petra Wolters weiß heute auch, dass in der Pfalz von Kaisern und Königen vor 1000 Jahren Bären, Elche, Schwäne (die es damals noch gar nicht hier gab), Hühner, Wildschweine, Rinder und Hirsche verspeist wurden. Vielleicht brachten die Delegationen aus Konstantinopel und Jerusalem, die geschichtlich dokumentiert sind, Feigen mit auf den Veitsberg. Reste davon konnten gefunden werden.

Petra Wolters würde nur zu gerne die Ergebnisse der Forschungen wie auch die noch erhaltenen Exponate des früheren Bad Neustädter Rhönmuseums in einem neuen Museum in der Amtskellerei zeigen. Die Planungen für Dauer- wie Wechselausstellungen sind weit gediehen und wurden von Kulturreferentin Anne Zeisner mit viel Lob bedacht: "Die Geschichte könnte so für verschiedene Generationen in einem Museum erlebbar gemacht werden", sagte Zeisner.

Stadtbücherei platzt aus allen Nähten

Neben einem Pfalzmuseum würde auch die Stadtbibliothek nur zu gerne in neue und vor allem größere Räumlichkeiten einziehen. Zum Beispiel neben das Museum in die zu sanierende Würzburger Amtskellerei. "Wir platzen aus allen Nähten", sagte Büchereileiterin Claudia Scheler im Stadtrat. Das Domizil im Bildhäuser Hof ist längst in die Jahre gekommen und nicht nur neue Hygienebestimmungen im Zuge von Corona machen eine teilweise Neuordnung der Stadtbücherei notwendig.

Im ersten Stock des Bildhäuser Hofes wird der Raum für die Stadtbücherei zu klein. Geplant ist ein Umzug in die größere, aber zunächst zu sanierende Amtskellerei.
Foto: Stefan Kritzer | Im ersten Stock des Bildhäuser Hofes wird der Raum für die Stadtbücherei zu klein. Geplant ist ein Umzug in die größere, aber zunächst zu sanierende Amtskellerei.

Für die Zukunft der nach wie vor und auch in Coronazeiten viel frequentierten Stadtbibliothek plant Claudia Scheler Großes. Die Selbstverbuchung von Büchern und anderen Medien sowie die Rückgabe soll bald automatisch erfolgen. Stichwort "Open Library" (deutsch: Offene Bibliothek). Das Bibliothekspersonal müsste gar nicht zugegen sein, um den Leserinnen und Lesern den Zugang zur Bücherei zu ermöglichen. Viel längere Öffnungszeiten könnten realisiert werden, lediglich von einer Aufsicht begleitet.

Zuschüsse werden beantragt

Eine Ausstattung der Stadtbücherei mit einer Rückgabeautomation kostet rund 43 000 Euro und soll auf den Weg gebracht werden. Angebote hierfür werden eingeholt und Zuschüsse vom Deutschen Bibliotheksverband und der Landesfachstelle für Bibliotheken in Würzburg beantragt. Der Beschluss im Stadtrat erfolgte ohne Gegenstimme. Eine solche gab es schon gar nicht, nachdem Claudia Scheler die Zahlen der vergangenen Jahre präsentierte: Im von Schließungen geprägten Coronajahr 2020 ging die Zahl der Entleihungen um rund 8000 im Vergleich zum Vorjahr in die Höhe und betrug 224 979 bei 2495 aktiven Lesern.

Zuvor muss jedoch die Software der Stadtbibliothek auf den neuesten Stand gebracht werden. Dazu gehört auch eine neuer Dienst, der es möglich macht, sich den Inhalt der Website der Stadtbücherei am Computer vorlesen sowie in eine andere Sprache übersetzen zu lassen ("BrowseAloud Toolbar"). Die jährlichen Wartungskosten verringern sich mit dem Update geringfügig auf 7668 Euro. Die Toolbar schlägt mit zusätzlichen Kosten in Höhe von 1730 Euro pro Jahr zu Buche. Eine Entscheidung, ob die Amtskellerei saniert wird und Stadtbücherei wie Pfalzmuseum dort einziehen können, fiel im Stadtrat aber noch nicht. Die Planungen sollen aber im Detail weitergeführt werden.

 
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