Jede Firmengründung birgt ein gewisses Risiko in sich. Schließlich ist nicht abzusehen, wie sich die Geschäfte einmal entwickeln werden. Das wussten auch Peter Wieczorek und Volker Hahn aus Bad Königshofen, als sie sich mit ihrer Maschinenbaufirma „Renergie-Systeme“ selbstständig machten.
Zehn Jahre ist das jetzt her und die beiden haben es nicht bereut, diesen Schritt gegangen zu sein. Die Auftragslage ist gut, wofür schon die Zahl der Mitarbeiter spricht. „Als wir anfingen, waren wir noch zu zweit,“ erinnert sich Peter Wieczorek. Er ist in der Firma hauptsächlich für die Entwicklung zuständig, während sich der gelernte Industrieschlosser Volker Hahn um die Organisation in der Werkstatt und die Abarbeitung der eingegangenen Aufträge kümmert. „Heute haben wir zehn Beschäftigte und es können durchaus noch mehr werden“, sagt Wieczorek, der Maschinenbauer und Diplomingenieur ist und betont, dass in seinem Betrieb seit eineinhalb Jahren auch ausgebildet wird.
Zwei Azubis im Betrieb
Momentan sind es zwei Azubis, die bei „Renergie-Systeme“ den Beruf des Konstruktionsmechanikers erlernen.“ Einer der beiden, der 19-jährige Asylbewerber Khaled Sakhizada aus Afghanistan, hat sich nach den Worten von Peter Wieczorek innerhalb von einem knappen halben Jahr bereits sehr gut im Unternehmen integriert. „Er macht große Fortschritte und ich bin vor allem glücklich darüber, dass er nach Beendigung seiner Ausbildung ein Bleiberecht von mindestens zwei weiteren Jahren hat.“ Der Unternehmer spielt damit auf den Fachkräftemangel an. „Geeignete Mitarbeiter zu finden, wird auch für uns immer schwieriger“, meint er.
Europaweite Abnehmer
Herzstück der Firma, die ihren Sitz seit fünf Jahren in einem früheren Fliesengeschäft am hohen Markstein hat, ist die große Werkstatt. Dort werden mit modernen Maschinen Metallbauteile angefertigt, die an andere Maschinenbauer geliefert und dort weiterverarbeitet werden. Neben lokalen Unternehmen wie Ifsys, Texpa, Schindler oder auch die Firma Weigand-Bau, für die „Renergie-Systeme“ einige Entwicklungen machte, nutzen viele weitere Firmen aus dem deutschen Raum und dem europäischen Ausland diese Dienstleistung. Dazu kommt der Bau von so genannten Heizkabinen auf Hackschnitzel- oder Pelletbasis. Heizung und Brennstoffbunker sind dabei in einer Kabine integriert.
Bayernweite Schlagzeilen
Für bayernweite Schlagzeilen sorgte die Firma vor fünf Jahren, als die beiden Geschäftsführer zusammen mit ihren Partnern von der Agrokraft die Auslieferung der ersten von ihnen entwickelten HTC-Anlage vermelden konnten. Abnehmer des High-Tech-Geräts, das unter hohem Druck binnen kurzer Zeit aus Bioabfällen Kohle zur Bodenverbesserung produzieren kann, war die Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst in Göttingen, die seitdem an der Anlage aus Bad Königshofen forscht. Bemerkenswert war die Tatsache, dass ihr Bau ohne Fördergelder realisiert werden konnte.
Weitere Anlage wird gebaut
Seitdem war es etwas ruhig geworden um die „Zauberkohle aus dem Dampfkochtopf“, wie eine Fachzeitschrift vor über zehn Jahren titelte, als das Projekt seinen Anfang nahm. Jetzt könnte das Ziel, in absehbarer Zeit in die Serienproduktion zu gehen, ein Stück nähergerückt sein. „Wir werden eine weitere HTC-Anlage bauen“, freut sich Peter Wieczorek. Dass es diesmal von der EU im Rahmen eines Incover-Umwelt-Forschungsprojektes, an dem 15 Partner aus sieben Ländern mitarbeiten dürfen, einen Zuschuss gibt, darüber freuen sich die beiden „Renergie-Systeme“-Geschäftsführer – und sie sind auch ein wenig stolz darauf. Mit ins Boot geholt wurden sie vom Umweltforschungszentrum Leipzig.
Gärreste werden zu Kohle
Die insgesamt vierte im Bad Königshöfer Unternehmen gebaute Anlage wird zunächst an ihrem Standort bleiben und soll neue Aufschlüsse darüber liefern, wie Gärreste aus Biogasanlagen möglichst effektiv zu Kohle verarbeitet werden können. Bis die neue HTC-Anlage fertig ist, werden übrigens nicht Jahre, sondern lediglich ein paar Monate vergehen, wie Peter Wieczorek optimistisch ankündigt: „Wir gehen fest davon aus, dass wir sie schon im Sommer dieses Jahres in Betrieb nehmen können.“