Viel Herzblut haben meist die Betreiber von kleineren Dorfcafés in den Aufbau ihrer Lokalitäten gesteckt und sich damit oft einen Traum erfüllt. Nun dürfen keine Gäste mehr bewirtet werden. Wir erkundigten uns bei vier Inhabern nach ihrer aktuellen Situation.
Das Café "Steinchen" in Hohenroth ist noch keine drei Jahre alt. Betreiberin ist Tanja Steiner-Kaminsky. Viel Geld und Leidenschaft habe sie in den Umbau des Cafés in der Nähe des Dorfsees gesteckt. Die Einrichtung führt sie im Nebenerwerb, außerdem hat sie drei Angestellte auf 450-Euro-Basis. Vor dem Lockdown hatte sie vier Tage pro Woche geöffnet und bot kleine regionale Gerichte, jeden zweiten Sonntag Frühstück und natürlich ihre selbstgebackenen Torten an, die sie jetzt noch to-go offeriert. "Aber der Verkauf außer Haus – der ohnehin nie üppig war – geht immer mehr zurück", sagt Steiner-Kaminsky. Über die sozialen Medien versuche sie Kontakt zur Kundschaft zu halten, doch die Nachfragen seien inzwischen gering.
Wolfgang Witz dachte ans Aufhören
Die Kosten laufen aber zum Teil weiter. Die Miete müsse sie in gleicher Höhe weiterzahlen, ihre Angestellten beschäftige sie noch stundenweise. Von der Gemeinde erhalte sie keine Unterstützung und an staatlichen Hilfen habe sie jetzt eine Abschlagszahlung erhalten, die nicht einmal reiche, um die laufenden Kosten zu decken. Sie kann nur hoffen, dass die Schließung bald aufgehoben wird, "sonst weiß ich auch nicht, wie es weitergehen soll".
Ans Aufhören hat schon Wolfgang Witz gedacht, Inhaber des Café "Frida" in Irmelshausen. Vor etwa fünf Jahren hat er ein altes Bauernhaus in der Dorfmitte erworben und aufwendig saniert. Der gemütliche Innenbereich wurde mit altem Mobiliar ausgestattet, ein Holzofen sorgt für behagliche Wärme, draußen vor der Tür ist im Sommer ein kleiner Biergarten.
"Frohsinn" soll so bald wie möglich wieder öffnen
Die Ehefrau des Betreibers ist im Café angestellt und befindet sich jetzt in Kurzarbeit. Auch Wolfgang Witz hat nach eigenen Worten eine Abschlagszahlung erhalten, "die gerade reicht, um den Strom zu bezahlen". Als Soldat habe er ein geregeltes Einkommen, sodass die Familie auf jeden Fall über die Runden komme. Doch er weiß nicht, ob er nach dem Ende des Lockdowns wiedereröffnet oder das Haus vermietet, das hänge ganz von den dann geltenden Auflagen ab.
Die Hygienebestimmungen zwangen Claudia Froh, ihr kleines Café "Frohsinn" in Unsleben seit Beginn des Lockdowns im März geschlossen zu halten. "Im Sommer konnte ich nicht öffnen, weil in dem kleinen Gastraum der Abstand von 1,5 Metern zwischen den Tischen nicht eingehalten werden kann". Auch sie hat mit ihrem Mann das Anwesen erworben und das untere Stockwerk zu einem heimeligen Café mit nur wenigen, dafür aber stilvollen, Sitzplätzen eingerichtet.
Nicole Stiefel wurde von der Schließung "kalt" erwischt
Einen großen wirtschaftlichen Schaden habe sie nicht, weil sie keine laufenden Ausgaben zu begleichen habe. Sie habe deswegen keine staatliche Unterstützung beantragt. Sie verdiene mit dem Lokal auch nicht ihren Lebensunterhalt, denn hauptberuflich sei sie als Krankenschwester tätig. "Ich habe halt meine Arbeitszeit um ein paar Stunden aufgestockt. Das ist derzeit aus bekannten Gründen überhaupt kein Problem", erklärt Froh. Einen Außer-Haus-Verkauf ihrer selbstgemachten Torten zieht sie nicht in Erwägung, weil ihre Freizeit jetzt noch knapper bemessen sei. "Aber ich will wieder öffnen, sobald es geht".
Diesen Vorsatz hat auch Nicole Stiefel. Sie ist von der Schließung "kalt" erwischt worden, denn sie hatte erst im vergangenen September ihr Café mit einem angeschlossenen Laden für Wohnaccessoires und Shabby-Chic-Mobiliar in Willmars eröffnet. Zuvor hatte sie in Bad Neustadt einen reinen Verkaufsladen betrieben. Bei der Suche nach größeren Räumlichkeiten sei sie auf die ehemalige Gemeindegaststätte gestoßen. Sie habe ursprünglich nur eine Scheune gesucht, doch nun habe sich die Möglichkeit für ein Lokal geboten und damit für die Einrichtung eines Cafés.
Inhaberin gibt sich kämpferisch
Das rustikale Ambiente des historischen Gebäudes stattete Stiefel mit antiken und von ihr selbst aufgearbeiteten Möbeln aus. Innen ist Platz für 25 Personen, im Außenbereich ist außerdem ein Biergarten. Das Café ist gleichzeitig Ausstellungsbereich für die restaurierten Möbel. Die angebotenen Kuchen und Torten stellte sie selbst her.
"Es ist prima angelaufen", erinnert sich die Betreiberin wehmütig, doch dann kam bald schon das abrupte Ende – auch für ihr zweites Standbein, denn sie verlieh außerdem Mobiliar für Hochzeiten. Nun hat sie überhaupt kein Einkommen, nach wie vor warte sie auf die Auszahlung der staatlichen Unterstützung. Der einzige gute Aspekt für sie: Sie hat jetzt viel Zeit für das Herrichten der Möbel. Denn aufgeben will sie keinesfalls, "ich halte durch", gibt sich Nicole Stiefel kämpferisch.